Serie, letzter Teil: Im August beginnen die Arbeiten auf der Schlossinsel im Bezirk Harburg. Viele weitere Projekte befinden sich in den Startlöchern

Den 28. August hat Frank Lorenz sich in seinem Terminkalender markiert. "Dann wird Bürgermeister Ole von Beust mit uns den Grundstein für unser Wohnprojekt auf der Harburger Schlossinsel legen", sagt der Geschäftsführer des Projektentwicklers Lorenz + Partner. Geplant sind sechs Gebäude mit insgesamt 180 Wohneinheiten, die auf einer zusammenhängenden Tiefgarage stehen. 90 Wohnungen sollen verkauft, 90 Wohnungen vermietet werden (1). Über Preise will Frank Lorenz noch keine Auskunft geben. Er vertröstet auf den 28. August. Einen Hinweis gibt er jedoch: "Unser Ziel ist es, in der Liga HafenCity zu spielen."

Im Mai 2012 können die neuen Bewohner einziehen. Bootsbesitzer finden direkt vor dem Haus am 200 Meter langen Steg einen Liegeplatz. "Wir haben im Binnenhafen keine Tide, weil er durch eine Schleuse von der Süderelbe abgeriegelt ist", sagt Lorenz. Der nahe gelegene Schlossinselpark, der im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) angelegt wird, verspricht Wohnen zwischen Wasser und Grünanlage. "Da wir am Ende einer Sackgasse bauen, werden die Bewohner auch nicht von den Bautätigkeiten, die sich im Süden in den nächsten Jahren abspielen, belästigt werden", verspricht Lorenz.

Auf der südlichen Schlossinsel sollen neben Bürohäusern in einem weiteren Bauabschnitt Wohnungen entstehen. Auch im angrenzenden Binnenhafen ist hochwertiger Wohnungsbau geplant. Dort hat sich in den vergangenen Jahren zwischen und in den alten Hafengebäuden und Speichern eine architektonisch interessante neue Stadtlandschaft mit Büro- und vereinzelten Wohngebäuden etabliert. Am Kaufhauskanal (2) soll als IBA-Projekt ein maritim anmutendes Wohnquartier mir rund 160 Wohnungen nach den Plänen des dänischen Architekturbüros BIG - Bjarke Ingels Group entstehen. Die IBA spricht von einem Realisierungszeitraum zwischen 2011 und 2013. Weitere Wohnungen sollen auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs (3) gebaut werden. Derzeit wird das 90 000 m² große Grundstück von der Bahn-Tochter Aurelis vermarktet.

Obwohl noch kein Grundstein gelegt ist, ist das Interesse am Wohnen auf der Schlossinsel und im Binnenhafen groß. "Ich muss die Interessenten, die etwas im Harburger Hafen suchen, vertrösten", sagt Jens Gerken, Geschäftsführer von Engel & Völkers Süderelbe. Überhaupt gäbe es im hochwertigen Segment derzeit keine Angebote im Neubaubereich. "Die Nachfrage ist da, aber es gibt keine attraktiven Grundstücke für Bauten, die 3500 bis 4000 Euro den Quadratmeter kosten."

Hochwertig ist ein Wort, das auch Frank Wiesner (SPD), der im Stadtplanungsausschuss der Bezirksversammlung Harburg sitzt, gern benutzt. Er begrüßt es, dass auf der Konversionsfläche der ehemaligen Röttiger-Kaserne (4) überwiegend Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäuser geplant sind. "Geschosswohnungsbau haben wir in Harburg genug. Wir wollen mehr Einfamilienhäuser. Das ist politischer Wille." 450 Familien sollen auf dem ehemaligen Kasernengelände ein neues Zuhause finden. Dazu muss aber erst der Bebauungsplan in der Bezirksversammlung beschlossen werden. "Das wird noch zwei, drei Jahre dauern, bis dort ein Spaten gestochen wird", sagt Wiesner.

