Die St.-Ansgar-Kirche, bekannt als der “Kleine Michel“

Eigentlich heißt die Kirche St. Ansgar, für viele Hamburger ist sie aber der Kleine Michel, liegt sie doch in Sichtweite des Hamburger Wahrzeichens. Hinzu kommt, dass die erste Kapelle, die 1600 auf dem Grund des Kleinen Michels erbaut wurde, dem Erzengel Michael geweiht war. Sie wurde mit dem Bau des Großen Michels im Jahre 1661 überflüssig und verfiel zusehends, sodass man sie 1747 abriss. Drei Jahre später brannte der Michel ab, und die Gemeinde hatte keine Kirche mehr. Die Gottesdienste wurden auf dem abgetakelten Konvoischiff "Wappen von Hamburg IV" abgehalten. Das Geld für den Wiederaufbau fehlte, darum wurde zunächst der Kleine Michel wieder aufgebaut. Joachim Caspar Vogt spendete dafür 25 000 Courant-Mark - unter Auflagen. Die Kirche sollte innerhalb eines Jahres aufgebaut werden und die Kosten nicht steigen. Doch hielten sich die Kirchenbehörden nicht an diese Auflagen. Sie forderten vom Architekten Joachim Hinrich Nicolassen neue Änderungen, verweigerten aber die Abrechnungen für diese außervertraglichen Leistungen. Der Fall landete vor dem Reichskammergericht in Wetzlar, das dem Architekten Recht gab. 1757 wurde die neue Barockkirche geweiht.

Doch schon bald sackte der Turm ab, die Glocke musste entfernt werden und die Kirche wurde zur Dauerbaustelle. 1806, als der Dachstuhl gerade repariert wurde, besetzten napoleonische Truppen Hamburg, darunter italienische, spanische und französische Soldaten, die katholisch waren. Die Franzosen requirierten im März 1808 den Kleinen Michel und machten ihn zur katholischen St.-Ansgar-Kirche.

1821, die napoleonische Ära war längst vorbei, verlangte die evange-lische Michaelisgemeinde einen Teil des Kirchhofs zurück, mit dem Hinweis, dass ihr ja der gesamte Grund gehöre. Eine Auffassung, der die Katholiken widersprachen. Schließlich kaufte die Stadt den Kleinen Michel vom Großen Michel für 30 000 Mark ab und verkaufte ihn der katholischen Gemeinde für 5000 Mark. In den folgenden Jahren investierten beide Gemeinden in den maroden Bau.

Im März 1945 zerstörte eine Bombe die Kirche. Spenden französischer Christen ermöglichten den Wiederaufbau in den Jahren 1953-55 nach Plänen des Hamburger Architekten Gerhard Kamps und des Pariser Architekten Jean-Charles Moreux. Da 1953 der 800. Todestag von Bernhard von Clairveaux war, dem Gründer des Zisterzienser Ordens, und die Kirche als Symbol der deutsch-französischen Versöhnung galt, wurde der Neubau den beiden Heiligen Ansgar und Bernhard geweiht.