Nach Plänen des Büros MRLV Architekten entstehen zurzeit der Emporio-Neubau und die Luxuswohnungen der Sophienterrasse

Hamburg. An einem Küchentisch 1979 in einer Zweizimmerwohnung hat alles begonnen: Mirjana Markovic machte sich mit ihren Partnern Aleksandar Ronai und Willi Lütjen selbstständig und gründete das Architekturbüro MRL Architekten. 1993 kam Manfred Voss als weiterer Partner nach seinem Architekturstudium an der TU Braunschweig dazu. Seitdem firmiert das Büro unter MRLV und hat sich mit Gebäuden wie dem Maritimen Museum in der HafenCity, der Leichtathletiktrainingshalle in Hamburg Bezirk Nord und aktuellen, im Bau befindlichen Projekten wie der Sophienterrasse und dem Emporio-Neubau einen Namen gemacht.

1965 kam Mirjana Markovic nach ihrem Architekturstudium an der Universität Belgrad nach Hamburg. Ein Abenteuer, denn die Stadt war ihr völlig fremd, und bis auf einige Bauklassiker aus typisch norddeutschem roten Ziegelstein bot das Stadtbild zu der Zeit eine eher unauffällige Architektur. Und im Gegensatz zu ihrem Partner Ronai, der auch in Belgrad Architektur studiert hatte, konnte sie nur wenig Deutsch sprechen.

Trotz des abgeschlossenen Studiums waren die ersten fünf Jahre hier in der Stadt anstrengende "Lehrjahre" für die junge Architektin. Im Büro Graf und Schweger arbeitete sie fast ausschließlich an Wettbewerben. "Eine Wahnsinnszeit, da die Aufgaben extrem abwechslungsreich aber auch extrem anstrengend waren", sagt Markovic in ihrem charmanten serbischen Akzent. Für Mirjana Markovic, die von 1990 bis 1994 erste Vorsitzende des Bundes Deutscher Architekten BDA in Hamburg war und in den Folgejahren auch als Gastprofessorin an der FH Hamburg, an der Eidgenössischen Technischen Hochschule ETH Zürich und an der Universität Tsinghua in Peking Vorlesungen gehalten hat, gibt es in ihrem Büro kein typisches Chef-Mitarbeiter-Verhältnis. In den Aufgabenbereichen des Büros Städtebau, Architektur und Design sieht sie sich und ihre Partner in einem Team zusammen mit ihren Mitarbeitern - und man nimmt es ihr ab. "Die einen ziehen den Karren, die anderen schieben ihn", sagt Markovic. Im Fall der umfangreichen Bebauung an der Sophienterrasse könne man wirklich von "ziehen" sprechen, sagt die Architektin, denn die Arbeiten begannen schon im Jahr 2003 mit den ersten Gutachten für den Standort. 2007 gewann dann das Büro den Wettbewerb für die Bebauung des 44 000 m² großen Grundstückes an der Außenalster mit einem Investitionsvolumen von etwa 340 Millionen Euro. "An diesem Beispiel zeigte sich im Laufe der Jahre deutlich, wie schwer es ist, alle Positionen der Beteiligten unter einen Hut zu bringen. Zum einen waren da die Nachbarn, die in ihrem Wohngebiet um ihre Ruhe und Exklusivität fürchteten, zum anderen die Bauherrn, die auf dem teuren Bauland eine möglichst optimale Anzahl an eleganten Wohnungen errichten wollen."

Mit dem durch MRLV ausgearbeiteten Gesamtplan kam der Durchbruch für das hochpreisige Projekt an der Außenalster. Neben farbigen Animationen zeigt sowohl der Schwarzplan (Häuser weiß auf schwarzem Grund) als auch der Weißplan (Häuser schwarz auf weißem Grund), wie sich die einzelnen Baukörper auf dem gesamten Grundstück verteilen. "Durch diese einfache Schwarz-Weiß-Optik sind die Neubauten, Freiräume und Blickachsen sehr klar zu erkennen", sagt Aleksandar Ronai. Ebenso wird deutlich, wie eng auch teilweise die bestehende Bebauung dagegen wirkt, denn die alten hanseatischen Stadtvillen bilden größtenteils eine geschlossene Straßenfront.

Nach diesem gewonnenen Wettbewerb werden insgesamt 48 Wohnungen, 24 Stadthäuser und 108 Appartements durch MRLV und vier weitere Büros gebaut, darunter auch vom Hamburger Architekten Carsten Roth. Die Fertigstellung ist ab 2012 geplant.

Je größer, teurer und umfangreicher die Bauprojekte sind, umso schwieriger ist oftmals ihre Realisierung. Markovic und ihre Partner können das verstehen, sagen aber auch, dass es durchaus vorkommen könne, dass in einer Jury bis zu 45 Personen sitzen. Nicht immer ist dies für das Projekt von Vorteil, da sich neben Fachleuten auch Politiker, Investoren und Bürger in öffentlichen Diskussionen einbringen. Markovic nennt in diesem Zusammenhang den gewonnenen Wettbewerb zur Bebauung des Blankeneser Bahnhofs - ein Projekt, aus dem sich dann nach zwei Jahren das Büro MRLV zurückgezogen hat - keine leichte Entscheidung.

"Besonders bei umfangreichen Umbau- und Instandsetzungsarbeiten ist es oft schwierig, architektonische Entscheidungen dem Bauherrn nahezubringen", sagt Markovic und nennt als Beispiel den Kaispeicher B in der HafenCity, den das Büro nach fünfjähriger Planungs- und Umbauzeit 2006 zum Internationalen Maritimen Museum Hamburg fertiggestellt hat.

"Die Schwierigkeit ist oft, dass der Bauherr die anstehenden baulichen Maßnahmen nur auf dem Papier sehen kann. Für viele Bauherrn ist es dann schwer, sich den optischen Vorteil von Durchbrüchen im Raum vorzustellen, insbesondere, wenn diese dann - wie bei einem Museum - zu einem Verlust von weiterer Nutzfläche führen", sagt Mirjana Markovic. In diesen Situationen seien dann nicht nur die Architekten mit ihrem Fachwissen gefragt, sondern auch ihr Einfühlungsvermögen, um den Kunden vom Besseren zu überzeugen. Helfen würden dabei natürlich auch die detaillierten Zeichnungen, digitale Animationen und die Modelle, die durch das Team angefertigt werden - eben jenes Team, das im Hintergrund hilft, den Karren zu schieben.