Wo früher ein altes Einfamilienhaus stand, entstehen jetzt Passivhäuser im Bauhausstil mit Solaranlage

Das eigene Haus aus den 70er-Jahren abreißen und stattdessen einen energieeffizienten Neubau errichten - der Journalist Karl-Ulrich Kuhlo geht einen ungewöhnlichen Weg, um zu zeigen, dass der intelligente Einsatz von neuster Technik nicht nur die Umwelt schont, sondern schon heute für jeden Bauherrn wirtschaftlich sein kann.

"Die Technologien, die wir hier anwenden, sind bereits alle vorhanden. Wir führen sie nur zusammen und achten darauf, dass wir strikt wirtschaftlich arbeiten" so Fernsehmacher Kuhlo. "Wir wollen den Beweis führen, dass man mit heutiger Technik ein Nullenergiehaus wirtschaftlich bauen und betreiben kann."

Kuhlo errichtet auf seinem 3000 Quadratmeter großen Grundstück in Jesteburg südlich von Harburg gleich fünf komfortable Passivhäuser im Bauhausstil. Eines ist für den Eigenbedarf, die vier anderen mit einer Wohnfläche von jeweils 140 Quadratmetern sollen vermietet werden. Mit 52 Zentimetern Wandstärke verfügen alle Gebäude über besonders dicke und gut isolierte Außenwände. Auf den Flachdächern sorgen Solarzellen für mehr Energie, als die einzelnen Häuser selbst für behagliches Wohnen benötigen, Haushaltsstrom eingeschlossen. Energieeffiziente Haushaltsgeräte und Beleuchtungsanlagen reduzieren zusätzlich den Strombedarf. Energiekosten werden so kalkulierbar, steigende Öl-, Gas- oder Strompreise spielen keine Rolle mehr. Zusätzlich werden im Vergleich zu konventionellen Einfamilienhäusern jedes Jahr auch noch 20 Tonnen Kohlendioxid eingespart.

Kontrollierte Be- und Entlüftung sorgt für frische Luft. Damit die Wärme dabei nicht verloren geht, ist eine Wärmerückgewinnung installiert. Lüftungsanlagen seien auch gut für Allergiker, so Kuhlo. "Es gibt dadurch fast keine Pollenbelastung in den Häusern." Zudem habe man zentrale Staubsaugeranlagen geplant, wodurch der Feinstaub über die Abluft sofort nach draußen geleitet werde.

Passivhaustechnik, Fotovoltaik, Energiespargeräte und moderne Beleuchtungstechnik sind heute zu Preisen einsetzbar, die nur noch wenig teurer sind als konventionelle Technik. Die Mehrkosten betrügen etwa 15 Prozent, wie Kuhlo hervorhebt. Rechne man aber die steigenden Energiekosten der nächsten Jahre dagegen, kämen Passivhausbesitzer und -mieter schnell in die Gewinnzone. "Über einen Zeitraum von zehn Jahren ergibt sich eine Einsparung von 22 000 Euro gegenüber einem vergleichbaren Haus aus den 70ern", erläutert Kuhlo. Hinzu kommen jährlich pro Haus 25 eingesparte Tonnen des Treibhausgases CO2. Damit es später auch so kommt wie geplant, ist eine professionelle Bauausführung wichtig. Im Falle der Jesteburger Sonnenhäuser liegt diese in Händen der Baufirma "Heinz von Heiden Massivhäuser", die bereits über Erfahrung im Massivbau von Passivhäusern in Deutschland verfügt. Zusätzlich setzen Bauherr Kuhlo und die finanzierende Bank auf eine Qualitätssicherung, gewährleistet durch das Hamburger Zentrum für Energie, Bauen, Architektur und Umwelt (ZEBAU).

Auch hier verfügt man bereits über viele Erfahrungen auf diesem Gebiet - nicht zuletzt, weil in Hamburg eine Qualitätssicherung, die auf Mängel in der Bauausführung prüft, verpflichtend ist. "Das Hamburger Modell ist deutschlandweit noch einmalig, erregt aber viel Aufmerksamkeit", sagt ZEBAU-Geschäftsführer und Architekt Peter-M. Friemert. Der Markt akzeptiere, dass nur gefördert werde, wenn eine Qualitätssicherung gegeben sei. Friemert ist überzeugt, dass sich Passivhäuser langfristig durchsetzen werden: "Die EU-Energieeffizienzrichtlinie schreibt vor, dass ab 2020 Nullenergie-Häuser gebaut werden müssen." Das sei bereits als EU-Recht verabschiedet und von 27 Ländern unterzeichnet. Es fehle lediglich die Umsetzung in nationales Recht, so Friemert weiter und fügt an: "Da es häufig sehr aufwendig ist, Gebäude aus den 60er- und 70er-Jahren zu sanieren, wird Abriss und Neubau zur interessanten Alternative. Banken arbeiten bereits an entsprechenden Finanzierungskonzepten", sagt Friemert. Karl-Ulrich Kuhlo sei der Welt derzeit zehn Jahre voraus. Er werde aber nicht der Einzige bleiben. Er stellt daher sein Projekt schon jetzt unter das Motto: "Nachmachen erwünscht".

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