An diesem Sonntag werden die Arbeiten des Hamburger Büros pmp Architekten über die Stadtgrenzen hinaus zu bestaunen sein

Hamburg. An diesem Wochenende wird sicherlich häufig der Name des Hamburger Architekturbüros pmp Architekten ( www.pmp-architekten.de ) genannt werden. Die Eröffnung des bundesweiten "Tag des offenen Denkmals" durch Bundespräsident Christian Wulff findet am 12. September im Lüneburger Rathaus statt. Ein Ort, mit dem keiner so vertraut ist wie die pmp Architekten. 2005 wurde das Hamburger Architekturbüro beauftragt, einen Masterplan für den größten aus der Gotik stammenden Rathauskomplex Norddeutschlands zu erstellen. Er wies erhebliche Schäden auf und benötigte dringend eine behutsame Instandsetzung. Die Fachleute des Büros machten sich daran, die Schäden und Missstände zu dokumentieren sowie notwendige Maßnahmen nach Priorität zu gliedern. Im ersten Schritt mussten Sicherungsarbeiten vorgenommen werden. Mittlerweile ist das Büro mit der Planung der Instandsetzungsarbeiten und der Koordinierung der laufenden Arbeiten beschäftigt. Und das Kuriose daran: Kaum jemand wird erkennen, dass hier eine Vielzahl von Fachleuten über Jahre an dem Gebäude gearbeitet hat.

"Es hört sich widersinnig an, aber für uns ist es das größte Lob, wenn die Bewohner oder Betrachter eines Gebäudes nicht merken, dass wir am Werke waren", sagt Lennart Hellberg. Gemeinsam mit seinen Büropartnern Elinor Schües und Jürgen Padberg sowie 25 Mitarbeitern widmen sich die Architekten dem Erhalt vieler Baudenkmäler weit über Hamburgs Grenzen hinaus. So arbeiten in dem Büro nicht nur Architekten, sondern auch ein Archäologe, eine Restauratorin, eine Kunsthistorikerin sowie Bauingenieure und Energieplaner an ein und demselben Projekt. "In unserem Büro ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit aller Mitarbeiter besonders wichtig. Bei jedem Bauvorhaben benötigen wir den Rat und die Fachkenntnis verschieden qualifizierter Mitarbeiter", sagt Elinor Schües. Eine ungewöhnliche Zusammensetzung eines Architekturbüros, doch nur so können sie sehr komplexe Baudenkmäler instand setzen oder sogar vor dem Abbruch bewahren.

Ein prominentes Beispiel findet sich im Gängeviertel. Das unter Denkmalschutz stehende Fachwerkhaus am Valentinskamp 34 schien verloren. Der Besitzer hatte bereits den Antrag auf Abriss gestellt. Das Denkmalamt gab in letzter Minute ein Gutachten bei pmp Architekten in Auftrag. Zum Glück. Das Haus wurde auf das Jahr 1634 datiert. Sogar Deckenmalereien aus der Renaissance und Barockzeit sowie Stuckdecken aus dem Rokoko kamen zum Vorschein. Sie legen heute Zeugnis von der Geschichte des Hauses ab. "Genau so soll es sein", freut sich Jürgen Padberg.

Ein wichtiger Aspekt bei den Planungen ist die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern des Denkmalamtes. Sie begleiten nicht nur die Instandsetzung, sondern entscheiden auch, ob ein Gebäude unter den Denkmalschutz fällt. Dabei ist nicht entscheidend, ob ein Gebäude schön oder einfach nur alt ist, sondern, ob es eine besondere gestalterische, geschichtliche, wissenschaftliche oder auch politische Bedeutung hat. "Jedes Haus hat eine Geschichte zu erzählen. Unsere Aufgabe ist es, die Häuser zum Erzählen der Geschichte zu bringen. Dazu müssen wir zuallererst selbst sehr genau hingucken und in vielen unterschiedlichen Quellen forschen", erzählt Lennart Hellberg. Dazu gehöre auch der Gang in Bibliotheken und Archive, die Analyse der Baumaterialien und Konstruktionen sowie in manchen Fällen eine naturwissenschaftliche Laboruntersuchung. Der Bauforscher öffnet dann beispielsweise eine Wand, um anhand der verwendeten Materialien und der Bauweise ihr Alter festzustellen. So wird geklärt, ob es sich um Originalwände oder eine nachträglich eingebaute Konstruktion handelt. "Je besser man ein Gebäude versteht, desto klarer und meist auch einfacher sind die Entscheidungen, wie es saniert werden soll", sagt Elinor Schües.

Sehr eindrucksvoll erlebten diese Tatsache die Architekten bei dem ehemaligen Landhaus von John Fontenay am Mittelweg 183. Anfang des 19. Jahrhunderts ließ der erfolgreiche Schiffsmakler mehrere Miet-Sommerhäuser bauen. Sie mussten wegen schwerer Kriegsschäden abgerissen werden. Lediglich das Haus Nummer 183 blieb erhalten, wurde allerdings im Laufe der Jahrzehnte so tief greifend umgebaut, dass der ursprüngliche Grundriss kaum mehr zu erkennen war. Mehrere Brände zerstörten zudem Teile des Innenausbaus. Durch bauhistorische Untersuchungen konnten die Architekten den Bau jeder einzelnen Wand zeitlich genau bestimmen. Die Folge: Der Originalgrundriss des Hauses zeigte sich und konnte wiederhergestellt werden.

Ihr Meisterstück planen die Architekten seit 14 Jahren in ihrem Zweitbüro in der Stadt Brandenburg. Der Bischof von Brandenburg, Wolfgang Huber, beauftragte das Architektenteam mit der schrittweisen Instandsetzung des Brandenburger Domstifts. Der Masterplan, den die Architekten erstellten, sieht eine Bauzeit über 18 Jahre vor. Da gerade bei vielen alten Gebäuden während der Renovierungsarbeiten unvorhersehbare Änderungen an der Tagesordnung sind, wird der Plan regelmäßig dem Verlauf der Bauarbeiten angepasst. Die langjährige Zusammenarbeit ist so erfolgreich, dass Jürgen Padberg von Bischof Huber eine besondere Auszeichnung erhielt: Er wurde im Jahr 2001 zum Dombaumeister zu Brandenburg ernannt.