Ein altes Geschäftshaus wurde umgewandelt und durch einen Neubau aufgestockt

Seit Jahren war der zweistöckige Bau aus dem Jahre 1890 nur noch als Lager genutzt worden. Als er zum Verkauf stand, wäre für viele Investoren wohl nur ein Abriss infrage gekommen. Nicht nur waren die umliegenden Gebäude fünfstöckig, sodass man einen Neubau ebenso hoch hätte bauen können. Hinzu kam, dass die Rückwand des alten Hauses im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte durch ständige Anbauten zu einem verwirrenden Ensemble angewachsen war. Außerdem waren die Fenster an der Rückseite fast alle zugemauert worden. "Für einen Abriss war das Haus aber dennoch einfach zu schön", sagt der Architekt Christof Schwarz. Wenn man beim Kauf das Bauchgefühl habe, ein Erhalt lohne sich, solle man diese Option ernsthaft prüfen. "Und dann kommt hinzu, dass der Erhalt des Gebäudes eine Aufstockung um drei weitere Stockwerke nicht ausschloss."

Doch bevor es so weit war, hatte der Architekt noch viel zu tun. "Das Haus war ursprünglich ein Geschäftshaus mit einem Schuhladen im Erdgeschoss und Wohnungen im Obergeschoss gewesen. Als das Ladengeschäft aufgegeben wurde, hatte der Vorbesitzer die alten Schaufenster durch normale Lochfenster ersetzt - glücklicherweise durch stilgerechte." Diese Aufgabe war dem Architekten abgenommen worden. Dennoch war es nicht damit getan, einfach nur die alten Grundrisse zu übernehmen und sich mit einer Wohnungsrenovierung zufriedenzugeben. Dazu Christof Schwarz: "Früher waren die Repräsentationszimmer - also die heutigen Wohnzimmer - zur Straßenseite hin ausgerichtet. Doch die Straßenfront war die Nordseite des Hauses, sodass die Zimmer nie Sonnenlicht hatten." Also wurden die Grundrisse so verändert, dass die Wohnzimmer und die Küche jetzt nach Süden hin liegen. "Vom alten Haus sind im Original letztlich nur die Fassade und das Treppenhaus stehen geblieben", erklärt der Architekt. Ein solch radikaler Umbau sei aber nicht zwangsläufig notwendig. Hätte das Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite gestanden, hätten solch weitreichenden Innenarbeiten unterbleiben können. Allerdings hätten die neuen Balkone und Terrassen dann an der Hofseite im Schatten gelegen.

Beim Umbau jedes Altbaus stellen die energetische Sanierung und der Schallschutz eine besondere Herausforderungen an den Architekten. Da eine Außendämmung an der gründerzeitlichen Fassade nicht infrage kam, musste der Altbau mit einer Innendämmung versehen werden. "Beim Schallschutz haben wir zwischen den Decken mit Federschienen und Gipskartonplatten gearbeitet", erläutert Christof Schwarz. Außerdem seien Schallschutzfenster eingebaut worden.

Nachdem auch die Anbauten an der Hofseite abgerissen und die alten Fensteröffnungen wieder freigelegt worden waren, hätte das Dach mit der alten Balkenkonstruktion zu modernen Wohnungen mit rustikalem Charme ausgebaut werden können. "Das wären mit Sicherheit sehr attraktive Wohnungen geworden", sagt Schwarz. In seinem Entwurf war jedoch eine Aufstockung um weitere drei Etagen vorgesehen. Eine Variante, die das Bauamt in Eimsbüttel - das Haus liegt am Langenfelder Damm in Schnelsen - sehr begrüßte. Die Stadtplaner wollten, dass ein Haus mit Volumen gebaut würde, damit das Straßenbild sich beruhigte.

Der Neubau legt sich wie ein auf den Kopf gestelltes U um den Altbau. Die Bausubstanz sei überraschend gut gewesen, sagt der Architekt. Der Neubau liege auf dem Altbau, er habe nicht schwebend konstruiert werden müssen. "Die beiden Seitenelemente des Neubaus springen um einen halben Meter zurück, sodass die alte Fassade besser zur Geltung kommt." Alt- und Neubau wurden zudem durch unterschiedliche Farbgebungen voneinander getrennt. Der Neubau wurde aus Schallschutz- und energetischen Gründen in klassischer Massivbauweise mit einem Wärmedämmverputzsystem gebaut.

Auch in dem modernen Treppenhaus des Neubauteils kann man die verschiedenen Bauphasen ablesen. Die Drei- und Fünfzimmerwohnungen im Neubau sind als Maisonettewohnungen ausgelegt. Im obersten Stockwerk gibt es drei Penthäuser mit Dachgärten. Der gemittelte Mietpreis der Alt- und Neubauwohnungen liegt bei 10,50 Euro.