Viele der neuen Sekretäre sind mehr als praktische Möbelstücke. Klein und funktionell schmücken sie jeden Raum und bieten Platz für Computer und Co.

An seinem Schreibtisch erledigt der Mensch viele wichtige Dinge des Lebens. Für die braucht er allerdings immer weniger Arbeitsfläche, wie Trendexperten der Möbelindustrie beobachtet haben. "Immer mehr Menschen arbeiten heute am Computer oder Laptop und verwalten ihre Dateien digital, da brauchen sie keine großräumigen Ablageflächen mehr", sagt Ursula Geismann, Sprecherin des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie.

Kleine Schreibtische haben also gute Chancen, groß rauszukommen. Das gilt umso mehr, weil das sogenannte "Home-Office" sich immer größerer Beliebtheit erfreut. Gelegenheit für eine neue Generation von Schreibtischen, sich überall in der Wohnung - nicht mehr nur im Arbeitszimmer - einen Platz zu ergattern.

Kleiner, funktionaler und design-orientierter sind viele Modelle namhafter Hersteller. Fast alle eint ein hoher Anspruch an Funktionalität, gepaart mit außergewöhnlicher Formensprache, die viele Entwürfe jetzt schon zu Kultstücken machen könnte: "Sie dienen ihren Bewohnern nicht nur als Schreibtisch, sondern werden als hochwertiges Designobjekt und Statussymbol inszeniert. Damit geben sie auch dort, wo sie stehen, ein ästhetisches Statement", sagt Gabriele Schöning, Marketing-Leiterin der Garant-Möbel-Gruppe.

Beispielsweise Modell Rewrite (ca. 1940 Euro) von Ligne Roset dürfte mit dem Attribut "exzentrisch" treffend beschrieben sein. Der von dem dänischen Designer Gam Fratesi entwickelte Schreibtisch, bei dem eine Fiberglas-Haube über der Walnuss-Platte den Arbeitenden umhüllt und von der Umgebung abschirmt, soll laut Werbung des Herstellers "eine private Arbeitsatmosphäre " schaffen. Brigitte Schuler, Filialleiterin von Ligne Roset am Neuen Wall, übt sich in Diplomatie: "Er ist auf jeden Fall sehr witzig und speziell", sagt sie. Ob und wie viele Modelle sie bestellen wird, hänge von der noch nicht kalkulierbaren Nachfrage ab. "Bisher gab es den Schreibtisch nur mit einer cremefarbenen Haube, bald können wir ihn in allen Farben ordern. Also schauen wir einmal."

Als intelligente Variante eines Sekretärs präsentiert sich der Magic Desk von Yomei (ab 2998 Euro). Ähnelt er im geschlossenen Zustand einer Mini-Anrichte, auf der sich auch eine Vase abstellen lässt, entfaltet sich nach dem Öffnen eine Schreibfläche von komfortabler Größe (43 x 61,5 cm, Höhe 73 cm) sowie ein komplexes, technisch bis ins Detail durchdachtes Innenleben mit Lederschubkästen, Dreifachsteckdose, Kabelwanne und Druckertablett. Der mit dem Red-Dot-Design Award ausgezeichnete Entwurf hat laut Geismann "schon heute das Zeug zum Klassiker". "Bei ihm verschwimmen die Grenzen zwischen Wohn- und Arbeitsmöbel. Er erfüllt den Anspruch der Laptop-Generation perfekt".

Das trifft auch auf den Sekretär PS 08 aus der Müller Möbelfabrikation zu (ca. 1440 Euro). Er besticht vor allem durch weiche Formen: sowohl die geschwungene Linie der schwarzen Stahlkufen und die abgerundeten Kanten des Aufsatzes mit der aufklappbaren Arbeitsfläche schaffen eine harmonische Gesamtoptik. Auch das Innenleben des Möbels ist perfekt durchdacht: Gasdruckfedern ermöglichen ein sanftes Öffnen und Schließen des Deckels, Spanngurte auf der Innenseite befestigen Unterlagen und Stifte, Ablageflächen für Schreibutensilien, eine LED-Innenbeleuchtung, Kabeldurchlässe und integrierte Stromversorgung erfüllen alle Ansprüche an die moderne Arbeitsweise.

Mit dem kompakten Entwurf wollte das Unternehmen den Trend zu platzsparenden und ästhetisch anspruchsvollen Schreibtischen für den Home-Office-Bereich aufgreifen: "Vorgabe war, dass sich der Tisch in jede Umgebung einfügt und auch im geschlossenen Zustand als edles Möbelstück wahrgenommen wird ", sagt Evelyn Hummel, Geschäftsführerin der Müller Möbelfabrikation.

Wem das zu weit geht, der hat nach wie vor die Auswahl zwischen zahlreichen konventionellen Modellen, die sich auch auf den ersten Blick noch als Schreibtische zu erkennen geben. Ein Beispiel ist der gebeizte Schreibsekretär Antiguara aus französischem Kirschbaum im Regency-Stil von Domicil (ab 1900 Euro). Mit Ausziehplatte, einer Schublade und zwei Glastüren wirkt das Möbel sehr wohnlich und warm. Denn wer allen puristischen Postulaten zum Trotz nach wie vor seine Papierstapel inspirierender findet als das nackte Nichts um einen flimmernden Laptop, ist mit einem solchen Klassiker ohnehin besser bedient.