Mithilfe der Lawaetz-Stiftung konnte die Baugemeinschaft StattSchule ihr Projekt mit 34 Wohnungen in Altona realisieren

Im Mai 2011 ist es so weit. Dann beziehen 50 Erwachsenen und 35 Kinder der Baugemeinschaft StattSchule ihr neues Heim in der Altonaer Altstadt. Es handelt sich dabei um die ehemalige Schule in der Virchowstraße, die derzeit zu einem Wohnhaus mit 34 Wohnungen umgebaut wird. Neben 29 genossenschaftlichen Mietwohnungen wird es fünf Eigentumswohnungen geben.

"Wir haben das unter Denkmalschutz stehende Gebäude im vergangenen Jahr gekauft", sagt Malte Willms von der Baugemeinschaft, die 2003 gegründet wurde. "Von den Mitgliedern der ersten Stunde sind aber nicht mehr viele dabei", sagt Willms und spricht damit ein Problem vieler Baugemeinschaften an. Die Suche nach einem Grundstück oder einem Gebäude dauert lange, für viele zu lange. Doch haben Baugemeinschaften selten Probleme, neue Mitglieder zu finden. "Für die letzten zehn freien Wohnungen haben wir mit 120 Interessenten Gespräche geführt", sagt Willms.

Für die Baugemeinschaft StattSchule war klar, dass sie in der Altonaer Altstadt bauen wollten, da viele Mitglieder hier schon seit Langem wohnen und sich in der Stadtteilarbeit engagieren. So war Malte Willms bei der Gründung eines selbst verwalteten Kinderladens beteiligt. "Dieses Engagement war ausschlaggebend dafür, dass die Gruppe die Schule kaufen durfte", sagt Christian Diesener von der Lawaetz-Stiftung.

Die Stiftung begleitet die Baugemeinschaft bis zum Einzug mit Rat und Tat. "Wir stellen die Finanzierung auf, verwalten die Gelder auf einem Treuhandkonto, bei diesem Projekt sind das 6,9 Millionen Euro. Dann haben wir die Grundstücksverhandlungen mit der Stadt geführt und vertreten die Baugemeinschaft gegenüber den Baufirmen, mit denen wir die Verträge abschließen", erklärt Diesener. Das bedeutet jedoch nicht, dass sich die StattSchüler bequem zurücklehnen können. "Jede Wohnung wurde nach den Wünschen ihrer künftigen Bewohner entworfen", sagt Architekt Wolfram Tietz vom Planerkollektiv. Einmal in der Woche trifft sich dazu die Baugruppe der Baugemeinschaft mit dem Architekten. Auch die anderen Mitglieder sind in Untergruppen tätig und kümmern sich um die Energieversorgung, den gemeinsamen Garten, die Ver- und Entsorgung des Hauses oder tragen Informationen über die Geschichte des Gebäudes zusammen, das 1888 als preußische Schule gebaut wurde, denn Altona gehörte damals zu Preußen.

Die ehemaligen Klassenzimmer sind sechs mal neun Meter groß, mit einer Deckenhöhe von vier Metern. Das zweistöckige Gebäude besteht aus einem Längsriegel und zwei kürzeren Querbauten. Es hat sechs Eingänge und pro Etage einen Mittelflur. "Die Wohnungen sollten von der Straßen- bis zur Hofseite reichen, und der Mittelflur verschwand", erläutert Wolfram Tietz. "Dort, wo früher der Flur war, werden wir deshalb die Bäder unterbringen." Einige Bewohner haben die hohen Räume dazu genutzt, sich zusätzliche Ebenen einziehen zu lassen.

Der Umbau eines alten Hauses sei nicht teurer als ein Neubau, versichert Architekt Tietz. "Vorausgesetzt, es gibt keinen Schwamm oder gravierende Baumängel." Auf den mittleren Teil des historischen Gebäudes soll ein zweistöckiger Aufbau gesetzt werden. Im Altbau bleibt der Charakter des Gebäudes nicht zuletzt wegen der historischen Fenster erhalten - auch wenn die ehemaligen Klassenzimmer in kleinere Raumeinheiten aufgeteilt werden. "Wir werden sie neu verglasen, die alten Rahmen aus Tropenholz allerdings behalten", sagt der Architekt. Auf der Hofseite werden moderne Balkone angebaut. "Das konnten wir gegen den anfänglichen Widerstand des Denkmalsschutzamtes erreichen", freut sich Tietz. Außerdem wird das Gebäude von innen gedämmt. Auf dem Südteil des Daches soll eine Solarthermie-Anlage installiert werden. Und im Keller wird eine Pelletheizung stehen.

Neben all den Wohnungen gibt es zudem Gemeinschaftseinrichtungen. "Im 62 Quadratmeter großen Gemeinschaftsraum werden wir uns regelmäßig treffen", so Willms. Außerdem gibt es eine Werkstatt und einen Garten. Ihr Engagement im Stadtteil wollen die StattSchüler fortsetzen. "Wir werden Kontakt zu den Nachbarn und zu Projekten aufnehmen", sagt Malte Willms. Ein Fremdkörper im Stadtteil zu sein, widerspräche ihrer Lebensauffassung.