Eine Alternative zum Hotel ist Wohnen auf Zeit in einem Apartment. Auf Wunsch wird sogar aufgeräumt und Essen gebracht

Ob Paris, London, Berlin oder Hamburg - in vielen Metropolen wächst die Zahl der sogenannten Boardinghouses, also der Häuser, in denen möblierte Apartments für kurze Dauer vermietet werden. Denn immer mehr Urlauber und Geschäftsleute entscheiden sich für diese Alternative zum Hotel: Wohnen auf Zeit in einem Apartment mit ausreichend Platz und gerade so viel Service, wie jeder selbst entscheidet.

"Wir möchten, dass unsere Gäste sich rundum wohlfühlen und zugleich ihre gewohnte Privatsphäre wahren können", sagt Iris Götze, Marketing Managerin bei Von Deska Townhouses. So wird zum Beispiel auf Wunsch ein Frühstückskorb leise vor die Tür gestellt oder für die Gäste so eingekauft, dass sie am Abend selbst kochen können. "Wir versuchen, unseren Gästen alles abzunehmen, was sie möchten", sagt Götze. Dazu gehörten auch Sekretariats-Aufgaben, das Organisieren von Konzertkarten oder auch der Verleih von Fahrrädern.

Apartmenthäuser liegen im Trend. Laut einer Analyse der Berliner Boardinghouse Consulting von 2010 bewerteten 64 Prozent der rund 100 befragten Betreiber ihre wirtschaftliche Situation als gut bis sehr gut. 73 Prozent gaben an, die Auslastung habe sich gegenüber dem Vorjahr sogar positiv entwickelt. Auch für das befragende Unternehmen laufen die Geschäfte gut: Vor zehn Jahren gründete deren Geschäftsführerin Anett Gregorius Apartmentservice als Plattform für kurzfristiges Wohnen. "Damals gab es deutschlandweit nur knapp 100 Häuser", sagt die 35-Jährige, "heute sind es etwa 400 in Deutschland." In Hamburg betreibt sie mittlerweile 14 Häuser mit insgesamt 541 Apartments.

Dennoch sei diese Form des Wohnens noch kaum bekannt, so Gregorius: "Ein Grund ist der Name. Es gibt die Begriffe Wohnen auf Zeit oder Apart-Hotel, jeder sagt etwas anderes." "Boardinghouse" wiederum bedeute auf Englisch Pension oder das gewisse Etablissement mit der roten Laterne. Da aber rund 30 Prozent der Kunden aus dem Ausland kämen und über das Internet suchten, habe sie das Unternehmen "Apartmentservice" genannt.

Insgesamt hat sich die Nachfrage in den vergangenen Jahren geändert. "Früher hatten wir überwiegend Geschäftsleute zu Gast, die sich für mehrere Monate bei uns einmieteten", sagt Gregorius. "Unsere Umfrage hat ergeben, dass heute etwa 70 Prozent der Apartments für weniger als einen Monat vermietet werden. Das sind meist Menschen, die ihren Urlaub hier verbringen."

Mit der Klientel hat sich auch das Angebot selbst verändert, die Grenzen zwischen Hotel und Service-Apartment verschwimmen zunehmend. So hat das Madison in der Neustadt 166 Wohnungen, die auch als Apartment genutzt werden können. Verschiedene Service-Elemente kommen nach dem Baukasten-Prinzip zum Grundpreis hinzu, zum Beispiel ob ein Gast einmal die Woche die Zimmerreinigung bestellt oder jeden Abend eine aufgeräumte Wohnung vorfinden möchte.

Dabei unterscheiden sich die Boardinghouses in Preis und Qualität erheblich. "Vogels Nest", ruhig gelegen im Wohnviertel Niendorf, hat zwölf Wohnungen und berechnet pro Nacht und Person ab 60 Euro für die Einzimmerwohnung sowie 80 Euro für eine Zweizimmerwohnung. Internet, Sauna, Balkon und ein Parkplatz für das Auto sind im Preis inbegriffen. In der "Clipper Elb-Lodge" am Holzhafen kostet die Suite (Einzel-/Doppelbelegung) ab 177 Euro - mit Blick aufs Wasser. Der Preis variiert je nach Dauer, ab 31 Nächten kostet die Suite 138 Euro. Selbstverständlich ist in dem modernen Ambiente des Hauses ein High-Speed-Internetzugang.

Wieder andere wie "The Ivy House" in Harvestehude, das Von Deska Townhouses betreibt, preisen die ruhige und gediegene Harmonie von Haus und Umgebung an: "Bei uns geht es sehr familiär zu, darum kommen gern Paare mit Kindern zu uns", sagt Götze.

"Unsere Küchen sind gut ausgestattet, sodass jeder schnell etwas für die Kleinen aufwärmen oder zubereiten kann." Im Unternehmen arbeiteten sechs Mütter, so ergäben sich viele Kontakte und ein breites Netzwerk in der ganzen Stadt: "Bei uns wohnen oft Familien, die nach Hamburg umziehen und von hier aus nach einer geeigneten Wohnung suchen", so Götze.

Auch größere Hotelketten haben den Trend erkannt und setzen auf Boardinghouses - der Projektentwickler GBI und die Hotelgruppe Ascott aus Singapur errichten derzeit das "Citadines Hamburg".

Sieben Architektenbüros hatten am Wettbewerb für das exklusive Vier-Sterne-Haus teilgenommen. Im April gewann das Saarbrücker Büro Wandel Hoefer Lorch & Hirsch den ersten Preis. Das Vier-Sterne-Haus mit 128 Apartments direkt an der Ost-West-Straße soll Anfang 2013 fertig sein.

Anett Gregorius von Apartmentservice ist davon überzeugt, dass es in Zukunft immer mehr Menschen geben wird, die sich für diese Form des Wohnens auf Zeit entscheiden: "Dies ist auf jeden Fall ein Wachstumsmarkt", sagt sie. Gerade hat sie ihre Internet-Plattform ausbauen lassen, mit einer besseren Detailsuche, Sortierfunktionen und einem persönlichen Login, der auf Wunsch die Präferenzen speichert. Am Ende kämen bei dieser Form des Wohnens auf Zeit viele Vorteile gegenüber dem Hotel zusammen, so Gregorius: "Es ist die individuellere und flexiblere Wohnform, es gibt mehr Platz, und jeder kann den Grad der Selbstversorgung für sich entscheiden." Die Gäste fänden in den Apartments einen ruhigen Ort zum Rückzug, sagt Gregorius, "ein kleines Stück zu Hause, auch wenn man nicht zu Hause ist".