Eine Familie aus Blankenese hat eine ehemalige Reeder-Villa in Etappen modernisiert. Eine Wohnreportage

Als der Hamburger Reeder August Bolten sein Haus 1887 in Blankenese erbauen ließ, konnte er mit etwas Glück die Elbe sehen. Sein repräsentatives Anwesen lag damals auf einem sechs Hektar großen Grundstück, ein quadratischer, beeindruckender Bau.

So ist es auch heute noch, wenn man den etwa 30 Meter langen Weg von der Straße zum Eingang abschreitet, wenn das weiß gestrichene Haus in all seiner Geometrie mit den weißen Sprossenfenstern, den dunkel gestrichenen Fensterläden und der zweiflügeligen Haustür den Gast empfängt. Ein Eindruck, der durch die Großzügigkeit der Innenräume betont wird.

Allerdings war dies nicht immer so. Als Marion Geller das Haus mit ihrer Familie 2002 kaufte, wirkte es lange nicht so repräsentativ wie heute. Im gesamten Erdgeschoss waren die Decken etwa 60 Zentimeter abgehängt und der Originalstuck nicht zu sehen. Ebenfalls waren dadurch auch die Oberlichter verdeckt, die Räume wirkten kleiner und dunkler. Den Zimmern fehlte die Großzügigkeit des Hauses. "Den Umfang der Umbauarbeiten konnte man anfangs nicht klar erkennen, denn zu der Zeit teilten mehrere abgetrennte Wohneinheiten die Gesamtwohnfläche auf", sagt Geller, die mit zwei Partnerinnen die Einrichtungsfirma LGK-Partners betreibt.

Der Umbau verlief in zwei Phasen, da im oberen Stock noch Mieter wohnten und somit zunächst nur das Erdgeschoss umgebaut werden konnte. Wie für ihre Kunden entwickelte Geller auch für ihr eigenes Haus ein ganzheitliches Konzept - sowohl in der Grundrissplanung der Räume als auch für den Umgang mit den klassischen, vorhandenen Bauelementen wie zum Beispiel Stuck, Tafelparkett oder den hohen Sprossenfenstern.

imageDie Räume im Erdgeschoss sind klar gegliedert worden und verbinden in harmonischer Weise den großen Wohnbereich und das anschließende Esszimmer mit der offenen Küche. Auf der anderen Seite des Wohnzimmers befinden sich der wohnlich eingerichtete Showroom der Hausherrin mit einer großen Auswahl an Stoffen, Tapeten und Teppichmustern, in dem die Kunden in allen Einrichtungsfragen beraten werden. Glück hatte Marion Geller im Erdgeschoss mit dem Stuck. Er war über die Jahre hinter abgehängten Decken sicher konserviert und auch nicht x-mal überstrichen worden. So war es für den Stuckateur einfacher, die fehlende Fläche vor dem Wohnzimmerfenster - zu Boltens Zeit ein säulengerahmter Außenbereich - nachzuarbeiten.

Eindeutig hat sich Marion Geller auch für die bestehenden Fenster mit Einfachverglasung entschieden. "Bei neuen Fenstern wäre nach den derzeit gültigen energetischen Vorgaben eine Zwangsbelüftung vorgeschrieben, die aber nicht leicht zu integrieren gewesen wäre", sagt die Hausherrin.

Die Großzügigkeit der Haustür war Anlass, auch die Windfangtür zum anschließenden Wohnbereich repräsentativ zu gestalten. Die zweiflügelige Glastür im Jenischhaus bot sich da als Vorbild für genau diesen Zweck an.

"Nie nur praktisch" ist eine ihrer Devisen bei der Gestaltung von Räumen - Schönheit und Funktion sind für Marion Geller eine Einheit. Mit diesen Gedanken hat sie sich auch unterhalb der großen Freitreppe ein Bücherregal bauen lassen, in dem sich bei näherem Hinsehen eine Tür befindet. Sie führt zur Garderobe sowie zu einem weiteren Treppenhaus einer abgeschlossenen, separaten Mietwohnung im Dachgeschoss. Praktisch ist der geräumige Hauswirtschaftsraum neben der Küche, der mit einer weiteren Spüle, einem zusätzlichen Geschirrspüler und einem Doppelbackofen ausgestattet ist. "Besonders wenn man Gäste hat, ist so ein Raum neben der offenen Küche praktisch", sagt Geller. Zur anderen Seite der Küche schließt sich ein kleines TV-Zimmer an, denn jeder zeitgemäße Fernseher würde in den Wohnräumen ein farblicher Fremdkörper sein. Hier harmonieren die warmen Töne des Parketts sowie der Sandstein des großen Kamins mit dem Cremeweiß der Wände - Beige und Weiß, wie die beiden Hunde Lubert und Rembert, die am liebsten vor dem großen Wohnzimmerfenster liegen.