Helle Möbel und Wände sorgen für Klarheit und Weite im Raum. Auch für Familien mit Kindern ist der Farbton geeignet

Kaum eine Farbe ist in so vielen Bereichen vertreten wie Weiß. Für Physiker gilt der Farbton als die Summe aller Farben, in der Religion steht Weiß für das Göttliche, in der Medizin gilt es als hygienisch und rein.

Auch in der Wohnbranche ist dieser hellste Ton aller Farben derzeit ein "großes Thema", sagt Heiko Hoops, Innenarchitekt bei Gärtner Internationale Möbel. Wie facettenreich Weiß sein kann, zeigt sich in der großen Zahl von Bezeichnungen. Denn je nach Mischung und Umgebung, in der der Farbton mit anderen Einrichtungsgegenständen oder Accessoires kombiniert wird, kann er leicht variieren. So nennen manche Hersteller ihre Farbkomposition Kalkweiß, weil sie leicht puderig wirkt, oder eine andere Zusammensetzung Elfenbeinweiß, weil sie in ihrer Wirkung eher leicht beige oder gelblich wirkt. Wieder andere Firmen sprechen von Seidengrau, Signalweiß oder Verkehrsweiß.

Für viele Familien, besonders mit kleinen Kindern, ist Weiß dagegen meist kein Thema. Für sie gilt der Farbton als zu empfindlich, der schnell viel von seiner Reinheit verlieren kann. ",Pflegeintensiv' oder ,unpraktisch' hören wir dann", sagt Heiko Hoops. "Dabei ist die Angst vor Schlieren und Abdrücken von Kinderhänden unbegründet, besonders wenn man sich für eine glänzende Oberfläche entscheidet."

Auch Angelika Greiner, Geschäftsführerin von Rivièra Maison, hebt hervor: "Vor weißen Polstermöbeln müssen sich Familien mit Kindern nicht fürchten. Viele Sitzmöbelkollektionen der Hersteller werden mit abnehmbaren Bezügen angeboten, seien sie aus Baumwolle, Leinen oder aus einem Gemisch." Diese Bezüge könnten gut in Reinigungen für Möbelstoffe gesäubert werden. Wichtig sei aber, dass man eine spezielle Kalt- oder Trockenreinigung einfordere, sagt Greiner, um ein eventuelles Einlaufen der Bezüge zu verhindern.

Auch Kratzer muss man bei Möbeln mit lackierter, weißer Oberfläche nicht befürchten. "Viele hochglänzende Möbel wie Sideboards, Konsolen oder TV-Schränke sind teilweise siebenfach mit Autolack lackiert", sagt Lothar Russek, Innenarchitekt bei Ligne Roset im Stilwerk. Bei dem Trocknungsverfahren würden die einzelnen Hochglanzschichten miteinander "verschweißt". Großer Vorteil der Möbel mit einer Autolack-Oberfläche: Kleine Kratzer oder Stellen können mit Autopolitur behoben werden. Möbel mit matter Oberfläche seien dagegen oft nur drei- bis viermal gespritzt, erläutert Russek.

Nicht neu, aber wieder voll im Trend, ist der Esstisch in Weiß. Dabei ist nicht die Rede von einem schlicht weiß lackierten Produkt, sondern von der Herstellung der Platte aus Corian. Beispiel hierfür ist der Tisch Tense von mdf.italia (siehe Foto), der in diversen Größen angeboten wird. Dieser mineralische Werkstoff - schon seit vielen Jahren in Küchen und Bädern für Arbeitsplatten und Waschtische gebräuchlich - ist durchgefärbt und äußerst widerstandsfähig. "Für Schreibtische oder Arbeitsflächen im Büro ist es dagegen vorgeschrieben, dass das Weiß eher perlgrau ist, um eine zu hohe und eventuell störende Reflexion der Oberfläche zu vermeiden", sagt Hoops.

Livia Reimers, Schirmmacherin aus Ottensen, ist indessen besonders vom Kontrast zwischen einem weißen Lampenschirm zu einem antiken Möbel angetan. Solche "knackigen Gegensätze" seien sehr gefragt. Dimmer ermöglichten auf Wunsch ein gemütliches Licht.

Lothar Russek spricht in Bezug auf Weiß sogar von der neuen Farbigkeit, die dazu auffordere, den Farbton geschickt mit anderen Naturtönen oder Materialien zu kombinieren - zum Beispiel mit Holz. So würden manche Hersteller Hölzer wie Ahorn, Buche oder Eiche mit weißen Pigmenten kalken. Die Branche spricht dann von gekälktem Holz. Oder sie werden mit einem weißen Lack gestrichen, angeschliffen und anschließend gewachst, wodurch sie auch leicht abwischbar werden. Möbel, die derart behandelt sind, sodass sie an manchen Stellen wie abgewetzt oder abgeblättert wirken, werden oft unter der Bezeichnung "Shabby Chic" angeboten.

Die Kombinationen mit Weiß sind auch für Richard Lotzmann, Stylist und Inhaber vom Einrichtungsgeschäft Richard, immer wieder faszinierend. Entscheidend bei der Wahl und Wirkung der Accessoires sei dabei die Oberfläche beziehungsweise die Textur. Ob Vasen, Kissen, Decken, Bilder, Bücher oder Blumen, ob glänzend, matt, rau oder flauschig - immer verbindet der neutrale Hintergrund, wirkt beruhigend und setzt jedes Detail in Szene. Aber nur, wenn der weiße Farbanteil im Raum überwiegt und Weite ausstrahlt.