Die Garantie auf einen vereinbarten Rückzahlungszins hat ihren Charme nicht verloren

Niedrige Zinsen bei Sparanlagen und die unsichere Lage an den Finanzmärkten machen das Bausparen wieder attraktiv. "Während es in der Vergangenheit als langweilig und antiquiert galt, kommt es durch die Finanzkrise als sichere Finanzierungsart zu neuen Ehren", sagt Andreas Zehnder, Vorstandsvorsitzender des Verbandes der Privaten Bausparkassen. So konnten die privaten Bausparkassen im ersten Halbjahr 2011 über eine Million neue Verträge abschließen, was einem Zuwachs von 5,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Auch die Landesbausparkassen (LBS) vermelden bei den Neuverträgen ein Plus von 7,1 Prozent im ersten Halbjahr.

Gleichzeitig stieg auch das Bausparvolumen der Neuverträge. Das spricht dafür, dass viele einen Immobilienerwerb fest ins Auge fassen. Nach einer Umfrage der Privaten Bausparkassen spart zurzeit jeder zweite Bundesbürger für den Erwerb oder die Renovierung von Wohneigentum. Zwar sind die Zinsen für Hypothekendarlehen mit einer Laufzeit von zehn Jahren im Moment mit rund drei Prozent niedrig. Doch wer erst in einigen Jahren bauen oder kaufen will, kann nicht darauf vertrauen, dass das historisch niedrige Zinsniveau noch auf Jahre erhalten bleibt. Denn das ist eher unwahrscheinlich. Während in vielen Euro-Ländern die Zinsen schon deutlich angezogen sind, könnte das früher oder später auch Deutschland drohen, wenn es immer größere Lasten für die Euro-Rettung schultern muss.

Die neuen Bauspartarife berücksichtigen bereits das niedrige Zinsniveau. Zwei Tarife (s. Tabelle) bieten später Darlehenszinsen von unter drei Prozent. Das ist der Vorzug des Bausparens: Der Rückzahlungszins kann schon bei Vertragsabschluss festgezurrt werden. Allerdings sollte nicht nur auf den Sollzins, sondern auch auf den späteren Effektivzins geachtet werden. Bei Wüstenrot liegt er abhängig von der Tilgungsrate bei 3,0 bis 3,31 Prozent. Das Angebot von Schwäbisch Hall kommt auf einen Effektivzins von 3,01 Prozent. Wüstenrot hat aber mit 200 Euro monatlich eine deutlich niedrigere Rückzahlungsrate. Deutlich höhere Effektivzinsen von zum Teil über vier bis fünf Prozent (Badenia) drohen bei den anderen Angeboten. Vorgegeben war in diesem Vergleich, dass der Darlehenszins geringer als fünf Prozent sein soll, die Rückzahlung in niedrigen Raten erfolgt und es möglichst wenig Guthaben eingezahlt werden muss, um ein Darlehen zu erhalten. Dabei hatte das letzte Kriterium Vorrang vor den niedrigen Raten. Aus diesen Vorgaben und einer monatlichen Sparrate von 250 Euro zeigt die Tabelle die fünf besten Ergebnisse aus insgesamt 85 Tarifvarianten.

Auf der Internetseite der Finanzberatung FMH ( www.fmh.de ) können Interessierte die jeweils gewünschten Vorgaben eingeben, um den für sie optimalen Bauspartarif zu erhalten. Zu jedem gibt es ein ausführliches Datenblatt, das von der Mindestansparung bei Vertragszuteilung über die Gebühren und Kosten bis zu den Zinsen und Raten alle wichtigen Größen für einen individuellen Vergleich auflistet.

Die Guthaben bei Zuteilung zeigen, dass kaum mehr erreicht wird als die eingezahlten Beiträge. Das liegt an der niedrigen Verzinsung und den Kosten des Bausparvertrages, die an den Sparergebnissen zehren. So wird eine Abschlussgebühr von bis zu 1,6 Prozent fällig, einige Kassen verlangen auch eine jährliche Kontoführungsgebühr, die vom Guthaben eingezogen wird. Doch ein niedriger Zins in der Ansparphase ist der Preis für einen niedrigen Darlehenszins. "Der spätere Kreditzins ist umso niedriger, je geringer zuvor das eingezahlte Geld in der Ansparphase verzinst wurde", sagt Arno Gottschalk von der Verbraucherzentrale Bremen.

Auch bei der Bausparsumme sollte man sich nicht übernehmen, denn in der Tilgungsphase muss das Darlehen je nach Tarif innerhalb von sieben bis zehn Jahren zurückgezahlt werden. Das führt zu deutlich höheren Tilgungsraten als bei einem Hypothekendarlehen, das meist eine anfängliche Tilgung von einem Prozent hat. "Schon beim Abschluss eines Bausparvertrages sollten Familien deshalb genau kalkulieren, welche Tilgungsleistung später insgesamt möglich ist", rät Gottschalk. In der Regel sei das Bauspardarlehen nur eine Ergänzung der Immobilienfinanzierung. Wer dagegen jetzt seinen Bausparvertrag zugeteilt bekommt, kann eine böse Überraschung erleben. Die Zinsen können weit über denen liegen, die die Bank verlangt. "Auf keinen Fall sollte man das Bauspardarlehen ungeprüft abrufen", sagt Gottschalk. "Es kann günstiger sein, es sich auszahlen zu lassen und die Immobilie komplett per Bankkredit zu finanzieren."