Die Stadtreinigung hat neun Monate nach dem Startschuss der Recycling-Offensive durch den Hamburger Senat Bilanz gezogen: 52 Prozent der Hamburger Haushalte entsorgen inzwischen ihr Altpapier in einer blauen Papiertonne, 33 Prozent nutzen die Biotonne für Küchen- und Gartenabfälle. Vier Prozent kompostieren selbst. Damit trennen nur 37 Prozent aller Hamburger Haushalte vorbildlich ihren Bio-Müll, so Reinhard Fiedler, Sprecher der Stadtreinigung. Trotz Umwelthauptstadt werden aus Müll-Muffeln anscheinend nur zögerlich überzeugte Ökos - trotz der Überzeugungsarbeit der Umweltbehörde. Sie versendete Informationsblätter, "Verweigerer" bekamen ein Mahnschreiben. Und Senatorin Jutta Blankau will sogar einen Müll-Ausschuss einberufen.

Dennoch spielen die Eigentümer nicht recht mit. Die Proteste aus der Wohnungswirtschaft haben sogar dazu geführt, dass die Senatorin die Zwangseinführung der Bio- und Papiertonne kippte und auf Freiwilligkeit setzt. Insbesondere die Nachfrage der Wohnungswirtschaft liege deutlich unter den Erwartungen, sagte Fiedler. Viele Vermieter müssten erst einmal Platz schaffen und Standplätze für die Tonnen umbauen. Das könne als Modernisierungskosten auf die Mieter umgelegt werden, warnt der Mieterbund.

Für Heinrich Stüven vom Hamburger Grundeigentümerverband ist es sogar "eine indirekte Form der Enteignung". In der Innenstadt gebe es kaum Platz für die Tonnen. "Gelbe Säcke, Biomüll, Papier, Restmüll - wie soll das auf kleinen Grundstücken und in teils winzigen Küchen gehen?", fragt er. Hier solle etwas umgesetzt werden, was der Praxis widerspreche. "Ich bringe meinen Papiermüll weiter zu einem der zahlreichen Container", sagt Stüven. Seinen Mitgliedern rät der Grundeigentümerverband, die Sache auszusitzen. Die grünen Tonnen seien in der Stadt ein hygienisches Problem und in der Wohnung ein logistisches.