Das Osterbrookviertel in Hamm-Süd könnte mit seinen Wasserlagen zum Trendquartier der Zukunft werden

Hamburg. Hamm-Süd kann mit zwei Eigenschaften punkten, die derzeit auf dem Hamburger Wohnungsmarkt stark nachgefragt sind. Es liegt innenstadtnah und verfügt über attraktive Wasserlagen. Das Viertel zwischen Wendenstraße, Brauner Brücke und dem Grevenweg wird vom Mittel-, Süd- und Rückertkanal und der Bille durchzogen. Ursprünglich gehörte der Stadtteil zum Arbeiterquartier Hammerbrook, dem im Krieg am stärksten zerstörten Viertel in Hamburg. In den Wiederaufbaujahren wurden nur in Hamm-Süd wieder neue Wohngebäude gebaut. Größter Vermieter mit 800 Wohnungen ist heute die Baugenossenschaft Freier Gewerkschafter (BGFG).

"Wir sprechen schon gar nicht mehr von Hamm-Süd, sondern vom Osterbrookviertel", sagt BGFG-Vorstandsmitglied Ingo Theel. Der neue Name ist mehr als nur Dekoration, mit ihm verbindet Theel ein Programm zur Aufwertung des Quartiers. Als die Genossenschaft vor einigen Jahren ihren Verwaltungssitz verlegte, baute sie das alte Gebäude zum Nachbarschaftszentrum "Elbschloss an der Bille" um. Es wurde ein Beirat gegründet, in dem neben den Bewohnern auch Gewerbetreibende, Eigentümer, die Kirche und andere Gruppen vertreten sind. "Die Menschen im Stadtteil sind sehr engagiert", freut sich Theel. "Die Veranstaltungen hier sind besser besucht als in anderen Stadtteilen."

Kommunikation und Gemeinschaft wird großgeschrieben im Viertel. Vor einigen Jahren hat die BGFG sich von der Architektin Alexandra Czerner direkt an der Bille einige "Hallenhäuser" bauen lassen - Gebäude, deren Innenhof mit einem Glasdach bedeckt ist, damit die Bewohner auch bei schlechtem Wetter Nachbarschaft pflegen können. Für Theel ist es keine Frage: Das Osterbrookviertel hat eine Zukunft. Derzeit plant die BGFG einen weiteren Bau mit 15 Wohnungen direkt an der Bille. Im Erdgeschoss wird ein Ruderklub unterkommen. "Frei finanzierter Wohnungsbau lässt sich nicht mehr unter zwölf Euro Miete pro Quadratmeter realisieren. Dafür verlangen die Mieter im Gegenzug schon etwas Besonderes und keine Nullachtfünfzehn-Architektur", so Theel. Dazu kommt noch die Lage direkt am Wasser.

Die Wasserlagen in Hamm-Süd haben es auch dem Projektentwickler Peter Jorzick, Geschäftsführer von Hamburg-Team, angetan. Sein Unternehmen hat ein Ufergrundstück hinter der Hansaburg, eines der wenigen nicht im Krieg zerstörten Gebäude, gekauft. "Noch zählt Hamm zu den eher unbeachteten Wohnlagen, wenn es um das Thema citynahes Wohnen geht", sagt Jorzick. Dabei hat der Stadtteil einige charmante Lagen zu bieten, wie hier am Ende der Wendenstraße, wo sich der Mittel- und der Rückertkanal treffen." Das renommierte Architekturbüro Blauraum hat den Auftrag erhalten, ein Gebäude mit rund 80 Miet- und 60 Eigentumswohnungen und einer Tiefgarage zu entwerfen. 2013 soll der Bau bezugsfertig sein. "Wir müssen Hamm-Süd mit gut gestalteter Architektur in hoher Qualität und durchaus auch mit höheren, natürlich ortsüblich vertretbaren Preisen aufwerten", so Jorzick. "Es kann dem Viertel auf lange Sicht nur guttun, wenn auch dort eine attraktive Mischung aus jungen Leuten und der angestammten Bevölkerung entsteht." Wenn weitere Grundstücke zur Verfügung stehen, werden andere Bauherren nachfolgen, ist er sich sicher. "Was sollen wir denn machen? Wir haben eine riesige Nachfrage an Wohnraum in der Stadt. Und wir haben nur begrenzte Möglichkeiten, wo wir bauen können."

Auch Theel weiß, dass sich die Gewerbebetriebe nur schwer von ihren Grundstücken trennen. "Bislang sind alle Versuche, dieses Gebiet auch anders zu nutzen, an der Wirtschaftsbehörde gescheitert." Als schwieriger Gesprächspartner hat sich auch die Hamburg Port Authority (HPA) erwiesen. Die BGFG wollte am Billeufer vor ihren Hallenhäusern einige moderne Hausboote vertäuen und vermieten. Das wäre ein vollkommen neues Angebot in Hamburg gewesen. "Die Bille ist jedoch eine Wasserstraße, und wir hätten Unsummen für einen Prallschutz ausgeben müssen, um Kollisionen auszuschließen", bedauert Theel. "Dann hätten wir ein 70 Quadratmeter großes Hausboot für 1800 Euro vermieten müssen - eine vollkommen illusorische Summe." Ohne diese Auflage hätte sich das Unternehmen gerechnet. "Es sei denn, die Liegenschaft wäre auf die Idee gekommen, für die Wasserfläche eine Pacht zu verlangen."