Einrichterin Victoria von Schön-Angerer genießt nach erfolgreichem Umbau mit ihren beiden Söhnen die neue Wohnstätte in Falkenried

Wie kannst du in einem Loft nur Wände einziehen? Da geht doch die ganze Großzügigkeit verloren!" Wie oft Victoria von Schön-Angerer diese Warnung während der Renovierungsphase gehört hat, kann sie nicht mehr sagen. Doch unbeirrt zwackte die Einrichtungsexpertin in ihrer großzügigen, neuen Wohnstätte etwa 60 Quadratmeter ab und schuf so nicht nur Schlafzimmer für sich und ihre beiden Söhne, sondern auch genügend Stauraum für Kleidung und Spielsachen.

Großzügig wirkt das Loft im Erdgeschoss eines Hinterhauses im Falkenried noch immer. Tritt man vom gepflasterten Hof durch die gläserne Sprossentür, liegt vor einem ein mehr als 90 m² großer Raum. Die Fenster - lofttypisch mit vielen Sprossen - lassen ausreichend Licht in die Wohnung. So viel, dass der Raum trotz der in verschiedenen Schlamm-Tönen gestrichenen Wände und dem dunkelbraun geölten Holzboden nicht düster wirkt.

Zunächst befindet man sich im Arbeitsbereich der Hausherrin. Ein Tisch mit Stoffmustern steht direkt neben der Eingangstür, zur Rechten zwei Schreibtische - darauf Fachzeitschriften, Skizzen, die Victoria von Schön-Angerer per Hand von den Wohnungen ihrer Kunden zeichnet, und mehrere "moodboards", auf die sie einer Collage gleich Stoff- oder Lederstücke, Furniere oder Fotos klebt, um ihren Auftraggebern einen Eindruck von ihren Gestaltungsplänen zu vermitteln.

Die Einrichterin lernte ihr Handwerk bei Gerkan, Marc und Partner

Die ausgebildete Bauzeichnerin hat ihr Handwerk als erste Praktikantin des renommierten Architekturbüro Gerkan, Marc und Partner gelernt und anschließend bis zum Vordiplom Architektur studiert. "Dann kamen die Kinder, und ich habe ein paar Jahre pausiert", sagt sie. Ein Totalausfall war es allerdings nicht: Das Reihenhaus, in dem die Familie damals wohnte, hatte sie mit ihrem damaligen Mann, einem Architekten, gemeinsam umgebaut. Und wenn Freunde einen Rat in Sachen Gestaltung brauchten, war sie auch zur Stelle. Auf eigenen Füßen steht sie erst seit eineinhalb Jahren; vorher arbeitete sie jedoch zwei Jahre lang mit einer bekannten Hamburger Inneneinrichterin zusammen. "Ich bin ihr sehr dankbar", sagt Victoria von Schön-Angerer, "dass sie mir damit die Gelegenheit gab, wieder in meinen alten Bereich hineinzuschnuppern." Mittlerweile ist sie gut im Geschäft, richtet Wohn- und Geschäftshäuser nicht nur in Hamburg, sondern auch in anderen deutschen Städten ein - auch Villen in Bestlage und ein Hotel waren darunter. Wollen Kunden ihre Wohnräume umgestalten, geht sie stets behutsam vor. "Ich bin kein Freund von Rundumschlägen und ersetze oft nur partiell Teile der Einrichtung", sagt sie.

Besonders gern kombiniert die Einrichterin Antiquitäten und klassische Designmöbel mit ansonsten eher normalen Einrichtungsstücken. So ist sie auch bei der Gestaltung ihrer eigenen Wohnräume vorgegangen: Dort stehen Stücke einer bekannten schwedischen Möbelkette, aber auch Stühle von Arne Jacobsen, ein Leder-Chrom-Sessel von Corbussier, Tische von Marcel Breuer und Miller oder geerbte Antiquitäten. Die müssen nicht immer wertvoll sein, sondern dürfen ruhig auch mal einfach nur eine Geschichte erzählen - wie das alte Holzfenster mit der zerbrochenen Scheibe, das an einer Schlafzimmerwand lehnt und "aus dem Hühnerhaus meiner Eltern stammt". Oder den drei alten Lederkoffern von einer Tante, die übereinandergestapelt auf der einen Seite ihres Bettes die Funktion eines Nachttisches übernehmen. Nach der Devise, auch günstige Möbel können effektvoll aufgepeppt werden, hat Victoria von Schön-Angerer ebenso die Küche gestaltet. Der Küchentresen ist ein echter Hingucker: Die Arbeitsfläche besteht aus einer sechs Zentimeter dicken, drei Meter langen Platte aus gemaserter, rotgolden schimmernder Bosse - einer afrikanischen Zedernart. An den Kanten der Längsseiten durfte der Tischler nichts machen: Sie bestehen aus der unbehandelten, knorrigen Rindenschicht. Die Breite der Holzplatte von 1,20 Meter entspricht doppelter Schranktiefe - darunter befinden sich, Rücken an Rücken, Elektrogeräte und Schubladenelemente einer in edlem Anthrazit gehaltenen Einbauküche. "So viel Stauraum hatte ich noch nie", sagt die Einrichterin mit Blick auf die vielen Schrankelemente. Viel Platz bietet auch die ursprüngliche Küche: In dem etwa acht Quadratmeter großen Raum sind Waschmaschine, Trockner und weitere Schränke untergebracht.

Die Söhne schlafen in zwei Meter hohen Kojen, darunter sind Einbauschränke

Bestens durchdacht sind die Räume der beiden Söhne, die sich nebeneinander im hinteren Teil des Lofts befinden. Beide Zimmer verfügen über je ein großes Sprossenfenster, das den Blick freigibt auf Hinterhof und die Gärten der Nachbarn. Die Jungen schlafen Wand an Wand - in Kojen, die zwei Meter hoch gelegen sind. Der Clou: Darunter befinden sich zwei begehbare Einbauschränke, die vom Flur aus erreichbar sind und eine Menge Stauraum bieten für Skateboards, Gitarren, Klamotten. "Meine Kinder fühlen sich hier wohl", sagt Victoria von Schön-Angerer, die mit ihren Söhnen erst im März von Wellingsbüttel nach Eppendorf gezogen ist. "Sie wissen zu schätzen, dass es etwas Besonderes ist, in einem Loft zu wohnen." Auch wenn man dort mit eingezogenen Wänden wohnt.