Hamburg. Seit Jahren können sich Immobilienbesitzer die aktuellen Zinsen für eine Anschlussfinanzierung bis zu 60 Monate im Voraus sichern. Dafür zahlen sie auf den aktuellen Zins einen Aufschlag, der jetzt etwa 0,01 bis 0,03 Prozentpunkte pro Monat Vorlaufzeit beträgt. Doch bisher haben sich solche Forward-Darlehen kaum gelohnt. "Der Abschluss eines Forward-Darlehens hätte sich bei einer Vorlaufzeit von einem Jahr nur in 25 Prozent der Fälle gelohnt. Bei längeren Vorlaufzeiten sehen die Ergebnisse sogar noch schlechter aus", sagt Max Herbst von der FMH-Finanzberatung zur Auswertung der Daten ab dem Jahr 2002. So wäre es bei einer Vorlaufzeit von 24 oder 36 Monaten nur in 17 Prozent der Fälle besser gewesen, ein Forward-Darlehen abzuschließen. Denn wer ein Forward-Darlehen unterschrieben hat, muss den vereinbarten Zins dann auch bezahlen, egal wie niedrig die Bauzinsen tatsächlich sind.

Wie teuer die Entscheidung werden kann, zeigt das Beispiel jener Bauherren, die 2002 ein 36-monatiges Forward-Darlehen für zehn Jahre abschlossen hatten. Sie hätten die Anschlussfinanzierung im Jahr 2005 im Schnitt um drei Prozentpunkte billiger bekommen, wenn sie kein verbindliches Forward-Darlehen vereinbart hätten. Die Konsequenz: "Bei einem Darlehen von 100 000 Euro gaben diese Eigenheimbesitzer über die zehn Jahre hinweg rund 30 000 Euro mehr aus als nötig", sagt Herbst.

Wer etwa im Mai 2008 seine Anschlussfinanzierung ein Jahr im Voraus sichern wollte, zahlte für ein zehnjähriges Darlehen 5,07 Prozent. Hätte er bis zur Fälligkeit gewartet, hätte er seine Restschuld mit 4,35 Prozent finanzieren können. Einen Gewinn brachten die Forward-Darlehen nur im Jahr 2005, als die Zinsen niedrig waren. "Im besten Fall - Vertragsabschluss im November 2005 und Ablösetermin zwei Jahre später - war ein Baukredit über 100 000 Euro bei einer Zinsbindung von zehn Jahren rund 4500 Euro günstiger", rechnet der Experte vor.

Nach seiner Einschätzung lohnt ein Forward-Darlehen nur, wenn die Zinsen so niedrig sind, dass eine Erhöhung in naher Zukunft wahrscheinlich ist. Doch Herbst rät, sich mit dem Thema zu beschäftigen, einen Abschluss aber noch hinauszuzögern. So werden Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank erst für das nächste Jahr erwartet. Doch auch andere Faktoren, wie die anziehende Konjunktur oder Probleme bei der Staatsfinanzierung in der EU können für plötzlich steigende Zinsen sorgen.

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