Studie belegt Nachlässigkeit gegenüber Mietnomaden

Mietnomaden sind die Schrecken eines jeden Vermieters. "Sie sind vergleichbar mit Zechprellern und Hochstaplern, nur dass sie Schäden verursachen, die ungleich höher sind und schnell bis zu fünfstellige Summen erreichen können." Auf diese Kurzformel brachte es Heinrich Stüven, Vorsitzender des Grundeigentümer Verbandes Hamburg, als er vor einigen Tagen im gut besetzten Hörsaal A der Universität Hamburg einleitende Worte fand für den Gastvortrag des Bielefelder Forschers Prof. Markus Artz. Dieser hatte im Frühjahr mit den Ergebnissen seiner Forschungsarbeit "Mietnomaden - wie ernst ist die Gefahr?" für einige Aufregung zwischen Mieter- und Grundeigentümerverbänden gesorgt.

Letztlich sei es in der Studie aber nie um eine quantitative Erhebung gegangen, so der Wissenschaftler. "Ziel war, herauszufinden, wie es zu dieser Problematik kommen kann und welche Schlüsse Vermieter daraus ziehen müssen." Das Ergebnis habe erstaunt. "Denn nur ein Drittel der privaten Vermieter hat überhaupt Erkundigungen über die Solvenz von Interessenten eingeholt", sagte Artz. Drei Viertel gaben sich dabei mit der Selbstauskunft des Mietinteressenten zufrieden. "Das scheint das zentrale Problem zu sein, denn ebenso wie professionelle Vermieter können auch private Vermieter den gesamten Katalog nutzen, um die Solvenz von Mietinteressenten zu überprüfen." Dies schließe neben der Vorlage einer Schufa-Selbstauskunft durch den Mietinteressenten dessen Gehaltsnachweis für die vergangenen drei Monate und die erlaubte Nachfrage bei dem Vorvermieter ein.

Zusammen mit seinem Kollegen Florian Jacoby war Artz aber zu dem Ergebnis gekommen, dass von den 1350 Vermietern, die an der Erhebung teilgenommen hatten, nur 426 wirklich in den letzten vier Jahren (2006 bis 2010) Opfer eines Einmietbetrügers, so nennt man Mietnomaden in der Rechtssprache, geworden waren.

Stüven ließ jedoch keinen Zweifel daran, dass trotz dieser kleinen Zahl die Gefahr des Mietbetrugs groß sei. "Der Respekt vor dem Eigentum anderer hat nachgelassen. Das zeigen die vielen Autos, die in Hamburg in Brand gesetzt werden." Er selbst wisse von einem Fall, wo sich der Schaden auf bis zu 40 000 Euro bemessen habe. "Hier hatte der Einmietbetrüger nur einmal Miete gezahlt und das Haus nach anderthalb Jahren in einem völlig desolaten Zustand verlassen", sagte Stüven. Aus Scham verschwiegen Vermieter oft, dass sie Betrügern aufgesessen seien.

Markus Artz und Florian Jacoby von der Forschungsstelle Immobilien wissen von dieser Scham und haben deshalb die Erhebung im Frühjahr 2010 so angelegt, dass Betroffene sich an ihr anonym beteiligen konnten. "Doch auch wenn viele das Gefühl hatten, Opfer von zahlungsunwilligen Mietern geworden zu sein, nicht immer handelte es sich auch um Einmietbetrug", resümierte Artz. Dies sei nur der Fall, wenn in betrügerischer Absicht ein Mietverhältnis eingegangen worden sei und dann die Miete ausbleibe.

Artzs Fazit: "Es scheint hier also eine gewisse Nachlässigkeit im Umgang mit Mietinteressenten zu geben. Auch ließen sich die Betroffenen viel zu schnell vertrösten, wenn die Miete kurz nach Bezug der Wohnung ausblieb." Diese Leichtgläubigkeit sei im Nachhinein mit der Sorge vor Kosten im Zusammenhang mit einer Räumungsklage begründet worden. Doch Vermieter sollten hier konsequent ihr Recht auf fristlose Kündigung nutzen, sobald zwei Monatsmieten offen sind.