Nach fünfjähriger Bauzeit wurde er 1911 eröffnet

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erlebte Hamburg einen Quantensprung in seiner Entwicklung. Handel und Schiffsbau boomten, und die Hamburger Reedereien besaßen die größte Handelsflotte der Welt. Überall in der Stadt wurden neue, große Kontorhäuser errichtet. 1906 wurde der Hauptbahnhof in Betrieb genommen, im gleichen Jahr begann man mit dem Bau der St. Pauli Landungsbrücken. 1906 erfolgte der erste Spatenstich für den Bau der Hochbahn. 1912 fuhr der erste Zug. Hamburg war eine Riesenbaustelle.

Ebenfalls im Jahre 1906 wurde am Elbufer die technisch anspruchvollste Baustelle eingerichtet: Die Bürgerschaft hatte beschlossen, endlich einen Elbtunnel bauen zu lassen, der die Stadt mit dem Hafen auf der anderen Elbseite verbinden sollte. Die Elbbrücken und die Barkassen allein konnten die Menschen- und Wagenmengen nicht mehr bewältigen, die Tag für Tag zur Arbeit in den Hafen strömten. Die Idee, eine feste Fährverbindung einzurichten, wurde verworfen, hätte sie doch den Schiffsverkehr gestört. Außerdem führte die Elbe im Winter regelmäßig Eis.

Man entschied sich nicht für einen Tunnel, der sich sanft abneigte, sondern für einen mit Fahrstuhlanlagen an beiden Enden. Auf diese Weise wollte man Kosten sparen. Außerdem mussten die Fuhrunternehmer keine langen Umwege in Kauf nehmen, um zur Tunneleinfahrt zu gelangen. Bevor mit dem eigentlichen Tunnelbau begonnen werden konnte, mussten an beiden Enden die Fahrstuhl- und Treppenanlagen ausgeschachtet werden. Das war ein technisch aufwendiges Unternehmen.

Die Arbeiter mussten unter Druckluft das Erdreich mit der Schaufel ausheben. 1907 begannen die Arbeiten auf Steinwerder, sie dauerten ein Jahr. 1908 nahm man die Arbeiten in St. Pauli auf. Erst als dieser Schacht 1909 fertig war, konnte mit dem Bau des eigentlichen 426,5 Meter langen Tunnels begonnen werden - ebenfalls unter Druckluft, was bei vielen Arbeitern zu Krankheiten führte. 689 überlebten die Taucherkrankheit, drei starben an ihr. Insgesamt waren 4400 Arbeiter beim Bau im Einsatz. Währenddessen baute man die typischen Kuppelbauten über den Eingangsschächten. Sie wurden von den Architekten Raabe & Wöhlecke entworfen. Auf der Hafenseite richtete man ein eigenes Kraftwerk für den Tunnel ein.

Die Bauten auf der Steinwerder-Seite wurden im Krieg zerstört. Wie bei den Landungsbrücken und vielen Hochbahnbauten entschieden sich die Architekten auch bei den Elbtunnelbauten für Tuffstein als Baumaterial. Im Inneren wurden die Eingangsbauten und der Tunnel gekachelt. Zahlreiche Reliefs wurden angebracht.

1911 war es dann so weit. Der Tunnel wurde nach fünfjähriger Bauzeit in Betrieb genommen. 10,7 Millionen Mark waren verbaut worden. In seinen besten Zeiten wurden pro Jahr 20 Millionen Menschen gezählt, die ihn nutzten, um zu ihrer Arbeitsstätte zu gelangen. 2003 wurde der Tunnel unter Denkmalschutz gestellt. Inzwischen kann man ihn mieten.