Viele der modernen Entwürfe spiegeln klassische Stilelemente wider, werden jedoch neu interpretiert

Hamburg. Tradition gehört zu Frankreich. Kaum eine Nation ist so stolz auf ihr Land und seine Kultur. Erst kürzlich wurde sogar die französische Küche durch die Unesco als zu schützendes Welterbe anerkannt. Ähnlich ist es mit der Mode aus Frankreich oder Möbeln, seien sie aus der Zeit des Sonnenkönigs oder jüngerem Datums, etwa von Philippe Starck, Andrée Putman oder den Brüdern Ronan und Erwan Bouroullec, bekannt für ihre zahlreichen Entwürfe für das Designlabel Vitra. "In Frankreich war es eine Selbstverständlichkeit, Möbel zu vererben. Sie sollten für Generationen halten und waren dementsprechend solide gebaut", sagt der Hamburger Antiquitätenhändler Michael Neubarth, der mit antiken französischen und skandinavischen Möbeln handelt.

Da es damals noch keine Möbelhäuser gab, so Neubarth, wurden alle Möbel von Hand und nach Vorstellung der Kunden angefertigt. So entstanden individuelle Möbel, die in ihrer Funktion einmalig waren und unter Umständen sogar nur für einen bestimmten Standort angefertigt wurden.

Ein Meister für Möbel mit ausgefeilter Technik (Geheimfächer) war zum Beispiel der deutsche Kunsttischler David Roentgen (1743-1807), der seine größten Erfolge in Frankreich feierte, als er unter dem handwerklich interessierten König Ludwig XVI. den Titel "Ebeniste Mecanicien du Roi et de la Reine" (Königlicher Kunsttischler für mechanische Möbel) erhielt und den französischen Hof beliefern durfte. Einen Großteil seiner Möbel lieferte er auch an den Hof Katharinas der Großen nach Russland.

Um die Echtheit des Möbels sicherzustellen, war es unter den Kunsttischlern, den Ebenisten, üblich, die Möbel mit einem Brandstempel zu markieren. "Diese Tradition hat der französische Hersteller Grange in seiner aktuellen Kollektion Mémoire aufgenommen. Jedes Möbel dieser Serie ist gekennzeichnet mit einem Echtheitszertifikat und einer Kupferplakette", sagt Stefan Rogge, Inhaber von Wohnart massiv. Die Qualität manifestiere sich in der Verwendung von Vollholz, die sich sogar auf die Seiten von Auszügen oder den Boden einer Schublade erstrecke. Die Möbelfronten werden hingegen mit hochwertigen Furnieren wie Mahagoni, Rosenholz oder Nussbaum verfeinert.

Ein anderes, typisches Indiz der französischen Möbelbranche sind die farbig gestalteten Holzoberflächen. "Während viele der Möbel am königlichen Hofe zum Beispiel zur Zeit von Louis XV (Dackelbeine für Tisch- und Stuhl) und Louis XVI (gerade Tisch- und Stuhlbeine) vergoldet und zudem mit feuervergoldeten Bronzebeschlägen versehen wurden, hatte das ländliche Möbel vielfach eine einfache farbige Oberfläche", sagt Peter Nolden von Peter Interior Design. Sie dienten größtenteils der Zweckmäßigkeit und sind heute noch als typische Einrichtungsgegenstände anzutreffen, vor allem in der Provence und im Elsass.

In ihren Projekten haben viele der französischen Designer klassische Elemente in ihren Entwürfen aufgenommen. Allen voran die bekannte französische Innenarchitektin Andrée Putman. Sie kombinierte zum Beispiel im Hotel Morgans in New York sowie im Ritz Carlton in Wolfsburg moderne Klassiker mit futuristischen Lichtobjekten und Eigenentwürfen. Zudem hat sie über die Firma Ecart International wieder Möbel der Designerin Eileen Gray (Sitzmöbel) oder von Mariano Fortuny (Leuchten) produzieren lassen und so einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Ebenso bekannt wie einfallsreich ist der international tätige Designer Philippe Starck - er hat unlängst Wohnungen in der HafenCity gestaltet -, der sich auch am Design der französischen Klassiker anlehnt. So zum Beispiel der Stuhl "Peninsula", den Starck für das Felix Restaurant in Hongkong entwickelte. Die Stuhlbeine leicht nach außen gestellt im Stile Louis XV, die runde Rückenlehne in Anlehnung an die Sitzmöbel des Louis XVI, orientieren sie sich an bekannten Vorbildern des französischen Möbeldesigns.

+++ Zum Nachlesen: Wohnstile +++

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