Fast ein Jahr hat der behutsame Umbau eines über 100 Jahre alten Hofes im Kreis Harburg gedauert

Im Juli vergangenen Jahres begannen Charlotte und Nicolas Horsch, ihre Möbel aus ihrem Haus in eine benachbarte Scheune zu transportieren. Denn das Haus, ein aus dem Jahre 1898 stammender Hof in Ashausen, sollte vollkommen renoviert werden. Ende April dieses Jahres waren die Bauarbeiten abgeschlossen - und das Haus nicht mehr wiederzuerkennen.

Das Ehepaar Horsch hatte seiner Architektin, Gudrun Roggenbach, Inhaberin des Büros BauRaum, klare Vorgaben gemacht. Sie sollte das alte Haus so planen, dass die Möbel, die alle nicht nach DIN-Maßen gefertigt waren, ihren Platz fanden.

So wurden die Architektur und die Durchbrüche teilweise nach den Maßen der Möbel geplant. Beispielsweise wurde der Beginn der Dachschräge (Kniestock) in den oberen Räumen so berechnet, dass er nicht mit dem Kopfteil eines alten Bettes kollidierte. Andere Vorgaben der Bauherren waren schwieriger umzusetzen. "Wir hatten einen alten Directoire-Kamin, der an der Mitte der Wand stehen sollte", sagt Nicolas Horsch. Nach langem Hin und Her habe man schließlich einen Weg gefunden, ihn an den Schornstein anzuschließen, der eigentlich ganz anders verlief.

"Eines ist mir bei historischen Gebäuden sehr wichtig", sagt Gudrun Roggenbach, "man muss das Haus so akzeptieren, wie es ist und wie es vor 100 Jahren funktioniert hat."

Das Horsch-Haus stammt aus einer Zeit, in der man im Landkreis Harburg begann, anstelle der traditionellen Fachwerkhäuser Backsteingebäude zu bauen. Nicht nur waren ein Jahr vor dem Bau des Hauses die Brandschutzvorschriften verschärft worden, was einen Schub für das neue Baumaterial bedeutete. Durch die industrielle Fertigung von Ziegelsteinen und den erleichterten Transport mit der Eisenbahn wurden auf dem Lande die Fachwerkhäuser zudem durch Häuser in Massivbauweise verdrängt. Die Handwerker verstanden, mit dem neuen Material umzugehen. Die Häuser wurden solide gebaut. "Die Außenmauern waren zweischalig gemauert", so die Architektin. "Allerdings waren einige der tragenden Innenwände nach wie vor in Fachwerkbauweise errichtet." Bei Durchbrüchen habe immer erst die Bauweise untersucht werden müssen, um zu bestimmen, ob ein Maurer oder ein Zimmermann mit dem Durchbruch betraut werden sollte.

Schon bei der ersten Besichtigung konnte die Architektin feststellen, dass die Bausubstanz hervorragend war. "Zum Glück waren auch durch die Umbauten in den vergangenen Jahrzehnten keine irreparablen Schäden entstanden." Da die Fassade nicht konsequent zweischalig gemauert war, schien eine Dämmung des Zwischenraums problematisch. "Da kann man eventuell mehr Probleme bekommen, als wenn man nichts macht", so Gudrun Roggenbach.

Die energetische Sanierung des Hauses erfolgte unter anderem durch ein neues Dach, in dem Dachgauben aus Schiefer jetzt Licht in die neuen Räume bringen. Durch den Dachausbau konnte die Wohnfläche auf 324 Quadratmeter erweitert werden. Die alten Fenster wurden durch neue Sprossenfenster mit Dreifachverglasung ersetzt, und teilweise wurde eine Innendämmung angebracht. Die Dielenbretter des kellerlosen Hauses wurden nicht herausgenommen, um den Charakter des Gebäudes nicht zu verfälschen. Dafür musste die gesamte Haustechnik erneuert werden. Es wurden eine neue Gasheizung installiert und sämtliche elektrischen Leitungen ersetzt.

Da zusätzliche Fensterhöhlungen in den Giebel gebrochen wurden, konnte die ebenfalls neue zur Terrasse führende Tür mit den alten Steinen gemauert werden. Ein Glücksfall, so die Architektin, denn falsche Steine in einer Mauer würden doch sehr störend wirken.

Von der Terrasse aus blickt das Ehepaar Horsch jetzt auf seinen großen Garten mit alten Obstbäumen. An der hinteren Giebelfront wurde ein Bauerngarten angelegt. Eine Landschaft, in die sich das alte Haus nahtlos einfügt. Und eine Harmonie, die sich im Inneren des Hauses fortsetzt. Auch wenn vom ursprünglichen Grundriss mit Stall, Tenne und Wohnbereich kaum etwas geblieben ist, ist das Flair des Hauses ausgesprochen historisch.