Die neue Fenstergeneration ist Schmutz abweisend, lässt sich per Funk steuern und wird auf Wunsch blickdicht

Großflächig, bodentief und individualisiert - das sind nach Angaben von Ulrich Tschorn, Geschäftsführer des Verbandes Fenster + Fassade (VFF), die aktuellen Trends im Fensterbau. Zunehmend mehr werde auch die Automation beim Neubau von Häusern und bei der Modernisierung zum Thema.

Während früher, so Tschorn weiter, Fenster aufgrund schlechter Dämmeigenschaften, fehlender Technik und der damaligen Lebensart klein wie "Schießscharten" gewesen seien, gehe der Trend heute hin zu großflächigen und bodentiefen Fensterelementen. Möglich sei dies nur dank moderner Wärmedämmung und niedriger Wärmedurchlässigkeit von Fenstern.

"Offenheit wird immer mehr zum Lebensstil, und das Gefühl von Freiheit wird ein wichtiges Attribut für den eigenen Wohnkomfort", sagt Tschorn. Zumal so auch Sonnenwärme optimal genutzt werden könnte. Experten empfehlen jedoch, genau zu überlegen, welcher Raum welche Funktion übernehmen soll. Zu große Glasfronten könnten beispielsweise die Privatsphäre beeinträchtigen. Auch an den Einbruchschutz sollte man denken. Für die optimale Nutzung von Licht und Wärme müsse man auch die Himmelsrichtung bedenken. Wer auf Komfort Wert legt, sollte Ausstattungsvarianten wie Schiebetüren berücksichtigen.

Größerer Beliebtheit erfreuen sich im Neubau integrierte und automatisierte Lüftungssysteme. Sie sind mit Wettersensoren verbunden, die bei Regen oder Wind die Fenster automatisch verschließen. Neben diesen elektronischen Kipp- und Öffnungssystemen ist die drahtlose Kommunikation in Form von Funksteuerungen ein Thema. Mit ihnen lassen sich Rollläden per Zeitschaltung hoch- und herunterfahren.

Dimmbares Glas verringert die Sonneneinstrahlung in Räume

Am Markt zu haben sind mittlerweile auch schaltbare Glasscheiben. "Sie sorgen zum Beispiel im heimischen Bad nicht nur für das gewisse Extra, sondern vor allem für mehr Privatsphäre", sagt Tschorn. Die Scheiben könnten auf Knopfdruck von blickdicht auf durchsichtig geschaltet werden. Möglich machen das mikrofeine Flüssigkristalle, die sich zwischen zwei Scheiben befinden und sich bei elektronischer Spannung ausrichten. Im Normalzustand sind sie undurchsichtig.

Abrufbar ist auf Wunsch auch dimmbares Glas: Hier werden die Scheiben in mehreren Schritten blau eingefärbt, wodurch die Sonneneinstrahlung in Räume gemindert wird und zusätzliche Verschattungsmaßnahmen entfallen können. Auch Fenster, die kaum noch gereinigt werden müssen, sind erhältlich. Um ihr schnelles Verschmutzen zu verhindern, werden Scheiben und Rahmen mit Nano-Partikeln beschichtet. Der dadurch entstehende "Lotusblüten-Effekt" sorgt für gleichbleibenden Durchblick.

Ulrich Tschorn gibt allerdings zu, dass diese Innovationen angesichts der hohen Mehrkosten bislang nur von einem kleinen Kundenkreis abgerufen werden. Indessen hat sich die Fensterbranche längst zwei weitere, ehrgeizige Ziele gesetzt: Die Herstellung von ultradünnem Glas, mit dessen Hilfe beispielsweise das Gewicht von Bussen oder Flugzeugen verringert werden kann. Und von Glas, das sich selbstständig an das Sonnenlicht anpasst.