Sogenannte Indach-Konstruktionen von Solarelementen garantieren eine einheitliche Dachästhetik

Deutschland vollzieht die Energiewende, und alle machen mit, nur die Ästhetik bleibt oft auf der Strecke. So wie Windräder immer häufiger das Landschaftsbild prägen, werden Fotovoltaik-Module auf Dächern mit Südlage mehr und mehr zu Gestaltungselementen ganzer Wohngebiete. Das Zusammenspiel mit der Architektur gelingt dabei leider selten. Alternativen sind rar, aber durchaus vorhanden.

So entstand im Rahmen der Internationalen Bauausstellung IBA Hamburg im Stadtteil Wilhelmsburg das sogenannte LichtAktiv-Haus der Firma Velux. Bei dem experimentellen Gebäude handelt es sich um ein modernisiertes Siedlerhaus aus den 1950er-Jahren. Das Dach des neuen Erweiterungsbaus wurde als regelrechtes "Energiedach" gestaltet. Dabei wurden Solarthermie- und Fotovoltaik-Module in eine Pfosten-Riegel-Konstruktion gesetzt.

Von außen ergibt sich so eine einheitliche Dachfläche. "Oft werden Fotovoltaik-Platten wenig sensibel aufgesetzt. Beim Lichtaktiv-Haus sind sie dagegen ein Teil des Daches. Das ist eine schöne Lösung für frei stehende Carports, denn auch das Licht, das durch die Dachhaut fällt, ist sehr angenehm", sagt der Architekt Jan Ostermann.

Für Solarthermie sind sogenannte Indach-Konstruktionen schon sehr verbreitet, bei Fotovoltaik dagegen noch die Ausnahme. Für die Dominanz von Aufdach-Systemen in diesem Bereich gibt es gute Gründe, denn Fotovoltaik-Module dürfen nicht überhitzen, weil dann die Leistungsfähigkeit sinkt. Sie müssen daher hinterlüftet werden und benötigen eine regendichte Unterkonstruktion, was bei einer Integration ins Dach einen hohen Aufwand erfordert.

Eine zukunftsträchtige Lösung bietet die Ubbing Deutschland GmbH mit einem integrierten "Energiedach", das einerseits Schutz gewährt und andererseits Elektrizität und Wärme produziert. Die innovative Dachkonstruktion verfügt über eine Schmutz abweisende, gläserne Oberfläche. Da die Kanten eingeschäumt sind, wird kein äußerer Rahmen benötigt, wohl aber ein regendichtes Unterdach mit einer innen liegenden Rinne. In der Konstruktion steckt eine Menge Entwicklungsarbeit. "Die anfänglichen Probleme, ein regensicheres Unterdach zu konstruieren, haben wir im Griff", sagt Theodor Lakmann, technischer Berater des Unternehmens. "Auch Fenster und Kamine können problemlos integriert werden." Schwierig werde es allerdings bei Gauben. Um die Kosten überschaubar zu halten, kann das Solardach auf der Nordseite mit Blindmodulen oder mit einer konventionellen Deckung kombiniert werden. "Die Leistungsfähigkeit ist vergleichbar mit konventionellen Solarmodulen. Wir verwenden die gleichen Zellen", sagt Lakmann. Die Solarflächen seien schwarz wie das Dach, die Solarthermie integrierbar.

Der Preis ist allerdings im Vergleich zu konventionellen Dächern mit einfach aufgesetzten Modulen mehr als doppelt so hoch. "Es bleibt auf absehbare Zeit ein Premiumprodukt", prognostiziert Lakmann.

Auch der Dachziegel-Hersteller Creaton arbeitet an innovativen Lösungen, um die Effizienz der Solarenergie mit der Ästhetik von Ziegeldächern zu verbinden. Das hinterlüftete Solesia Fotovoltaik-Modul fügt sich als Indach-System in die Form eines Ziegeldaches ein, indem Decklängen und Breitenraster auf das jeweilige Ziegelmodell abgestimmt werden. Es werden etwa sieben Quadratmeter Fläche für ein Kilowatt benötigt, denn Creaton setzt ebenfalls auf monokristalline Siliziumzellen, die besonders leistungsfähig sind. Auch diese Lösung ist doppelt so teuer wie eine konventionelle Solartechnik.

"Wir sind mit dem Absatz zufrieden. Immer mehr Kunden erkennen den Mehrwert und legen einen größeren Wert auf Ästhetik", sagt Marius Schmidt, Solarexperte bei Creaton. Im letzten Jahr habe man 1200 Module mit einer Gesamtleistung von 180 Kilowatt verkauft. In diesem Jahr zeichne sich eine leichte Steigerung ab. Daher habe man eine eigene kleine Abteilung für das Thema gegründet und forsche nun gemeinsam mit der Fraunhofer Gesellschaft.

Bis zum Massenprodukt ist es allerdings auch bei den Creaton-Modulen noch weit. "Es wäre sinnvoll, dass die Systemhersteller Standards ausarbeiten, die viele technische Fragen schon gelöst haben, wünscht sich Architekt Ostermann. "Beim LichtAktiv-Haus auf der IBA mussten wir noch jedes Detail neu bearbeiten."

So wird es bis zu marktgängigen Lösungen noch lange dauern. Bis dahin könnten Gestaltungssatzungen in Bebauungsplänen den solaren Wildwuchs auf den Dächern verhindern. Auch daran sollte gearbeitet werden, wie die Experten hervorheben.

www.systaic.de

www.creaton.de

www.iba-hamburg.org