Die Zahl der pflegebedürftigen älteren Menschen wird in den kommenden zehn Jahren bundesweit um mehr als 500 000 steigen

Hamburg. Der Wohnungsmarkt in Deutschland ist auf die steigende Zahl Pflegebedürftiger nicht vorbereitet. Davor warnen der Deutsche Mieterbund und die IG Bauen-Agrar-Umwelt zusammen mit den Verbänden der Bau- und Immobilienwirtschaft. Gemeinsam fordern sie in der Kampagne "Impulse für den Wohnungsbau" deutlich mehr altengerechte Wohnungen, in denen Menschen auch zu Hause ambulant gepflegt werden können.

Die Zahl der pflegebedürftigen älteren Menschen wird nach einer Prognose des Pestel-Instituts, die von der Kampagne "Impulse für den Wohnungsbau" in Auftrag gegeben worden ist, in den kommenden zehn Jahren bundesweit um mehr als 500 000 steigen - auf dann knapp 2,9 Millionen Pflegefälle. "Darauf ist der Wohnungsmarkt in keiner Weise vorbereitet", sagt der Direktor des Deutschen Mieterbundes (DMB), Lukas Siebenkotten.

"Ohne eine seniorengerechte, barrierearme Wohnung werden auch diejenigen ins Pflegeheim gehen müssen, die eigentlich gut zu Hause betreut werden könnten. Angesichts der Tatsache, dass ein stationärer Pflegeplatz heute schon rund 1500 Euro pro Monat teurer ist als die ambulante Pflege in den eigenen vier Wänden, bedeutet das erhebliche Zusatzkosten für die Sozialkassen", sagt Klaus Wiesehügel, IG BAU-Bundesvorsitzender. Er sieht in der Schaffung von mehr altengerechten Wohnungen "eine der dringendsten sozialen Fragen der kommenden Jahre". Es bahne sich eine "graue Wohnungsnot" an, die die Politik schon heute vor eine zentrale Herausforderung stelle.

Nach einer von der Kampagne "Impulse für den Wohnungsbau" in Auftrag gegebenen Berechnung des Pestel-Instituts werden von den 510 000 zusätzlich Pflegebedürftigen im Jahr 2020 nahezu 245 000 ältere Menschen ins Heim müssen, wenn sich das Angebot an seniorengerechten Wohnungen nicht ändert. "Allein für diese zusätzlichen stationären Pflegekosten müssten dann rund 4,4 Milliarden Euro pro Jahr aufgebracht werden", sagt Ronald Rast, Koordinator der Kampagne "Impulse für den Wohnungsbau". Deutschland brauche daher dringend den Neubau und die seniorengerechte Sanierung von Wohnungen - und das "im großen Stil". Insofern forderten die Initiatoren der Kampagne mehr steuerliche Anreize für den Wohnungsneubau und eine spürbare Aufstockung bei der Förderung des altengerechten Wohnungsbaus.