Besonders beim Kauf alter Häuser sollte man auf mögliche Belastungen achten und Garantien einfordern

Wenn man sich in den eigenen vier Wänden unwohl fühlt, kann das ein Fall für Baubiologen sein. Die Experten für gesundes Bauen und Wohnen spüren Gesundheitsgefahren auf und geben Tipps, wie sich die Situation verbessern lässt. Doch ihre Detektivarbeit wird immer schwieriger. "Vor 20 Jahren war die Situation aus heutiger Sicht übersichtlicher", sagt Uwe Münzenberg, Vorstand des Berufsverbandes Deutscher Baubiologen VDB, "da war relativ klar, mit welchen Schadstoffen wir im Innenraum rechnen mussten. Jetzt gibt es ein Hochrüsten in der Industrie." Mit neuen Produkten kämen Substanzen in den Innenraum, die mithilfe gängiger Untersuchungsmethoden einfach nicht mehr gefunden würden.

Verbraucher hätten oft eine allzu einfache Vorstellung von der baubiologischen Arbeit, so Münzenberg. Wenn ein Experte käme, müsse der doch wissen, wo und welche Gesundheitsgefahren lauern, so die weit verbreitete Meinung. Die Realität sehe jedoch anders aus. Natürlich könne man alles untersuchen, aber schließlich solle der Aufwand ja auch finanzierbar bleiben.

Zunächst muss daher eingegrenzt werden: Handelt es sich etwa um ein Fertighaus aus den 70er-Jahren, hätten sich Lösemittel aus Klebern längst verflüchtigt. Es kämen eher Holzschutzmittel oder Formaldehyd infrage.

Bei Neubauten ist es dagegen sehr viel schwieriger, die Ursachen für gesundheitliche Auffälligkeiten und Unwohlsein zu klären. Leicht flüchtige Lösemittelbestandteile in Farben und Mitteln zur Oberflächenbehandlung wurden durch weniger flüchtige ersetzt, die allerdings über einen längeren Zeitraum ausgasen. In einem alten, aber renovierten Gebäude sei es noch komplizierter, denn hier würden Probleme oft durch eine Kombination unterschiedlicher Materialien, etwa verschiedene Farb- oder Lackschichten, verursacht.

Besonders beim Kauf alter Häuser sollte deshalb auf Belastungen geachtet werden. "Viele, vor allem ostdeutsche Dachstühle aus den 1960er- bis 1980er-Jahren enthalten noch immer Holzschutzmittel mit schädlicher Lindan- beziehungsweise PCP-Belastung", sagt Helge-Lorenz Ubbelohde, Partner der GTÜ, Gesellschaft für Technische Überwachung. Er empfiehlt: "Käufer von Bestandsgebäuden sollten auf Garantie bestehen, dass das Haus ohne chemische Belastungen übergeben wird."

Grundsätzlich sei die Schadstoffbelastung der Baustoffe in den letzten Jahren allerdings gesunken, so der Experte. Durch den geringeren Luftaustausch in gedämmten Gebäuden werde dies jedoch kompensiert. Hier könne ein permanenter Luftaustausch durch eine Lüftungsanlage helfen.

Ob das Wohnumfeld wirklich die Ursache für eine Krankheit ist, können Baubiologen allerdings nicht klären. Eher, ob Belastungen durch Chemikalien, Schimmelpilze oder Elektrosmog in der üblichen Größenordnung vorliegen oder über das normale Maß hinausgehen. Ist die Ursache gefunden, geht es an deren Beseitigung. Für viele Betroffene kein einfacher Schritt, denn Veränderungen durchzuführen fällt oft schwer. "Ist ein Schlafzimmerschrank die Quelle einer erhöhten Belastung mit Formaldehyd und man kann auftretende Schleimhautreizungen mit großer Wahrscheinlichkeit darauf zurückführen, tauschen trotzdem nur wenig Leute die Möbel", sagt der Experte. Einfacher sei es dagegen, im Bereich Elektrosmog. "Steht etwa die Basisstation eines schnurlosen Telefons im Schlafzimmer, lässt sich die Strahlungsbelastung schon verringern, indem das Gerät in einen anderen Raum wandert." Auch bei Schimmelpilzbelastungen werde meist zügig gehandelt, weil die Maßnahmen einfach umzusetzen seien.

Kompetente Baubiologen findet man am besten über die Homepage des Berufsverbandes Deutscher Baubiologen. Der Verband grenzt sich strikt gegen dubiose Praktiken ab, wie die Suche nach Erdstrahlen. "Das sehen wir als Humbug an", so Münzenberg. Von solchen Anbietern würde die Baubiologie dazu missbraucht, über das Schüren von Ängsten teure Lösungen zu verkaufen. "Bei unseren Mitgliedsunternehmen ist das ausgeschlossen, denn laut Satzung müssen alle Methoden nachvollziehbar und reproduzierbar sein. Ist das nicht der Fall, droht der Verbandsausschluss."

Info: Berufsverband Deutscher Baubiologen, www.baubiologie.net