Schaufensterglas, Zigarrenkisten - individuelles Möbeldesign als Hingucker im Wohnraum

Ein harmonisches Ambiente zum Wohlfühlen, das ist für viele das Ziel beim Möbelkauf. Doch ein oder zwei außergewöhnliche Stücke dazwischen setzen belebende Akzente. Ein Streifzug durch Hamburgs Einrichtungsläden.

Gänzlich echt sind zum Beispiel die Schindeln aus Birkenrinde im Einrichtungsgeschäft Richard an der Wexstraße. Eine einzelne besondere Tapetenbahn an der Wand, um die klassische Raumgestaltung zu brechen - das ist bekannt. Die Papierbahnen aber durch Birkenrinde zu ersetzen, ist hingegen eher ungewöhnlich. 35 mal 22,5 Zentimeter sind die Schindeln groß, und Inhaber Richard Lotzmann hat sie mit Heißkleber an die Wand gebracht. "Das funktioniert wunderbar und ist wirklich ganz einfach", betont er. Herausgekommen ist eine lebendige, leicht rustikale und sehr wohnliche Wirkung.

Ebenfalls in seinem Geschäft zu sehen ist die siebenteilige Hängeleuchte aus der Lampenserie 21 von Bocci. Wie einen schützenden Mantel hat Designer Omer Arbel dünne Rohporzellanblätter locker um die Leuchtmittel gelegt. Inspiriert wurde der Designer durch die unregelmäßigen, manchmal unharmonischen Muster, die Kletten auf Felsoberflächen hinterlassen, heißt es auf der Website des kanadischen Herstellers. Richard Lotzmann jedenfalls ist von der Wirkung der Leuchte begeistert: "Das Zusammenspiel der handgefertigten, leicht durchscheinenden Porzellanschirme, die in unterschiedlicher Höhe hängen, ist außergewöhnlich und formschön zugleich. Zudem verbreitet die Leuchte einfach eine tolle Stimmung."

Auch Die Wäscherei in Winterhude führt Hängeleuchten, die sich aus einer Vielzahl von Schirmen zusammensetzen. Mehr als 3 hat dabei die "Melange Grand" zu bieten. Traubenförmig hängen sie zusammen, jede für sich in einer unterschiedlichen Form gehalten, alle jedoch aus weißem Porzellan. "In dieses Design ist ein Querschnitt erfolgreicher Lampenschirme eingegangen und zu einem kleinen Kunstwerk zusammengefügt worden", sagt Wäscherei-Einrichtungsberater Kaj Pehlke. Ebenfalls sehr künstlerisch wirkt die aus geflochtenem, hellem Papier gefertigte Serie Die Braut. "Diese Pendel-, Steh- und Tischleuchten kommen aus einer kleinen Manufaktur in Riga mit dem schönen Namen Mammalampa", berichtet der Fachmann.

Ein paar Schritte weiter findet sich ein Hingucker zum Reinsetzen: Sessel Nemo, den Fabio Novembre 2010 für Driade entworfen hat. Das überdimensionale Sitzmöbel ist in Form einer Gesichtsmaske gestaltet. "Den Sessel führen wir in Schwarz und Weiß und als Hinter- und Vorderkopf. Das Material ist Kunststoff, deshalb kann Nemo auch problemlos auf der Terrasse stehen", sagt Pehlke.

Stacheliger sitzt man dagegen auf dem Kaktus, den der Designer Maurizio Galante für Cerruti Baleri entworfen hat. Aber er lädt nicht nur Fakire zum Verweilen ein. Kugelrund und gefüllt mit Kunststoff-Schaum ist das Sich-fallen-Lassen zwar gänzlich ungefährlich, etwas Mut erfordert es allerdings schon. Zumindest bestätigt Peter Ehlers von Clic im Stilwerk das täuschend echte Aussehen der Sitzkissen mit Fotomotivbezug: "Man denkt wirklich, man piekst sich!" Wahren Kakteen-Enthusiasten dürfte das Canapé Cactus gefallen. Hier hat der Designer mehrere Poufs zu einem Sofa verbunden. Wem das stachlige Design hingegen doch eine Spur zu drastisch ist, dem empfiehlt Einrichtungsexperte Ehlers "den Hocker mit dem Design Grüner Apfel von Cerruti Baleri - ebenfalls ein echter Hingucker".

Wer es nicht nur ungewöhnlich liebt, sondern zudem gern ein Unikat besitzen möchte, der ist bei "Kunst und Gemüse" richtig, wiederum an der Wexstraße. Hier finden sich unter anderem Arbeiten von Christian Kusenbach, beispielsweise ein Waschtisch, den er zusammen mit der Glas-Künstlerin Sybille Homann gestaltet hat. Homann setzt stets auf recyceltes Glas, in diesem Fall hatte die Waschschüssel ein Vorleben als Schaufensterglasscheibe im Karo-Viertel. Kusenbach als gelernter Tischler hingegen ist für das hölzerne Gehäuse verantwortlich. "Die Beine und die Platte sind aus jungem Holz, passend zur relativ modernen Form des Möbels. Die Front- und Seitenflächen hingegen sind aus einer Apfelkiste aus dem Alten Land gefertigt, also aus Holz mit Geschichte, was wiederum wunderbar zu dem recycelten Glas passt", erläutert der Designer.

Kusenbachs Stücke werden durch die Assoziationen seiner Kunden zu etwas Besonderem. "Die Kunden können gerne mit ihren Lieblingsstücken zu mir kommen, mit Treibholz oder der noch verbliebenen Tür eines alten Schrankes, und ich baue dann ein individuelles Möbel drum herum", verspricht er. Vor allem jedoch ist Kusenbach ein Romantiker. Seine "Zigarren-Herbergen" (ab 750 Euro) sind in einem Rahmen aus Edelhölzern gestapelte alte Zigarrenkisten. Die Größe dieser einfachen aber auch beeindruckenden Möbelstücke variiert bis zu einer Höhe von 1,40 Meter, womit der Sammel-Schrank eine skulpturale Vitrinen-Anmutung erhält. Gedacht sind die Stücke als besondere Aufbewahrungsorte. "Viele Kunden fühlen sich durch das Design an ihre Kindheit erinnert, als sie in exakt solchen kleinen Holzkisten ihre Schätze horteten. Mein Sohn tut das übrigens auch schon." Gefragt, was heute in den verschiedenen Schüben aufbewahrt werden könnte, antwortet Kusenbach prompt: "Zunächst einmal gehören da Liebesbriefe hinein, als größter Schatz - der Rest findet sich."