Pilze und Algen auf gedämmten Fassaden können durch mineralische Anstriche ihren Nährboden verlieren und die Hauswand bleibt so länger geschützt.

Wer heute ein Haus baut oder es saniert, achtet auf die Energiebilanz. Die Folgen: traditionelle Rotklinker-Fassaden werden kaum noch gebaut, Häuser stattdessen verputzt und gestrichen. "In den vergangenen Jahren sind immer mehr Putzfassaden entstanden", bestätigt Michael Seitz, Geschäftsführer der Bauinnung Hamburg. "Sie werden wegen des hohen Energiespareffekts stark gefördert."

Insbesondere bei der Sanierung kommt oft die einfachste und günstigste Methode zum Einsatz: auf bestehende Außenwände Styropor anbringen, das dann verputzt wird. Aus fachmännischer Sicht ist zwar die Klinkerfassade besser zur Wärmedämmung geeignet, aber nach der Dämmung die Wand neu zu verklinkern, ist vielen zu teuer. "Eine preiswertere Alternative sind sogenannte ,Riemchen', sie sind nur ein paar Millimeter stark und werden verklebt, sehen aber so aus wie Klinker", sagt Seitz.

Wer sich hingegen für verputzte Außenwände entscheidet, sollte ihre Tücken kennen. Gerade auf hellen Fassaden sind meist nach kurzer Zeit Verfärbungen oder Flecken zu sehen. "Wenn es dann regnet, fließt das Wasser an der Wand herunter, und es bilden sich dunkle Streifen", sagt Seitz. Diese seien kaum zu verhindern. "Die Wand ist nicht schadhaft, aber es sieht nicht gut aus." Eine Putzfassade werde nie über Jahre vollkommen sauber bleiben. Sie brauche regelmäßig einen neuen Anstrich, sagt Seitz

"Besonders die der Witterung ausgesetzte Seite eines Gebäudes ist anfällig", sagt Thomas Sander, Geschäftsführer von Thomas Sander Bau. Die Flecken auf dem Putz entstünden häufig durch Pilze oder Algen. "Die Gefahr der Vergrünung besteht immer bei einer energetischen Sanierung, weil die Dämmung mehr Wärme im Haus speichert", sagt Sander. "Je geringer die Wärme, desto größer ist die Gefahr, dass sich Pilze oder Algen bilden". Um dem vorzubeugen, werden heute zum Streichen energetisch sanierter Außenwände mineralische Anstriche verwendet. In den Farben sind beispielsweise Silikate enthalten, die der Bildung von Pilzen und Algen entgegenwirken. Ihre Zusammensetzung ist zugleich durchlässig, sodass Feuchtigkeit verdunsten kann, sie aber auch Regen abweisend ist. Dieser mineralische Anstrich kann zumindest der Bildung von hässlichen grünen Flecken entgegenwirken, ganz verhindern kann er sie aber nicht.

Fachleute errechnen beim Bau oder bei der Sanierung eines Hauses die sogenannte Taupunktverschiebung, damit es nicht zu Schäden in der Bausubstanz kommt, wie Sander ausführt: "Der Taupunkt ist ein Bereich innerhalb der Außenwand, in dem Tauwasser kondensiert. Ist der Taupunkt ungünstig, so trocknet das Mauerwerk nicht hinreichend aus, und es kann zu Feuchtigkeitsschäden im Inneren des Hauses kommen", sagt Sander. Zum Beispiel könnten sich die typischen Schimmelflecken bilden.

"Ich rate schon bei der Planung auf die Wasserführung zu achten", sagt der Bauexperte. Dachüberstände, Gesimse oder Fensterumrahmungen leiten das Wasser von der Fassade ab. "Darum finden wir 100 Jahre alte Häuser, die intakt sind, und sanierungsbedürftige Gebäude, die 20 Jahre alt sind", sagt Sander. Meist sei bei Letzteren die Wasserführung nicht genug berücksichtigt worden. Damals sei nachhaltig und sinnvoll gebaut worden: "Über Geschmack lässt sich nicht streiten, aber bei modernen Bauten wird oft nicht berücksichtigt, was bautechnisch sinnvoll ist. Zum Beispiel dass die Fenster in die Wand eingelassen werden, damit sie vor Regenwasser geschützt sind", sagt Sander. Haben sich erst einmal Algen oder Pilze auf der Fassade festgesetzt, muss diese gereinigt und gestrichen werden. Von chemischer Behandlung ist abzuraten: Gifte dringen ins Mauerwerk ein - und enden nach Regengüssen im Garten. Sander rät, die Reinigung der Fassade nicht selbst vorzunehmen. "Mit dem Hochdruckreiniger kann man schnell teuren Schaden anrichten".

Solange es nur um Putzen, Streichen oder das Ausbessern von Rissen geht, können Maler diese Arbeiten machen. Das Sanieren selbst sollten spezialisierte Firmen übernehmen: Zunächst sollten aber mehrere Angebote und Referenzen eingeholt werden, so der Rat der Experten. Und: Bei Summen ab 100 000 Euro sollte ein ein Architekt oder Ingenieur einbezogen werden.