Im Streitfall gibt es keine Verträge, auf die man sich berufen kann

Immer mehr Urlauber tauschen für ein paar Wochen im Jahr ihre Bleibe mit anderen Familien. So kostet die Unterkunft in der Fremde keinen Cent. Selbst finanziert werden müssen lediglich An- und Abreise sowie die Verpflegung. Doch juristisch ist der Haustausch heikel, denn es werden zwischen den Tauschpartnern keine Verträge geschlossen, wie Experten betonen.

Gleichwohl lockt die Aussicht auf eine kostenlose Unterkunft viele Urlauber, kann man so doch mehrere Hundert oder gar Tausend Euro sparen. "Unsere Kunden sparen pro Reise mit allem Drum und Dran etwa 50 Prozent ihrer Kosten", sagt Jürg Thalmann, Geschäftsführer von haustauschferien. com. Das Portal wird von 40 000 Mitgliedern in 143 Ländern genutzt, darunter knapp 500 in Deutschland. Vor allem in Südeuropa begeistern sich immer mehr dafür.

Während Urlauber den Pauschalurlaub im Reisebüro buchen, müssen Haustauscher mehr Aufwand betreiben: Sie müssen den Besitzer der anderen Immobilie kennenlernen, die Schlüsselübergabe vereinbaren und vor allem Vertrauen aufbauen. "Das ist eine elementare Voraussetzung. Denn die Urlauber gehen ein Risiko ohne Sicherheiten ein. Solche Vereinbarungen sind eine Basis, bei der man als Jurist eigentlich nur den Kopf schütteln kann - eine ganz heikle Geschichte", sagt Ronald Schmid, Professor für Reiserecht an der Universität Dresden. Denn Verträge existierten nicht, Geld fließe auch keines, und das Tauschportal trete nur als Reisevermittler auf. Bei Streitigkeiten, Diebstählen oder Zerstörungen in einem der Häuser sei die Firma also außen vor und könne nicht belangt werden. "Ich weiß ja nicht mal, ob es denjenigen überhaupt gibt, mit dem ich in E-Mail-Verkehr stehe - oder ob der Name vorgeschoben ist", sagt Schmid.

Er empfiehlt, zumindest die wichtigsten Details schriftlich festzuhalten. Dazu zählen Länge des Tauschs und Schlüsselübergabe. Auf die Grundsätze des Reiserechts könnten sich Haustauscher bei Ärger nicht berufen. Das findet laut Schmid nur bei Pauschalreisen oder Schüleraustauschen Anwendung. "Falls Dinge zerstört werden oder die Wohnung ausgeräumt wird, kommt es entscheidend auf Beweise an."

Thalmann gibt zu, dass sein Unternehmen bei Ärger nur vermitteln könne. "Wir haben 60 000 Haustausche pro Jahr. In den letzten fünf Jahren gab es drei bis vier ernsthafte Probleme", sagt er. Er setzt auf die Psychologie: "Die Menschen wissen, dass andere Leute ihr Haus bewohnen, während sie in einem fremden Haus sind." Dieser Gedanke schrecke Kriminelle ab.

Für Schmid birgt der Tausch auf Zeit dagegen einige Gefahr, beispielsweise, wenn Kriminelle über Strohmänner Immobilien anmieten und Gutgläubigen anbieten, deren eigene Wohnung dann leer geräumt wird. "Im Zweifel hätte ich dann nicht einmal den richtigen Namen meines Tauschpartners", warnt der Jurist.

Ein ähnliches Konzept wie haustauschferien.com verfolgt auch das Portal Homelink.de. Es bietet seinen Mitgliedern rund 13 500 Tauschangebote in 75 Ländern an. Der jährliche Beitrag liegt hier bei 140 Euro. Bei der beliebten Plattform Couchsurfing bieten Gastgeber Reisenden eine kostenlose Unterkunft im einfachen Stil an, meist auf dem Sofa. "Diese Angebote sind vor allem für die junge Generation interessant", sagt Ulrich Reinhardt, Tourismusforscher von der Stiftung für Zukunftsfragen in Hamburg. Hier stehe das kleine Budget vieler Studenten im Mittelpunkt, die so trotzdem fremde Länder sehen können.