Mit Vorträgen und Diskussionen fördert der Bund Deutscher Architekten (BDA) die Hamburger Architektenszene

Der Bund Deutscher Architekten (BDA) wurde 1903 gegründet, um den Architekten bei der architektonischen und städtebaulichen Gestaltung der Städte eine Stimme im öffentlichen Diskurs zu geben. Sein Anliegen ist es, in einer sich schnell verändernden Welt, Qualitätsmaßstäbe zu definieren und dafür einzutreten, dass sich "kreative Lösungen im geistigen Wettbewerb" messen können. Im BDA Hamburg sind rund 200 Architekten und Architektinnen organisiert, pro Jahr kommen an die fünf neue Mitglieder dazu. Sie werden von BDA-Mitgliedern vorgeschlagen und müssen sich zunächst mit ihren Arbeiten einer Findungskommission vorstellen. Wird ein Kandidat aufgenommen, darf er das Kürzel BDA hinter den Namen seines Architekturbüros stellen. Das Hamburger Abendblatt hat mit der Vorsitzenden des BDA Hamburg, Karin Loosen, gesprochen.

Abendblatt:

In Hamburg artikuliert sich immer wieder Unverständnis, wenn moderne Architektur gebaut wird. Es bilden sich bei einigen geplanten Bauprojekten ja auch Bürgerinitiativen. Sprechen Architekten und Bevölkerung nicht die gleiche Sprache?

Karin Loosen:

Man muss differenzieren. Oft geht es bei der Kritik nicht um moderne Architektur. Die Menschen wenden sich gegen einige Bauvorhaben, weil die Problemzusammenhänge extrem komplex sind und sie diese Komplexität nicht immer erfassen.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Nehmen wir das Katharinenquartier: Da haben sich die Kritiker auf die hohe straßenbegleitende Bebauung an der Willi-Brandt-Straße fixiert und dabei in den Hintergrund gedrängt, dass dieses Quartier in die Zukunft geführt werden will. Für Hamburg ist es eine tolle Sache, wenn dort ein lebendiges Quartier rund um die Kirche entstehen kann. Damit das Wohnquartier aber eine hohe Lebens- und Aufenthaltsqualität erhalten kann, bedarf es einer wohnverträglichen Ausformulierung der Randbebauung zur hoch frequentierten Willi-Brandt-Straße.

Es gibt ja das unschöne Beispiel des Michaelis-Quartiers, wo der Turm des Michel durch eine hohe Eckbebauung verdeckt wurde.

Der BDA kann immer nur Hinweise und Anregungen geben, aber nicht entscheiden. Aber warum werden Dinge, die einmal schiefgelaufen sind, gleich wieder weiterprojiziert auf neue Zusammenhänge? Beim Katharinenquartier liegt der Fall ganz anders.

Was unternimmt der BDA, um in der Bevölkerung ein größeres Verständnis für umstrittene Bauvorhaben zu fördern?

Unsere Aufgabe besteht nicht darin, für einzelne Projekte unserer Mitglieder öffentlichkeitswirksame Arbeit zu leisten. Das muss das jeweilige Büro schon selbst machen. Wir verstehen uns als Anwalt für eine hohe Baukultur und wollen die Öffentlichkeit darauf aufmerksam machen, was wir unter hochwertiger Architektur verstehen. So vergeben wir beispielsweise alle zwei, drei Jahre den BDA-Architekturpreis. 2008 wurden unter anderem die Neugestaltung des Jungfernstiegs und das Empire-Riverside-Hotel von David Chipperfield ausgezeichnet. Man muss nicht BDA-Mitglied sein, um ein Preisträger zu werden. Und dann haben wir auch noch den BDA-Publikumspreis. Bisher hat das Publikum hierbei jedes Mal der modernen Architektur deutlich den Vorzug gegeben.

Auf welche Art und Weise fördert der BDA den öffentlichen Diskurs in der Stadt?

Wir bieten viele Veranstaltungen, auf denen aktuelle Fragen und Probleme in der Stadtentwicklung diskutiert werden. Einige wenige, wie der Architektur-Club, sind nur für geladene Gäste zugänglich. Hier diskutieren Vertreter aus Politik, Verwaltung, Bauwirtschaft, Wissenschaft und Architekten. Wir haben mit diesen Foren immer sehr gute Erfahrungen gemacht. Es ist uns dadurch gelungen, die Diskussion auf ein niveauvolles Level zu heben, indem wir auch Fachleute aus anderen Städten einladen konnten und so einen wertvollen Input erhalten. Außerdem hat der BDA Thesen zur Stadtentwicklung aufgestellt, mit denen wir Ansprüche formulieren, wie gute Stadtquartiere entwickelt sein sollten. Dazu gehört unter anderem auch der Blick auf eine lebenswerte Dichte und anderes mehr.

Ist der BDA mit der städtebaulichen und architektonischen Entwicklung in Hamburg zufrieden?

Der BDA ist im Großen und Ganzen sehr froh, wie sich Hamburg in den letzten Jahren städtebaulich entwickelt. Übrigens sind Architekten von außerhalb immer wieder begeistert, was und wie bei uns gebaut wird. Die Dynamik, die trotz Finanzkrise in der Stadt herrscht, ist schon beeindruckend. Sicherlich könnte im Wohnungsbau noch mehr geschehen. Hier stellt sich aber immer auch die Frage, in welcher Dichte und zu welchen Preisen gebaut wird. Wichtig ist, dass die Bevölkerung im Wohnungsbau ein ausgewogenes Angebot vorfindet.