Recyclingfähig, wasserdicht, nachwachsend - Kork ist als Material für Designmöbel immer beliebter und unempfindlich gegenüber Feuer

Weinkorken kennt jeder. Auch als Boden- oder Wandbelag ist Kork bekannt. Weniger verbreitet sind Möbel, die sich aus dem umweltverträglichen Material fertigen lassen. Dabei werden längst in Designstudios in New York, London oder auch in Porto außergewöhnliche Sessel, Liegen oder Tischchen erschaffen.

Ganz und gar aus recycelten Weinkorken hergestellt ist etwa der Cork chair des englischen Designers Jasper Morrison, einem Vorreiter in Sachen Kork-Möbeldesign. Die computergenerierte Stuhlform wird gänzlich aus einem Stück gefräst, was den Vorteil hat, dass Morrison komplett auf Schrauben, Klebstoffe oder Furniere verzichten kann. "Ich suchte nach einer Form, die dem Material entspricht, und gleichzeitig ein Geheimnis daraus macht, wann, wo und warum der Stuhl entstand", erklärt der 52-Jährige, der seinen Cork chair für die Vitra Edition 2007 kreierte. Drei Jahre zuvor hatte er bereits die Vitra Cork Family für das Schweizer Möbelunternehmen entworfen. Seine Beistelltische, auch als Hocker zu nutzen, lassen den Betrachter an Wein- oder Champagnerkorken denken. Mit und ohne Fuß und in den Maßen 31 x 33 cm bei einer Höhe von 33 cm stehen drei Varianten zur Auswahl, jeweils aus einem massiven Stück gepresstem Kork-Granulat gedrechselt. Vitra beschreibt die Möbel als "drei kleine Gesellen, robust gebaut, standfest, gutmütig im Charakter und von einer liebenswerten Erscheinung". In Hamburg ist die Kork-Familie bei Gärtner Möbel und Design zu finden.

Auch die Kork-Kollektion von SimpleFormsDesign kommt ausgezeichnet an - im wahrsten Sinne des Wortes: Das portugiesische Designer-Duo Alzira Peixoto und Carlos Mendonça erhielt den "red dot award für product design 2008". Gelobt wurde sowohl die Originalität als auch "eine überraschende Neuartigkeit" in der Formensprache. So beispielsweise ein Waschbecken ganz aus Kork. Ungewöhnlich ist es jedoch nur auf den ersten Blick, schließlich waren früher Rettungsringe auch aus Kork. Die Wasser abweisende Zellstruktur erlaubt den Einsatz in Bad oder Küche. Zudem haben die Designer Peixoto und Mendonça bei der Entwicklung ihrer Badkollektion, zu der neben dem Waschbecken auch Seifen- und Ablageschalen sowie Bodenbeläge gehören, auf zwei Materialarten gesetzt: Zum einen auf reines Kork, die nachwachsende Baumrinde, zum anderen auf eine Mischung aus Kork und Gummi. "In beiden Fällen sorgt das jeweilige Herstellungsverfahren für einen umfassenden Materialschutz und stellt die erforderliche Haltbarkeit bei normalem Gebrauch sicher", heißt es in der Begründung der red-dot-Experten.

Nun gilt es nur noch, heimische Händler von den Kork-Kreationen zu überzeugen. Bislang sind die SimpleFormsDesign-Produkte vor allem direkt über www.simpleformsdesign.com zu beziehen. Ein professioneller Online-Shop ist im Aufbau. Ebenfalls in Planung: Eine neue Kork-Produktlinie, die von den Designern Peixoto und Mendonça im Juni vorgestellt werden soll. Diesmal liegt ihr Fokus auf Frühstücksgeschirr aus Kork.

Die Wassertauglichkeit von Kork hat auch Daniel Michalik eindrucksvoll bewiesen. Mit der von ihm entworfenen und in Handarbeit hergestellten Liege Cortiça warf er sich in die Fluten des Atlantiks und surfte auf den Wellen. Neben dem Spaß, den der New Yorker Möbeldesigner dabei eindeutig hatte, stellte er die Vielseitigkeit des Materials unter Beweis. Kork ist nicht nur 100 Prozent wasserdicht, sondern auch ausgesprochen leicht und flexibel, zudem verrottungsbeständig und fäulnisresistent. Übrigens auch unempfindlich gegenüber Feuer und Hitzeeinwirkung - die Nasa verwendete Kork als Schutz gegen Hitze.

Diese Vielseitigkeit werde zunehmend von Möbelliebhabern und -herstellern geschätzt, sagt Tomas Cordes, Vorstandssprecher des Deutschen Kork-Verbands. "Immer mehr Designer entdecken heute Kork und verleihen ihren Werken damit Einzigartigkeit. Auch ist die Nachfrage nach natürlichen Materialien recht groß."

Kork besetze den Trend hin zur Nachhaltigkeit wie kein anderer Rohstoff: Er ist zu 100 Prozent recycelbar, und für seine Gewinnung falle kein einziger Baum, so Cordes. Den zunehmenden Trend bestätigt auch Designer Michalik, der feststellt, dass die Verwendung von Kork heute weit verbreitet ist. "Das Material ist weit populärer als früher. Es gibt mir die Gelegenheit, Designs zu kreieren, die eine eigene Identität besitzen und sich von anderen Korkprodukten auf dem Markt unterscheiden."

Dabei haben die Michalik-Kork-Entwürfe jetzt schon das gewisse Etwas zu bieten. Zum Beispiel der sich flexibel den Bewegungen des Sitzenden anpassende Hocker Sway, der Kinderstuhl Cub oder der Sessel Float - ungewöhnlich im Design, dabei aber völlig praxistauglich.