Moderne Gebäudetechnik ist für Alt- und Neubauten nachrüstbar.

Wenn draußen Schnee und Kälte regieren, wird in Wohnungen und Häusern die meiste Energie verbraucht, denn die Heizungen laufen auf Hochtouren. Intelligente Systeme zur Steuerung der Haustechnik können den Energiebedarf in solchen Zeiten aber erheblich senken.

"In Zusammenarbeit mit der Hochschule Luzern haben wir Einsparungspotenziale von bis zu 30 Prozent im Vergleich zu konventionell gesteuerten Heizungsanlagen ermittelt", sagt Drazen Klisanic, bei Siemens Building Technologies verantwortlich für die Produktlinie Heizung, Lüftung und Klimatechnik. Um diese Möglichkeiten zu nutzen, bietet Siemens das System Synco Living an. Dabei werden durch eine zentral installierte Steuerung per Funk Signale an bis zu 64 angeschlossene Geräte gegeben. Sie regeln abhängig vom Nutzungsverhalten der Bewohner und den aktuellen Witterungsbedingungen Heizung, Lüftung, Licht oder Jalousien.

Bei Abwesenheit lassen sich Fenster, Türen, Licht und Heizung steuern

Das System überwacht zudem selbsttätig, ob Fenster und Türen geschlossen sind und täuscht bei Bedarf mittels einer zuvor aktivierten Lichtsteuerung die Anwesenheit der Bewohner vor. "Da die Komponenten verschlüsselt per Funk kommunizieren, erfordert die Installation keine größeren baulichen Maßnahmen", sagt Klisanic. Wohnungen könnten ebenso wie Ein- oder Mehrfamilienhäuser aus diesem Grund problemlos mit dieser Technik auch nachträglich noch ausgestattet werden. Die einmaligen Anschaffungskosten schätzt Klisanic auf rund 1500 Euro für eine 100 Quadratmeter Wohnung. Diese Investition würde sich bereits nach ein bis zwei Jahren amortisieren. Auch für Mietwohnungen seien solche Systeme gut geeignet, da man die Komponenten bei einem möglichen Umzug auch leicht wieder deinstallieren und mitnehmen könne.

Wettbewerber Gira setzt dagegen für die Grundinstallation auf kabelgebundene Systeme. "Wichtig ist, dass die Entscheidung für eine solche Haustechnik schon sehr früh in der Planungsphase integriert wird", sagt Oliver Borchmann, Gira-Geschäftsführer im Bereich Innovation/Entwicklung. Die notwendigen Steuerleitungen werden parallel zur Elektroinstallation verlegt. "Ist das geschehen, kann das System später jederzeit erweitert und verändert werden, ohne dass dafür erneut die Wände aufgestemmt und neue Leitungen gezogen werden müssen."

Über diese Steuerleitungen werden später die Befehle gesendet, etwa an Leuchten oder Jalousien. Anstelle der bekannten Lichtschalter werden sogenannte Tastsensoren gesetzt, die bereits bei leichter Berührung reagieren. Zu bedenken ist, dass komplexe Anwendungen den Einsatz eines HomeServers erfordern, einer Art Bordcomputer des Gebäudes.

"Eine kabelgebundene Lösung ist ideal bei Neubauten und umfangreichen Sanierungen. Bei Renovierungen sollte man eher auf Funk-Technologie setzen", erklärt Borchmann. Dabei könnten allerdings bauliche Gegebenheiten die Sende- und Empfangsleistung beeinträchtigen.

Moderne Gebäudetechnik beschränke sich aber nicht nur auf das Energiesparen. Sie sorge auch für mehr Sicherheit und höheren Wohnkomfort, so Borchmann: "Rauchmelder lassen sich miteinander vernetzen und schlagen im Fall der Fälle im ganzen Haus Alarm. Gleichzeitig geht bei solch einem Notfall überall das Licht an, und die Jalousien fahren hoch - die Bewohner können sich also auch nachts sofort orientieren."

Mittels Tastsensoren können komplette Lichtszenen geschaltet werden

Aber auch im Wohnalltag bringt die Gebäudeautomation Vorteile: Über Tastsensoren lassen sich komplette Lichtszenen schalten, die für Atmosphäre sorgen, beispielsweise beim Abendessen. Und sogenannte Multiroom-Systeme bringen sogar die gewünschte Musik in jedes Zimmer.

Die hilfreichen Systeme finden bei technisch Interessierten schon seit einigen Jahren großen Zuspruch, den Massenmarkt haben sie allerdings noch nicht erreicht. "Die privaten Endverbraucher scheuen derzeit noch den Aufwand und die Investition", sagt Siemens-Experte Drazen Klisanic. Man sei allerdings verstärkt auch mit Wohnungsbaugesellschaften im Gespräch, die an größeren Lösungen für ihre Projekte interessiert seien.

Bei Gira versucht man dagegen, Endverbraucher mit einer Steuerung per Touchscreen und iPhone-App anzusprechen. Damit kann die intelligente Haustechnik dann auch von unterwegs gesteuert werden. Im Paket enthalten: Umfangreiche Energieverbrauchsstatistiken, die auf einen Blick erkennbar machen, ob und in welchem Umfang Geldbeutel und Umwelt entlastet werden können. Und das wird sich dann wohl auch herumsprechen.

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