Historie: Zwölf Ikonen der Aufbauarchitektur nach dem Krieg

Die zwölf Grindelhochhäuser in Harvestehude, geplant und gebaut zwischen 1946 und 1956, gelten als Hamburger Ikone der Aufbauarchitektur der Nachkriegszeit. In Auftrag gegeben wurden sie im Rahmen des "Hamburg Project" von den britischen Besatzungsbehörden, die Wohnraum für die Familien der Zonenverwaltung brauchten. Gebaut werden sollten die Hochhäuser am stark zerstörten Grindelberg. Hier waren von 1000 Wohnungen nur noch 164 bewohnbar. Vor dem Krieg hatten hier rund 3100 Menschen in den typischen fünfstöckigen Hamburger Schlitzhäusern gelebt, zu deren fatalen Eigenheiten es gehörte, dass diejenigen Zimmer, die nur über ein kleines Fenster im Schlitz Licht bekamen, in ständiger, trüber Dunkelheit lagen.

Die neuen Hochhäuser stellten das genaue Gegenteil dieser traditionellen Bauten dar. Die zwölf bis zu 14 Stockwerke hohen, mit gelben Klinkern verkleideten Häuser sollten hell sein. Acht Hamburger Architekten, die sich dem Stil der klassischen Moderne der 1920er-Jahre verpflichtet fühlten, hatten entsprechende Entwürfe geliefert. So konnte die Saga, die das Projekt schon bald von den britischen Besatzungsmächten übernommen hatte, auf nur zehn Prozent der zur Verfügung stehenden Fläche Wohnhäuser für doppelt so viele Menschen bauen, wie vor dem Krieg auf dem Grindelberg gelebt hatten. Und die lebten auch noch umgeben von Grünflächen. Das alte Vorkriegsstraßennetz war durch ein neues ersetzt worden.

Unumstritten waren die neuen Hochhäuser in Hamburg nicht. Auf dem Richtfest 1955 musste ein Festredner die Hochhäuser gegen die Kritik "warnender Stimmen, die in ihnen das Grab der Nation" erblickten, verteidigen. "Unvorstellbar für unsere Zeit", lobte er auch die Selbstverständlichkeit, mit der die vielen Kinder in der neuen Siedlung mit der Technik umgingen - gemeint waren die Fahrstühle. Zur neuartigen Haustechnik gehörten auch Müllschlucker und Einbauküchen. Diesen Luxus konnten aber nur Hamburger der Mittelschicht genießen, zumal Mieter ein Mieterdarlehen leisten mussten. Unerschwinglich für die Arbeiter, die oft in den alten zerstörten Schlitzbauten gelebt hatten.

Die ersten Häuser waren bereits 1950 bezogen worden, die letzten wurden 1956 übergeben. In nur sieben Jahren wurden die zwölf Gebäude fertiggestellt. Ein Teil wurde in Stahlskelettbauweise errichtet, wobei mit den Stahlträgerkonstruktionen gleich drei Stockwerke zugleich gebaut werden konnten. Die anderen Hochhäuser wurden in Stahlbetonbauweise hochgezogen. Der Nachkriegssituation entsprechend wurden 690 Wohnungen als kleine Ein- und Zweizimmerwohnungen gebaut, die übrigen als Drei- und Vierzimmerwohnungen. Die Grindelhochhäuser galten als Paradebeispiel für den modernen Wohnungsbau und dienten als Vorbild für weitere Hochhausbauten in den folgenden Jahren.