Mit modernen Designs soll die traditionelle Teppichknüpfkunst wieder belebt werden. Pionier ist hier der Hamburger Händler Siamak K. Noubary

Siamak K. Noubary ist ein freundlicher Mann, der über ein angeborenes Lächeln zu verfügen scheint. Für einen Verkäufer wie ihn sicherlich von Vorteil. Nur wenn Herr Noubary das Wort "Orientteppich" hört, verzieht er gequält sein Gesicht, obwohl er mit dem persischen Exportartikel - Nummer zwei nach dem Erdöl - aufgewachsen ist. Im Iran, einem Land mit 70 Millionen Einwohnern, arbeiten schließlich mehr Menschen in der Teppichindustrie als für das schwarze Gold.

Auch Herr Noubary begann eine Karriere im Teppichhandel. Zunächst im Basar in Teheran, dann wechselte er ins Exportgeschäft und kam während der Iranischen Revolution nach Hamburg, genauer in die Speicherstadt, wo er einen eigenen Großhandel eröffnete. Er fühlte sich wohl an der Elbe und eröffnete Mitte der 1990er-Jahre zwei eigene Teppichgeschäfte, eins in Volksdorf, das andere in Farmsen. Das Geschäft florierte, doch dann kamen die Wirtschaftskrisen, verbunden mit dem Imagewandel, der seiner Ware widerfuhr. "Der klassische Orientteppich", sagt Noubary und seufzt dabei, "ist mausetot. Seit Jahren gelten sie bloß noch als 'Omateppiche', werden in den Keller gelegt. Und die Leute wundern sich, dass sie nicht kaputtgehen."

Das taten dafür seine beiden Teppichgeschäfte. Jedenfalls fast, angesichts der "Nummer, die einige obskure Händler mit ihren sich ständig wiederholenden Totalverkäufen abziehen", sagt der Perser. Aber wer einmal mit dem Teppichvirus infiziert ist, kommt offensichtlich sein Leben lang nicht davon los. "Auch ich habe Teppiche früher nur als Ware gesehen", gibt Noubary unumwunden zu, "aber in Wahrheit handelt es sich um große Kunst."

Eine Kunst, die er jetzt neu beleben möchte. Dabei handelt es sich um Teppiche, die jahrtausendealte Web- und Knüpfkunst iranischer und tibetischer Handwerksbetriebe mit ultramodernen Entwürfen vorwiegend amerikanischer Designer verknüpfen. Zum Beispiel werden ursprüngliche, kleine florale Muster, wie man sie von den Brücken und Teppichen der Eltern und Großeltern kennt, gezoomt und bekommen so eine völlig neue, attraktive Wirkung. "Jüngere Leute könnten darauf abfahren", hofft Siamak K. Noubary.

Zusammen mit der freundlichen Unterstützung seiner Bekannten Sabine Carstensen eröffnete er im Hamburger Stadtteil Wellingsbüttel ein kleines Geschäft namens Sasiam. Von ihm aus will er den Begriff des "Orientteppichs" neu definieren. Sabine Carstensen habe dabei fürs richtige Ambiente gesorgt, für einen zeitgemäßen Auftritt, sagt der Perser und lässt dabei ehrliche Dankbarkeit erkennen.

"Private Islands" - private Inseln - nennt der Missionar für edle Bodenbeläge die zum Teil extrem auffallenden Designerteppiche. Sie sind zumeist in der Größe von rund drei mal zweieinhalb Metern gefertigt. Clou ist, dass Kunden, die sich für einen solchen Teppich entscheiden, den Stil, die Farbkombination, das Muster und vor allem die Größe individuell bestimmen können. "Wer möchte, kann sich auch eine 'L-Form' anfertigen lassen - oder alle anderen denkbaren Formen, natürlich auch eine kreisrunde Insel", sagt Noubary. Das dauere dann in der Regel ein halbes Jahr, in besonderen Ausnahmefällen aber auch einmal zwölf Monate.

Um Kinderarbeit keine Chance zu geben, werden alle Betriebe, von denen die Sasiam-Exporteure ihre Waren beziehen, streng kontrolliert. "Das Mindestalter der Teppichknüpfer haben wir außerdem auf 16 Jahre festgelegt", sagt der Perser.

Sasiam ist zurzeit wohl das einzige Geschäft in Deutschland, das sich allein auf den Verkauf dieser "modischen Orientteppiche" spezialisiert hat - auch wenn Siamak K. Noubary das Wort bekanntlich nicht leiden mag. "Durchschnittlich 3000 Stunden Handarbeit stecken in einem solchen Bodenbelag", sagt er. Daher beginne das Vergnügen auch erst ab rund 2000 Euro. Für besonders luxuriöse, aufwendige oder individuell angefertigte Varianten müssen Kunden auch mit fünfstelligen Summen rechnen. Doch handeln wie auf dem Basar, sagt Noubary, könne man bei ihm nicht. Höchstens ein ganz kleines bisschen, denn es gebe klare Preislisten und überdies befinde man sich ja in der Stadt der ehrbaren Kaufleute mit hanseatischer Tradition.

Der zweite Clou ist, dass diese modernen Designerteppiche sehr gut mit modernen Möbeln, aber auch mit Antiquitäten kombiniert werden können. Die verschiedenen Teppiche besitzen 300 000 bis zu eine Million Knoten pro Quadratmeter, je nach dem prozentualen Anteil der Seide.

Die Wolle, schwärmt Siamak K. Noubary, stamme von tibetischen Hochlandschaften und sei daher besonders lanolinhaltig, glänzend und strapazierfähig. Sie werde zum Teil - auch das sei traditionell - mit Hanf und Brennnessel kombiniert und ausschließlich mit natürlichen Pigmenten gefärbt. "Das alles sind Materialien für die Ewigkeit, die übrigens auch hervorragend für Allergiker geeignet sind."

Und Noubary fügt verschmitzt hinzu: "Bloß fliegen können diese Teppiche leider auch nicht."