Serie Wohnstile, Teil 3: Massive Hölzer, Stühle mit hohen Rückenlehnen und schwere Truhen passen gut zum Finca-Ambiente

Sie sehen aus wie die Häuser an der Costa Brava oder auf Mallorca, stehen jedoch in Kiel, Curslack, Blankenese oder Marienthal. Seit einigen Jahren entscheiden sich immer mehr Bauherren auch im Norden Deutschlands für Häuser im spanisch-mediterranen Stil. "Die Menschen haben zunehmend den Wunsch, etwas von ihrem Urlaubsgefühl im Alltag zu bewahren", beschreibt Olaf Zerback, Geschäftsführer von Mediterran Haus, die Wünsche seiner Kunden. Charakteristisch für Häuser im spanischen Baustil seien Naturmaterialien wie Tonziegel, Terrakotta oder dunkles Holz und helle, sandige Farbtöne. Häufige Stilelemente sind außerdem runde Fensterbögen, Fensterläden, große Veranden und Türme auf dem Dach. Die Wände werden gern verputzt oder gekalkt. "Am besten machen sich spanisch anmutende Häuser auf größeren Grundstücken und im Umfeld moderner Architektur", sagt Olaf Zerback.

Säulen und Bögen kennzeichnen den typisch spanischen Baustil

Bei Mediterran Haus kostet eine bezugsfertige Villa, angepasst an die Wärmeschutzverordnung in Deutschland, zwischen 1400 und 1800 Euro/m². Die "Villa Española" erhält ihre typisch spanische Anmutung durch ein weit vorgezogenes Vordach auf einer massiven Konstruktion aus Säulen und Bögen. Innen blickt man von einer Galerie auf das Wohnzimmer im Erdgeschoss und in den Garten. Stilelemente, auf die auch Anbieter wie Schwörer, Haacke, Baufritz oder Okal bei ihren Häusern im mediterranen Stil setzen.

Geprägt von schweren, massiven Möbelstücken ist der traditionelle Finca-Einrichtungsstil. Holztische, Kommoden, Vitrinen und frei stehende Schränke werden überwiegend aus dunklen Hölzern wie Edelkastanie gefertigt. Typisch sind außerdem große Truhen. Die Stühle haben zumeist hohe Rückenlehnen sowie eine geflochtene Faserbespannung. Helle Polsterstoffe mit klaren Mustern bilden einen angenehmen Kontrast zu den massiven Hölzern. Und wer nicht unbedingt im Massivholzbett nächtigen möchte, kann sich romantisch in ein Himmelbett aus Eisen fallen lassen. Für Inselurlaubsgefühle sorgen Korbmöbel - und zwar nicht nur auf der Terrasse, sondern auch im Wohnbereich. Dort können schlichte Korbsofas spanische Akzente setzen. Möbel und Wohnaccessoires im klassisch-mediterranen Stil führen in Hamburg zum Beispiel Octopus, R.I.C.O. Interieur oder Marktex. Ein Spezialist für mediterrane Möbel im Außenbereich ist Unopiu an der Großen Elbstraße. Möbel, Textilien und Wohnaccessoires verkauft mittlerweile auch die spanische Modehaus-Kette Zara - in Deutschland bislang allerdings nur über ihren Online-Shop zarahome.com.

Im Bereich der Architektur und des Designs gehörte Spanien lange Zeit zu den Entwicklungsländern in Europa. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts markierte der von Katalonien ausgehende "Modernismo" (Jugendstil) eine Trendwende. Führende Protagonisten des Jugendstils sind der Architekt Antoni Gaudi, der 1883 die Leitung des Baus der Sagrada Família in Barcelona übernahm, sowie Lluis Doménech i Montaner. Aus seiner Feder stammt auch der berühmte Konzertsaal Palau de la Música Catalana in Barcelona.

Es heißt, dass zwei Dinge den Spaniern besonders im Blut liegen: Leidenschaft auf der einen, Bodenständigkeit auf der anderen Seite. Mal leidenschaftlich in feurigen Farben mit viel Schwung und Elan, mal geerdet und puristisch-schnörkellos präsentiert sich derzeit das Möbeldesign aus Spanien. Designer wie Patricia Urquiola oder Jaime Hayón sind längst auch außerhalb spanischer Grenzen ein Begriff. Insbesondere die aus Asturien stammende Patricia Urquiola hat das internationale Möbeldesign mit vielen Stücken revolutioniert. Ihre Liege "Antibodi" ist mit aneinander genähten Filzblüten übersät und ihr Sessel "Bloomy" bereits ein moderner Klassiker. "Für die Kreativität und das Innovationspotenzial des spanischen Designs stehen auch die Marken Joquer, Uno Design, Inbani und ABR", sagt Britta Wollschläger aus der Agentur "Design aus Spanien"

Modernes spanisches Möbeldesign hat vielfach konventionelle Ursprünge

Joquer, 1983 in Barcelona als Familienunternehmen gegründet, gehört heute zu den in Spanien führenden Herstellern für Polstermöbel. Einer der Designer, mit denen Joquer zusammenarbeitet, ist Ramón Esteve. Seine vielfach prämierten Produkte zeichnen sich durch eine kompromisslose Absage an jegliche Zier aus. Neu von Joquer ist das Sofa "Time", dessen Design von Mario Ruiz stammt. Das junge Design-Team von ABR hat sich vor allem auf außergewöhnliche Designobjekte spezialisiert. Internationale Anerkennung gab es beispielsweise für das auf Kufen stehende Sideboard "Ermés". Der neue "Bell-Table" von ABR dient als kleiner Beistell- oder Kaffeetisch und stellt eine gelungene Alternative zu konventionellen Entwürfen dar. Er hat einen mundgeblasenen Glassockel und eine in Messing gefasste Ablage.