Aus Alt mach Neu. Eine moderne Optik durch Farben, Fliesen, Arbeitsplatte und Fronten muss nicht teuer sein

Manche Möbel hat man sehr, sehr lange. Die Küche zum Beispiel. Und irgendwann kann man das Braun der 80er-Jahre oder das sterile Weiß der 90er-Jahre nicht mehr sehen. Neue Küchen aber kosten Tausende, schnell auch Zehntausende Euro. Eine günstige Alternative ist der Austausch der elektrischen Geräte und das optische Liften der Küche. Denn mit ein wenig Geschick kann ein Heimwerker die Fronten verändern, die alte Arbeitsplatte ersetzen und den Fliesenspiegel erneuern.

"Wenn die Fronten mit sogenanntem Melaminharz - auch unter dem Namen Resopal bekannt - beschichtet sind, können diese überstrichen werden", sagt Maribel Goncalves von der Do-it-Yourself-Akademie in Köln. Im Baumarkt gebe es Speziallacke für Möbel mit Melaminoberflächen zu kaufen.

"Vor dem Anstrich werden die Küchenfronten zunächst mit Anlauger und Küchenschwamm gründlich gereinigt und entfettet", sagt Goncalves. Anschließend müsse man den Untergrund mit Schleifpapier der Stärke 240 bearbeiten. Eine Grundierung sorge für eine gute Haftung und mache den Lack strapazierfähig, der anschließend in zwei Anstrichen aufgetragen wird. Ganz wichtig: Beim Arbeiten sollte die Farbrolle nicht am Rand der Küchenoberflächen ansetzen, sondern immer etwas darunter oder daneben.

Von einem Anstrich der Küchenmöbel rät Ludger Küper, Direktor des Paint Quality Institute in Schwalbach, aber ab, da die Oberflächen stark strapaziert werden. Durch Messer oder Ringe könne der Lack leicht beschädigt werden. Küper empfiehlt daher nur bei sehr alten Küchenmöbeln den Griff zum Pinsel. Eine Alternative schlägt die Stiftung Warentest in Berlin vor: Küchenfronten kann ein Heimwerker auch gegen neue austauschen, wenn die Korpusse noch in Ordnung sind. Meist sei es auch möglich, die Türscharniere weiter zu verwenden, sofern sie noch einwandfrei funktionierten. Wenn ihre Positionen unterschiedlich sind, müssen neue Löcher gebohrt werden - exakt schaffe man das mithilfe einer Raster-32-Lochschablone aus dem Baumarkt, raten die Experten.

"Beim Austausch von Kochfeldern und Spülen ist häufig auch der Austausch der Arbeitsplatte notwendig", sagt Frank Hüther, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Moderne Küche in Mannheim. Das lasse die Küche, die man jahrelang tagein, tagaus gesehen habe, auch gleich anders wirken.

Bevor man die Arbeitsplatte abnimmt, müssen Spüle, Armatur, Abfluss, Kochfeld und Wandabschlussleisten entfernt werden. Anschließend werden die Umrisse der neuen Geräte auf die künftige Arbeitsplatte übertragen - ist diese aus Holz oder Holzwerkstoff, können Heimwerker diese selbst aussägen. Bei Steinplatten sollte man dies Fachleuten überlassen.

"Unansehnliche Fliesen kann man ebenfalls einfach mit Lack überstreichen", sagt Maribel Goncalves. Wenn der alte Untergrund tragfähig sei, könne über sie ein neuer Belag gefliest werden. Beides lässt sich aber nicht wieder entfernen, daher müssen diese Veränderungen in Mietwohnungen vom Vermieter erlaubt werden.

"Hässliche Fliesen können auch durch große, mit Farbe beschichtete Wände aus Sicherheitsglas getarnt werden", rät Goncalves. Das Glas lasse sich besser reinigen als Fliesen, da es keine Fugen habe. Alternativ kann man auch auf Edelstahlpaneelen zwischen Ober- und Unterschränken ausweichen. Sie geben der Küche ein modernes Aussehen und sind fugenlos.

Eine kreative und günstige Lösung ist das Verkleiden der Fliesen mit einer dünnen Sperrholzplatte, die mit einer Tapete - vielleicht mit einem Foto aus dem Urlaub - beklebt wird. Goncalves empfiehlt, vor diese Wand noch ein Plexiglas zu hängen, um die Tapete zu schützen. Diese Konstruktion sollte aber nicht hinter dem Herd angebracht werden, da sie Feuer fangen kann.

Dass Mieter nach vielen Jahren in einer Wohnung mit einer stark abgenutzten Küche Anspruch haben auf ein neues Modell vergleichbarer Qualität, darauf weist Ulrich Ropertz vom Deutschen Mieterbund hin. Wenn sie aber die vorhandene Küche ohne Grund gegen eine höherwertige Küche oder gegen Möbel nach eigenem Geschmack austauschen, sollten sie die Schränke besser aufbewahren. Denn beim Auszug kann der Vermieter die Wiederherstellung des alten Zustands verlangen. Insofern, so der Rat des Mietrechtsexperten, spricht man solche Maßnahmen immer mit dem Vermieter ab und sollte dies schriftlich festhalten.