Verbraucher sind gut beraten, sich einen Wärmemengenzähler einbauen zu lassen

Hamburg. Nicht nur die Fachwelt ist geteilter Meinung über Wärmepumpen , auch viele Verbraucher sind verunsichert und fragen sich: Hält die neue Heiztechnik, was Hersteller in Werbebroschüren vollmundig versprechen?

"Die misstrauischen Nachfragen zu Wärmepumpen mehren sich", sagt Michael Hell, Energieberater in der Verbraucherzentrale Hamburg. Die Verbraucher wüssten nicht einzuschätzen, wie sie die neue Heiztechnik einordnen sollten. Eine Frage, die häufig an ihn herangetragen wird: Worauf soll man bei Angeboten achten? "Zunächst rate ich, mehrere Angebote einzuholen und sie kritisch miteinander zu vergleichen", sagt Hell.

Die Kosten für Wärmepumpensysteme können erheblich variieren

Wie ernst dieser Rat genommen werden sollte, zeigt eine Untersuchung von Angeboten verschiedener Fachunternehmen durch die Verbraucherzentralen Ende des vergangenen Jahres: Je nach Wärmepumpensystem lagen die Kosten im Durchschnitt 2000 bis 7000 Euro über den pauschal angegebenen Marktpreisen. Und: In der Praxis halten Wärmepumpen nicht immer, was bezüglich der Investitionskosten und der Effizienz vor Vertragsabschluss versprochen wird. Dazu Hell: "Ich bin selbst erstaunt, wie unterschiedlich die Angebote ausfallen, die Kunden mir hier in Beratungsgesprächen vorlegen."

Um den Überblick beim Vergleich nicht zu verlieren, kann eine Checkliste zurate gezogen werden. Sie ist ebenso wie eine Mustervereinbarung in der Energieberatung der Verbraucherzentrale erhältlich, kann aber auch unter www.verbraucherzentrale-energieberatung.de heruntergeladen werden.

Die Mustervereinbarung wiederum sieht vor, dass die Unternehmer vor der Installation einer Wärmepumpe eine Mindest-Jahresarbeitszahl (JAZ) zusichern. Wird die zugesicherte Effizienz nicht erreicht, muss sich der Anbieter an den zusätzlichen Stromkosten der Wärmepumpe beteiligen. "Deswegen ist die Installation eines Wärmemengenzählers unabdingbar" sagt Hell. Die Kosten dafür beliefen sich auf ungefähr 200 Euro. "Aber nur so kann man einschätzen, ob die Anlage auch effizient arbeitet und mehr Wärme produziert als sie an Strom verbraucht." Die Jahresarbeitszahl spiegelt das Verhältnis aus Wärmebedarf für Brauchwasser und Heizung sowie dem bezogenen Strom wider. "Je höher sie ausfällt und sich der Zahl vier nähert, umso besser", sagt Hell.

Erdwärmepumpen erreichen laut einer aktuellen Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) diesen Wert derzeit noch am ehesten. "Sie kamen im Neubau auf eine JAZ von 3,9 und im Bestand von 3,3", wie Marek Miara vom ISE bestätigt. Unter seiner Leitung wurden in den vergangenen drei Jahren die Daten von 200 Wärmepumpen-Anlagen im gesamten Bundesgebiet ausgewertet. "Die Wärmepumpe ist danach in der Lage, eine sehr effiziente Heiztechnik zu sein", sagt Miara. Bedingt werde dies aber auch durch Planungen, die Installateure sowie die Benutzer.

Wärmepumpen arbeiten oft nicht so effizient, wie Hersteller behaupten

Auch deshalb empfiehlt Nicola Beck, Leiterin des EnergieBauZentrums in Harburg, skeptisch zu bleiben. "In beiden Fachveranstaltungen, die wir zu diesem Thema im November angeboten haben, wiesen die Referenten darauf hin, dass nur drei von insgesamt 33 untersuchten Wärmepumpen die Jahresarbeitszahl von vier erreicht haben - davon zwei Erdwärmepumpen und eine Wasserwärmepumpe."

Kritisch gesehen werden müsse auch die Wärmepumpe zur Warmwasserbereitung, so Beck weiter. "Zur Vermeidung der Legionellengefahr sind hohe Temperaturen von 50 bis 60°C erforderlich. Diese sind mit einer Solaranlage, die auch mit einer Wärmepumpe kombiniert werden kann, besser erreichbar als mit einer Wärmepumpe, die auf geringe Systemtemperaturen angewiesen ist, wenn sie effizient laufen soll", sagt Beck. Vor diesem Hintergrund mache eine Wärmepumpe unter energetischen Gesichtspunkten nur Sinn, wenn der Heizwärmebedarf gering sei, weil es sich um einen Neubau oder um einen gut gedämmten Altbau handelt. Und wenn die Vorlauftemperatur des Heizsystems gering ausfalle. Dies sei bei Fußboden- oder Wandheizungen der Fall.

Eine Einschätzung, der Hell zustimmt: "Jede Heiztechnik sollte optimal auf das jeweilige Haus abgestimmt sein." Wärmepumpen gehörten jedoch zu den wenigen Techniken, die immer umweltfreundlicher werden.