Er geht davon aus, dass das Kasernengelände eine größere Erfolgsgeschichte werden wird, als das "Elbmosaik" (5) in Neugraben-Fischbek. Dort sind rund 1250 neue Wohneinheiten als Einzel-, Doppel- und Reihenhäuser, aber auch im Geschosswohnungsbau geplant. Im ersten Bauabschnitt sollen 400 Wohneinheiten entstehen. Interessenten können Grundstücke erwerben, auf denen sie ihr Traumhaus bauen können. Lange Zeit stand dort nur ein einsames Einfamilienhaus. Inzwischen sind nach Auskunft von PMC Immobilienmanagement sämtliche Grundstücke für Einfamilienhäuser entweder verkauft oder reserviert. Reihenhausgrundstücke gibt es dagegen noch ausreichend. Die 170 bis 392 Quadratmeter großen Grundstücke kosten zwischen 39 176 und 66 000 Euro. Bei den Reihenhausgrundstücken gibt es eine Bauträgerbindung. Die Häuser werden von den beiden Unternehmen Züblin und Bauplan Nord errichtet. Dazu Manfred Brummer von Bauplan Nord: "Die Reihenhäuser kosten ab 160 000 Euro." Normalerweise wird ein Reihenhausriegel erst gebaut, wenn alle Häuser verkauft sind. Beim Projekt "Elbmosaik" macht das Unternehmen eine Ausnahme. "Wir fangen mit dem Bau an, wenn die Hälfte der Häuser verkauft sind", sagt Brummer.

Neben diesen großen Bauflächen gibt es im Bezirk eine Fülle kleinerer Baufelder, die entweder in der Planfeststellung oder bereits in der konkreten Projektierung sind. Immerhin sollen 2011 nach Angaben des Bezirksamtes 930 Wohneinheiten entstehen. Darunter ist ein Bauvorhaben an der Winsener Straße 32-50 in Wilstorf, wo 60 Wohnungen geplant sind. Ebenfalls in Wilstorf, an der Winsener Straße 80, sind 70 Wohnungen für Familien, Studenten und Senioren geplant (6). Wilstorf steht auch beim Eisenbahnbauverein Harburg auf der Liste. Er will am Reeseberg 104 ein Mehrfamilienhaus bauen. "Im Haus soll eine Dementen-Wohngemeinschaft eingerichtet werden", sagt Vorstandsmitglied Alexandra Chrobok. Die Dementen-WG könne allerdings nur zustande kommen, wenn die Angehörigen gemeinschaftlich einen Pflegedienst mit der Betreuung beauftragten. "Alternativ ließen sich die Räumlichkeiten auch anders nutzen", ergänzt ihr Vorstandskollege Joachim Bode. "Hier könnte auch eine WG für Studenten unterkommen." Zu den kleineren Baufeldern im Bezirk gehört der Wohnpark Jahnhöhe (7), wo 29 Reihenhäuser und 40 Doppelhaushälften gebaut werden sollen. Vier Stadtvillen und elf Einfamilienhäuser sollen im Planungsgebiet "In der Schlucht" (8) entstehen. Hier ist eine Planfeststellung "bei verzögerungsfreiem Ablauf" noch in diesem Jahr möglich, teilt das Bezirksamt mit. Auf Eis liegt dagegen das Projekt "Elfenwiese". "Hier protestieren Anwohner gegen eine Bebauung", sagt Frank Wiesner.

Harburgs Bezirksamtsleiter Torsten Meinberg ist mit der wohnungsbaupolitischen Ausrichtung des Bezirks zufrieden: "Bei allen Vorhaben achten wir auf eine ausgewogene Mischung von familien- und umweltfreundlichen sowie innovativen Wohnungsbauprojekten. So sollen Familien, Studenten und Senioren die Möglichkeit des gehobenen, individuellen aber auch bezahlbaren Wohnens erhalten." Durch das wachsende Angebot an Einfamilienhäusern hofft er, die Abwanderung einkommensstarker Familien ins niedersächsische Umland aufzuhalten und attraktive Angebote für die Rückwanderung zu schaffen. Wohnen am Wasser und im Grünen zählt er zu den Schlagworten, die auf Harburg aufmerksam machen sollen.