Der geschickte Einsatz von LED oder OLED ermöglicht spannende Interieurs - Schränke scheinen über dem Boden zu schweben

Licht schafft Atmosphäre und setzt Akzente. Leuchtdioden (LED) sei Dank, bereichern Lichteffekte mittlerweile auch verstärkt das Möbeldesign und setzen damit extravagante Highlights in der Wohnlandschaft.

"Besonders im Bereich der Kastenmöbel tut sich derzeit sehr viel", sagt Ursula Geismann, Sprecherin des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie. Eigentlich habe es erstaunlich lange gedauert, bis die Möbeldesigner und -hersteller die Möglichkeiten dieser Technologie aufgegriffen hätten. Schließlich gebe es farbige LED schon sehr lange, und für die Augen seien viele Lichtquellen ohnehin besser als wenige.

Als Trendsetterin kann die Wedeler Innenarchitektin und Möbeldesignerin Petra Daniels-Abel bezeichnet werden. Sie beschäftigt sich bereits seit 2005 mit der Technologie und brachte 2009 unter der Bezeichnung Xentelon ihre ersten leuchtenden Möbel auf den Markt. "Für mich haben Licht und Farbe in Räumen schon immer eine große Rolle gespielt", sagt Daniels-Abel. Schließlich hätten beide auf ihre eigene Weise Einfluss auf das Wohlbefinden.

Die Möbel von Petra Daniels-Abel, Sideboards, Regale und Schreibtische, beeindrucken vor allem durch die integrierten farbig leuchtenden Glasflächen. "Die LED-Technik ermöglicht mir das direkte Einspeisen von Licht ins Glas", so die Möbelbauerin. "Früher konnten wir nur hinterleuchten, etwa Milchglas mit Leuchtstoffröhren. Dabei entstanden hinter dem Glas helle und dunkle Flächen. Dank der neuen Technologie ist nun auch die seitliche Einspeisung von Licht möglich, sodass an den Glaskanten eine gleichmäßige Ausleuchtung umgesetzt werden kann." Kämen farbige Dioden zum Einsatz, ließen sich per Fernbedienung sogar einzelne Farben oder verschiedene programmierte Farbdurchläufe beziehungsweise Effekte wählen.

Die Leuchtdioden-Technik ist den klassischen Beleuchtungstechnologien in vielerlei Hinsicht überlegen. Andreas Siegmund, Experte der Osram Lighting Services, nennt dafür die Gründe: "Dank LED ist es möglich, das Licht genau dorthin zu bringen, wo es benötigt wird. Auch eine Wärmeabstrahlung, wie man sie von klassischen Leuchtmitteln kennt, ist bei Leuchtdioden kein Thema mehr." Da die Beleuchtung mit Spannungen von zehn oder 24 Volt auskomme, sei auch die Gefahr von Stromschlägen gering, sofern Netzteile an schwer zugänglichen und gut gesicherten Stellen untergebracht würden. Ebenfalls für die Technologie sprächen die lange Lebensdauer von rund 50 000 Stunden, der geringe Stromverbrauch und die geringe Baugröße. LED seien zudem dimmbar und könnten beliebig oft ein- und ausgeschaltet werden.

Entwicklungsbedarf sieht Licht-Experte Siegmund noch im Bereich der Steuerung: "In Zukunft werden sich die leuchtenden Möbel in ein zentrales Lichtmanagement integrieren lassen." Dann können per Knopfdruck ganze Lichtszenarien abgerufen werden, die auch die Raumbeleuchtung mit einschließe. "Im professionellen Bereich - zum Beispiel in Hotels oder Konferenzräumen - werden solche Systeme bereits eingesetzt", sagt Siegmund.

Immer mehr Anwendung findet die neue Lichttechnik auch in Küchen, speziell bei offenen Wohnkonzepten, wo die Grenzen zwischen Wohn- und Essbereich fließend sind. Im Sockelbereich einer Kochinsel oder des Tresens integriert, lassen Lichtbänder hier die schweren Möbel geradezu schwebend erscheinen. Zugleich werden damit Glanzpunkte am Boden gesetzt. Doch es kündigt sich bereits die nächste technologische Revolution an: Die organische Leuchtdiode OLED (engl. organic light emitting diode).

Die Lichtquelle lässt sich flächig, zum Beispiel in Glasscheiben, integrieren. "Sie sehen dann leicht getönt aus. Wird die Diode eingeschaltet, entsteht eine leuchtende, nicht transparente Fläche", erläutert Siegmund das System. Momentan sei die Größe der Gläser noch beschränkt. Diese Grenze verschiebe sich aber immer weiter. Auch mit der Helligkeit gehe es in großen Sprüngen nach oben, sodass Designer bereits in naher Zukunft neben Leuchten auch Möbel fertigen könnten.

Vorstellbar ist zudem ein Einsatz in Spiegeln: "Zunächst hat man eine spiegelnde Fläche. Schaltet man die OLED ein, wird daraus eine Lichtscheibe. Zum Beispiel wären Spiegel im Bad mit entsprechend ausgestatteten Randstreifen denkbar. Werden die Lichter eingeschaltet, bleibt die mittlere Fläche spiegelnd. Das Licht beleuchtet dann denjenigen, der davor steht - und zwar ohne Schatten", sagt Andreas Siegmund

Angesichts der vielen Vorteile gegenüber anderen Leuchtmitteln werden sich diese Dioden auch im Möbelbau durchsetzen. Bei sinkenden Preisen wird die Technologie für die Kunden zunehmend interessanter. Petra Daniels-Abel gibt allerdings zu bedenken: "Man muss die neuen Technologien wohldosiert einsetzen. Derzeit wird vieles eingebaut, was nicht unbedingt gut aussieht. Hauptsache, es leuchtet und wechselt die Farben. Entscheidend ist aber das Gesamtbild des Raumes."

Der Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt. Das begeistert auch Petra Daniels-Abel: "Mir fallen tausend Dinge ein, die ich noch umsetzen kann."

Damit ist sie nicht allein. Auch Möbelhersteller wie Hülster oder Interlübke setzen zunehmend auf trendiges Licht als Designelement. Doch es muss nicht immer gleich eine neue Einrichtung sein. Auch ältere Möbel oder Regale lassen sich mit wenig Aufwand mit Licht nachrüsten. Denkbar ist auch die Beleuchtung eines gläsernen Spritzschutzes hinter der Herdplatte.

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