Die Hamburger Galeristin Charlotte Menck umgibt sich mit Antiquitäten und junger, frischer Kunst in ihrem Haus in Othmarschen

Hamburg. Die Hamburger Galeristin und Kunsthändlerin Charlotte Menck ist der Kunst früh verfallen. Bereits im Alter von 17 Jahren hat sie sich als Teenager für 1000 Mark ein großes Gemälde des Künstlers Nil Ausländer geleistet. "Das Geld habe ich Monat für Monat von meinem nicht gerade üppigen Lehrlingsgehalt abgestottert", erinnert sich die Hamburgerin. Heute hängt das Gemälde mit dem Titel "Kreuzberg brennt" im Schlafzimmer ihres Rotklinker-Hauses in Othmarschen.

Der querformatige Rotklinkerbau mit einer Wohnfläche von mehr als 300 Quadratmetern wurde 1922 erbaut. Das Ehepaar Menck hat das Haus 1987 erworben und aufwendig saniert. Ihre drei Kinder, die in dem Haus groß wurden, sind mittlerweile ausgezogen. Im Zuge der Sanierungsarbeiten wurden Original-Details liebevoll aufgearbeitet und teilweise auch erhalten - so wie die Solnhofer Natursteine in der einladenden Diele, die Holzfenster oder das urige Eichenparkett im Wohnbereich.

Sich von ihrem ersten Gemälde zu trennen, käme Charlotte Menck nie in den Sinn. Überhaupt finden sich in allen Räumen schöne Antiquitäten, die sie von ihrer Mutter übernommen hat. In der Wohnküche, in der vor Kurzem ein schwarzer Schieferboden verlegt wurde, ziehen beispielsweise eine mit edlem Porzellan bestückte Holzvitrine sowie ein ovaler Esstisch alle Blicke auf sich. Die antiken Stücke hat die 55-Jährige gekonnt mit modernen Möbeln, Wohnaccessoires und vor allem mit Kunst kombiniert. Denn zu ihrem ersten Bild sind in den Jahren viele neu hinzugekommen. Sie schmücken die in zurückhaltenden Farben gestrichenen hohen Wände des ganzen Hauses.

Echte Blickfänger sind aber auch die vielen Objekte und Skulpturen. "Ein Leben ohne Kunst ist für mich nicht vorstellbar", gibt die Inhaberin der Galerie Chaco in der Zeise-Halle zu. Viele der Kunstwerke, die sich in ihrem Privatbesitz beziehungsweise in ihrem Haus befinden, stammen von Künstlern, die sie seit der Galerie-Eröffnung vor 13 Jahren aufgebaut hat und vertritt. Dazu zählen unter anderem die Malerinnen Jasmin Hilmer und Astrid Stöfhas sowie die Bildhauerin Sundari Arlt. "Mir gefällt vor allem junge, frische und heitere Kunst. Zum Glück kommt diese auch bei den Kunden gut an", so Charlotte Menck.

Ihr Sinn für Ästhetik und tolle Optiken macht sich auch in ihrem privaten Umfeld bemerkbar. Trends hinterherzurennen, kommt für sie allerdings nicht infrage. Und auf "Tüdelkram" steht sie auch nicht. Viel mehr mag sie dezente Naturtöne, pointierte Effekte, gelungene Farbkompositionen und Purismus: Dabei dürfe die Gemütlichkeit allerdings nicht zu kurz kommen.

Zu ihren Lieblingsplätzen zählen die hellen XXL-Polstersessel, die im großzügig bemessenen, offenen Wohn- und Essbereich direkt vor dem Fenster stehen. In die Sessel vom Hamburger Designer Frank Theuerkauf kuschelt sie sich gern, um in Ruhe in einem Buch zu schmökern, die Beine hochzulegen und dabei in den idyllischen Garten zu schauen. Dort gibt es nicht nur einen großen Gartenteich, sondern auch zwei freilaufende Zwergwyandotten.

Die beiden Hühner-Damen machen der Hausherrin viel Freude und bescheren ihr regelmäßig das eine oder andere Frühstücksei. Nicht minder gemütlich ist die Sitz- und Fernsehecke mit dem hellgrauen Ecksofa. Es harmoniert prächtig mit dem schwarzen Corbusier-Ledersessel, der maßgefertigten, dunklen Schrankwand und natürlich mit der großen Acryl-Collage von Jasmin Hilmer. Darauf ist ein in Gedanken verlorener Strandspaziergänger abgebildet.

Designklassiker wie die alten Stühle von Arne Jacobsen stehen auch im Esszimmer der Mencks. "Sie sind ein Teil unserer Familien- und Firmengeschichte, ich musste ihnen einfach ein neues Zuhause geben", erzählt Charlotte Menck. Sie sind jetzt um einen großen Esstisch herum gruppiert.

Charlotte Menck ist gerade von einer Asien-Reise mit ihrem Mann Peter zurückgekehrt. Mitgebracht hat sie viele neue Ideen. Asien sei ein wahre Goldgrube für Kunst, da gäbe es noch wahnsinnig viel zu entdecken, sprudelt es aus ihr heraus. Deshalb will sie unbedingt wieder dorthin. Doch zunächst wird sie die letzten Sonnenstrahlen dieses Jahres ausnutzen, um ihrer zweiten großen Leidenschaft neben der Kunst zu frönen: Gemeinsam mit ihrem Mann macht sie liebend gern Motorradtouren mit der Harley-Davison. Dabei begnügt sich die Galeristin nicht mit dem Mitfahren auf dem Rücksitz. Sie hat vor einigen Jahren den Motorradführerschein gemacht und ist nun stolze Besitzerin einer roten Heritage Softail. Ihr "Schätzelein" durfte im letzten Winter sogar im Haus parken, sie ist schließlich auch ein prächtiges Kunstwerk!