Historie: Bis 1961 befanden sich in dem Viertel noch Bordelle

Mit dem Bau des 21 Stockwerke hohen Unilever-Hauses in den Jahren 1961 bis 1964 waren die Hamburger Stadtpläne mit einem Mal nicht mehr aktuell. Zwei Straßen, die Ulricusstraße und der Fürstenplatz, waren von der Landkarte verschwunden. Und mit ihnen ein Quartier, in dem 2000 Menschen gelebt und 120 Gewerbebetriebe gearbeitet hatten. Das marode, von Termiten geplagte Viertel dem Erdboden gleichzumachen fiel damals nicht schwer, zumal die Ulricusstraße eine Bordellstraße mit Sichtblenden wie an der Herbertstraße war. Mit dem Abriss des Viertels konnte zudem der Valentinskamp zu einer vierspurigen Hauptverkehrsstraße ausgebaut werden.

Am internationalen Architekten-Wettbewerb im Jahre 1958 beteiligten sich zehn Büros. Die Düsseldorfer Architekten Helmut Hentrich und Hubert Petschnigg gewannen den Wettbewerb, doch mussten sie auf Wunsch des Bauherrn, der Magarine Union, den Anteil der Verkehrsflächen auf 20 Prozent der Gesamtfläche reduzieren. Es wurden dann sogar 17 Prozent, indem Aufzüge, Küchen und Toiletten in den Erschließungskern verlegt wurden, der gleichzeitig auch die Lasten des Gebäudes und die Windkräfte trug.

Als der Bau 1961 begann, konnten die Hamburger hautnah miterleben, was sich hinter dem Bauzaun abspielte. Es wurden erstmals Sehschlitze in den Bauzaun gesägt. Nicht alle Hamburger waren beim Anblick der gigantischen Baugrube begeistert. Immerhin war das gesamte Gelände unterkellert - auch die Grünanlagen, die sich in Richtung Musikhalle erstrecken. Der Bauherr hatte weiteren Grund kaufen müssen, da er die Planungen von ursprünglich genehmigten 19 Stockwerken auf 21 erweitert hatte. Ohne den zusätzlichen Grunderwerb hätte die damals festgesetzte Relation zwischen Grund und Gebäudehöhe nicht gestimmt. Der spätere Oberbaudirektor Egbert Kossak sprach angesichts des für Hamburger Verhältnisse gigantischen Hochhauses von einem "städtebaulichen Sündenfall erster Güte".

Auch den verantwortlichen Stadtplanern war klar, dass der Bau solcher innenstadtnaher Bürotürme nicht die Antwort auf den steigenden Bürobedarf sein konnte, wenn man nicht die Stadtsilhouette und mit ihr den Charakter der Innenstadt radikal verändern wollte. Die Antwort fand man im Bau der City-Nord, der Bürostadt auf der grünen Wiese. 2009 zog Unilever in ein neues Gebäude in der HafenCity um. Seitdem wird das seit 2001 unter Denkmalschutz stehende Gebäude von der Union Investment Real Estate GmbH zum "Emporio-Hochhaus" umgebaut und um zwei weitere Etagen aufgestockt. Zum Emporio-Hochhaus gehört auch eine Randbebauung mit 38 Wohnungen, die von WHB - Wulff Hanseatische Bauträger GmbH gebaut wird.