Im “Haus der Zukunft“ wird mithilfe eines zentralen Touchscreens sämtliche Haustechnik überwacht und gesteuert

Schon ein leichter Druck auf das Display des iPad reicht, um im ganzen Wohnraum für gemütliche Beleuchtung zu sorgen. Eine weitere Berührung des Touchscreens, und es startet dezente Musik. Frank Steding, Planer bei hiploplan, einem Planungsbüro für Elektrotechnik, ist überzeugt: "Solche Systeme werden sich durchsetzen, denn wenn man es probiert hat, möchte man auf den Komfort nicht mehr verzichten."

Voraussetzung für diese Art, die Haustechnik zu steuern, ist anstelle einer konventionellen Installation ein kabelgebundenes Bussystem (Datensammelleitung) nach dem KNX-Standard für internationale Gebäudeautomation.

Während bei der normalen Elektroinstallation in jedem Raum eine eigene Schalttechnik verlegt wird, laufen in einem Bussystem alle Schaltungen über eine zentrale Elektroverteilung. "Das hat den Vorteil, dass man nichts mehr in der Wand hat, was brummen oder Geräusche verursachen könnte", erklärt Steding.

Im "Haus der Zukunft", einer voll ausgestatteten Gebäudeattrappe der Firma Hillmann & Ploog, können sich Interessierte das Bussystems zeigen lassen. Das Unternehmen setzt dabei auf eine Technik des Herstellers Gira, der zur Steuerung seiner HomeServer-Produkte jetzt eine App für iPhone und iPad entwickelt hat.

Mittlerweile bieten schon rund 250 Hersteller Komponenten für das KNX-System an. Dazu zählen Unternehmen wie Busch-Jaeger oder Jung ebenso wie Viessmann oder Buderus, denn auch eine komfortable Heizungssteuerung lässt sich so realisieren.

Steding aktiviert den Temperaturregler auf dem iPad und schiebt ihn mit dem Zeigefinger leicht nach oben. Die Soll-Temperatur steigt. "Man kann das Ganze natürlich auch zeitlich steuern", erklärt der Ingenieur, "und damit den Energieverbrauch beeinflussen."

Ob am zentralen Touchscreen, am iPad, am Laptop oder am iPhone - das Unternehmen setzt bei allen Geräten auf die gleiche Bedienoberfläche mit wenigen unterschiedlichen Bedienelementen. "Egal ob man das Licht dimmt oder die Temperatur regelt, die Schaltflächen sehen identisch aus. Benutzerfreundlichkeit hat einen großen Stellenwert", so Steding.

Im "Haus der Zukunft" gibt es kaum etwas, was sich nicht per Fingerdruck regeln ließe. Neben Beleuchtung oder Heizung gehört auch das Home-Entertainment dazu. Dafür sorgt ein sogenanntes Multiroomsystem, über das verschiedene Quellen wie Radio oder MP3 ausgewählt und abgespielt werden können. Auch Alarmanlage, Türöffner und Gegensprechanlage lassen sich per KNX-Bus bedienen. Sensoren melden offene Fenster, Feuchtigkeit im Keller oder messen die Helligkeit zur Steuerung von Außenbeleuchtung oder Jalousien. Ist die Heizung ausgefallen, wird eine SMS ans Handy übermittelt.

Auch Küchengeräte lassen sich, wenn sie dem Miele@home-Standard folgen, integrieren. Der Vorteil? "Man kann per iPhone schon den Ofen vorheizen, wenn man von der Arbeit kommt", sagt Steding. Doch das ist nur ein nebensächlicher Aspekt. "Fernsteuerbare Haushaltsgeräte könnten so angesprochen werden, dass sie anspringen, wenn der Strom besonders günstig ist", erklärt der Experte. Das werde relevant, wenn intelligente Stromnetze, sogenannte Smart Grids, realisiert würden. Dann könnte nämlich der Strompreis abhängig vom Angebot durch Wind oder Sonne am Tag schwanken.

Kann es bei so viel Hightech eigentlich Elektrosmog geben? Steding verneint: "Die meisten Taster und Bedienelemente funktionieren nur mit 24 Volt. Das ist unschädlich. Da in der zentralen Elektroverteilung geschaltet wird, können ohne Probleme einzelne Räume oder das ganze Haus komplett stromlos geschaltet werden - und das mit einem Schalter direkt am Bett." Die Kosten sind abhängig von den gewünschten Funktionen, die man geregelt haben möchte. "Bei einem kleinen Einfamilienhaus liegen die Mehrkosten bei ungefähr 3000 Euro. Das umfasse Verkabelung und Programmierung des Systems, so Steding. Damit verdopple sich in etwa der Preis für die Elektroinstallation.

In einem gehobenen Einfamilienhaus sei der Kostenanteil für ein Bussystem dagegen etwas geringer, da manche Installation zum Standard gehört.

Eine Investition, die sich lohnt, da ist sich Frank Steding sicher. Denn die Technologie sei mittlerweile 20 Jahre am Markt und sehr ausgereift. Zudem lege man damit die Grundlage für neue Anforderungen im Energiesektor und erspare sich damit Kosten für aufwendige Umrüstungen. Und vom gesteigerten Komfort profitiere man sofort.

Voranmeldung Besichtigung "Haus der Zukunft", Tel. 040/64 58 86 45, www.gira.de , www.smarthomes.de

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