Mit floralen oder geometrischen Strukturen an den Wänden gegen den Raufaser-Einheitslook

Nachdem Wohnungen jahrzehntelang von Raufaser-Langeweile geprägt waren, hat sich das Gestalten von Wänden mittlerweile zu einem regelrechten Kult entwickelt. Da wird nach Herzenslust gestrichen und tapeziert, Mut zur Farbe bekannt und mit Mustern experimentiert.

Wer seinen Wänden einen neuen Anstrich verpassen will, tut dies kaum noch, indem er alle in der gleichen Farbe streicht. Angesagt ist heute nämlich das sogenannte Color Blocking: unifarbene Farbblöcke, die möglichst kontrastreich miteinander kombiniert werden. Das kann entweder durch quer oder senkrecht verlaufende Blockstreifen erreicht werden, oder indem man Wände durch unterschiedliche Farbgebung voneinander absetzt. In der aktuellen Farbpalette dominieren stumpfe Farben, zu denen neben dezenten Naturtönen auch kräftige Kolorierungen zählen. Wichtig ist, vor dem Streichen mit Farbmustern die spätere Wirkung zu prüfen. Dabei sollte unbedingt beachtet werden, wie das Licht in den Raum einfällt.

Wer lieber zur Tapete greift, kann bei Dessin und Oberflächengestaltung aus dem Vollen schöpfen. Im Trend liegen grafische, florale und ornamentale Motive, oft im Stil vergangener Epochen. In Szene gesetzt wirken sie opulent oder zurückhaltend im Zweifarben-Druck, mit metallischen Effekten oder im Hologramm-Stil. Scheu vor zu viel Wagemut braucht niemand zu haben: Die neuen Vliestapeten lassen sich einfach und schnell wieder abziehen, sollte man sich nach einiger Zeit für einen Tapetenwechsel entscheiden.

An die eleganten englischen Herrenhäuser des 19. Jahrhundert erinnern die farblich aufeinander abgestimmten Farben und Tapeten des englischen Traditionsunternehmens "Farrow & Ball" - eine der wenigen Firmen weltweit, die ihre Produkte noch nach herkömmlichen Fertigungsmethoden herstellt. Die Tapeten werden unter Verwendung der eigenen umweltfreundlichen Farben bemalt und bedruckt. Danach wird eine Glasur aufgetragen, die die Farbe haltbar und die Tapete abwischbar macht. Die kreidig-matten Farben - es gibt sie in mehr als 130 Farbnuancen für alle Anwendungen im Innen- und Außenbereich - tragen Namen wie Mizzle (ein pastelliges Türkis), Dove Tale (ein warmes Grau) oder Charlotte's Locks (ein dumpfes Orange). Die Tapetendessins heißen Ringwold (florale Ranken), Silvergate (ein auffallendes Wirbelmuster) oder Closet Stripe (ein im Ziehverfahren erzeugter enger Streifen).

Ebenfalls aus England kommt das in den 60er-Jahren gegründete Unternehmen Osborne & Little. Ob Kunst, Architektur oder Natur, durch farbliche Verfremdungen wirken die Tapeten klassisch und doch modern. So zum Beispiel der gezeichnete Storch der Kollektion Laguna, der sein Gefieder in Grautönen, wahlweise aber auch in zartem Rot oder Blau präsentiert. Oder das Dessin Rezzonico, ein opulentes florales Muster in dezenten Grau- und Beigetönen, und Loggia schließlich zeigt die Darstellung eines prächtigen Treppenhauses in Schwarz und Silber, dessen Vorlage die Fotografie eines historischen englischen Landhauses ist.

Frauke Dahnke, Einrichtungsexpertin aus dem Hause Dircks + Carstensen, begeistert sich für das Dessin Palais Chinois aus der Kollektion Pompadour, das an getuschte Darstellungen von stilisierten Pagoden, Palmen und Menschen mit Reishüten erinnert. "Mit dieser modernen Interpretation einer klassischen Chinoiserie haben wir gerade bei einem Kunden die Kassetten eines mehrtürigen Wandschrankes verkleidet", sagt sie. "Das gibt dem Raum eine hochwertige Ausstrahlung." Einen ähnlichen Effekt könne man erzielen, wenn man nur einen Teil der Wand mit einer ausgefallenen Tapete beklebe und diesem Stück dann mit einem goldenen Rahmen den Charakter eines Gemäldes gebe. Gerade, wenn man sich noch unschlüssig sei, ob man eine ganze Wand für die Tapete hergeben möchte, sei das ein guter Kompromiss.

Bereits seit 1879 stellt das Familienunternehmen Marburger Tapetenfabrik Wandbeläge her. Trend des Jahres sind geprägte Vliestapeten mit Dessins, die besonders an großen Wänden gut zur Geltung kommen, zeigen sie doch je nach Lichteinfall variierende Effekte. Eine der neuen Kollektionen ist die Serie Villanova, eine geprägte Vliestapete mit matter Oberfläche, ohne PVC und Weichmacher. Zur Auswahl stehen verschiedene Motive: ein extravagant-exotisches Schlangenmuster, Ton in Ton gehalten oder mit matt-glänzenden, kontrastfarbenen Effekten; ein Floraldessin mit matten und glänzenden Elementen; außerdem beschwingt-geometrische oder streng-grafische Muster. Zur Ergänzung der gemusterten Tapeten eignen sich die sogenannten Unis in Feinputzstruktur. Auch hier überwiegen matte Farben, oft Erdtöne, die die Farben der Dessins entweder aufgreifen oder angenehme Kontraste dazu bilden. Für die Gestaltung von Gäste-WC, Flur und Küche bietet Riviera Maison kleingemusterte Tapeten an. Detailverliebt gestaltet, richten sie sich mit einem Augenzwinkern eher an das junge Publikum. Statt Zeitschriften auf dem stillen Ort auszulegen, kann hier die Wand mit Zeitungsartikeln tapeziert werden. Für die Küche gibt es eine Tapete mit Rezepten, für den Flur Ansichtskarten - Grüße aus der ganzen Welt.