Serie, Teil 6: Beherrscht wird das Baugeschehen im Bezirk Bergedorf durch zwei große Wohnprojekte. Darunter auch viele kleinere Bauten

"Bergedorf-baut" heißt die Homepage, auf der über den Fortschritt der Neugestaltung des Bergedorfer Bahnhofvorplatzes (1) informiert wird. Hamburgs östlicher Stadtteil - dort, wo in der Hansestadt die Sonne aufgeht - bekommt einen neuen ZOB mit Einzelhandel und einem Multiplex-Kino. Damit positioniert sich Bergedorf nicht nur als Einkaufszentrum für das Umland, sondern will gleichzeitig die Lebensqualität im Bezirk heben.

Auch für den künftigen Wohnungsbau haben die Verantwortlichen im Bezirk Bergedorf genaue Vorstellungen. Dazu Bezirksamtsleiter Christoph Krupp: "Wir stellen gerade ein Wohnungsbauprogramm für Bergedorf auf, das wir im Sommer vorlegen werden." Wichtig ist ihm, dass es zunächst um qualitative Fragen geht. "Wenn man dies geklärt hat, kann man auch über Zahlen reden." Er geht von einer Zahl von rund 400 Wohnungen im Jahr aus. Das entspricht der Bautätigkeit in Bergedorf in den vergangenen Jahren.

Die Zahl kommt nicht von ungefähr, rechnet Krupp vor: "Wenn man der These folgt, dass Hamburg 6000 neue Wohnungen pro Jahr braucht, würden ungefähr 400 Wohnungen auf Bergedorf entfallen, weil hier 6,8 Prozent der Bevölkerung Hamburgs leben und wir etwa 6,2 Prozent der Wohnungen in Hamburg stellen." Der Wohnungsmarkt in Bergedorf sei ausgeglichen, betont Krupp. Hier finde man gründerzeitliche Gebäudeensemble im Geschosswohnungsbau und Einzelhäuser im Villenviertel. Einige Stadtteile werben mit Slogans wie "Wohnen im Grünen" oder "Wohnen am Fleet".

Mit den Vier- und Marschlanden (2) verfügt Bergedorf darüber hinaus über ein Gebiet mit altem Hausbestand. "Überall kann dem Charakter dieser Lagen entsprechend gebaut werden", sagt Krupp. Dabei wird es sich in der Regel um kleinere Projekte mit 20 bis 30 Wohneinheiten oder Einzelhäuser handeln. "Wir gehen von ungefähr einem Drittel Einfamilien- und Reihenhäusern aus", so Krupp. Zwei Drittel der Baumaßnahmen sollen auf den Geschosswohnungsbau entfallen, wobei ein Mix aus Miet- und Eigentumswohnungen angestrebt wird. "Auch wenn Bergedorf nach Hamburg-Mitte der Bezirk mit den meisten Sozialwohnungen ist, rechnen wir auch künftig mit einem Anteil von 15 Prozent im geförderten Wohnungsbau, der aber nicht konzentriert, sondern verteilt stattfindet", betont der Bezirksamtsleiter. "Wir würden uns freuen, wenn alle anderen Bezirke den sozialen Wohnungsbau so fördern würden wie Bergedorf, damit wir eine ausgewogene und gleichmäßige Entwicklung über die Stadt haben."

Das vorerst letzte größere Baugelände, das für den Wohnungsbau erschlossen werden konnte, ist der ehemalige Güterbahnhof. Hier baut der Investor Bowfonds in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt die Siedlung "Bergedorf.21" (3) mit 317 Eigentums- und Mietwohnungen. "Wir haben uns aus zwei Gründen für diesen Namen entschieden", erläutert Bowfonds-Niederlassungsleiter Daniel Galante. "Das Quartier liegt in der Nähe der S-Bahnlinie 21. Und dann steht die Zahl für den Aufbruch ins 21. Jahrhundert." Damit der Lärm der S-Bahnen, der ICC und des nächtlichen Güterverkehrs nach Berlin nicht stört, wurden Gebäude mit besonderem Schallschutz nach Norden als Riegel zwischen Siedlung und Bahnlinie gestellt.

Die Nachfrage nach den neuen Wohnungen ist groß, nur noch 57 Eigentumswohnungen des fünften Bauabschnitts sind frei. Die 155 Mietwohnungen, die im vorigen Dezember bezogen werden konnten, waren schnell vermietet. Auch die 25 Stadthäuser, die im Februar dieses Jahres fertiggestellt wurden, haben ihre neuen Eigentümer zu Preisen von 199 000 bis 245 000 Euro gefunden. Ebenso die meisten Eigentumswohnungen. Mit dem Bau des fünften Bauabschnitts wird im Herbst begonnen. Seit April sind die 75 Eigentumswohnungen in der Vermarktung. 18 wurden bereits verkauft. "Die Quadratmeterpreise liegen zwischen 2350 und 2500 Euro", sagt Daniel Galante und fügt hinzu, dass das im Vergleich zu anderen Hamburger Stadtteilen moderat sei. Die Bewohner dieses Quartiers kommen überwiegend aus Bergedorf und Umgebung.

Auch für die 160 Reihenhäuser "Parkkante Allermöhe" (4), die der Investor NCC im Westen von Neuallermöhe baut, interessieren sich in erster Linie Einheimische. Die ersten 59 sind bereits verkauft, der Bauantrag für die nächsten 39 Häuser liegt im Bezirksamt. NCC-Projektleiter André Stier hofft auf einen Baustart in zwei Monaten, zumal es schon 15 feste Interessenten für die Energieeffizienzhäuser gibt. Die Preise liegen bei 230 000 bis 240 000 Euro für 100 bis 125 Quadratmeter Wohnfläche mit kleinen Gärten. Der Vertriebsstart beginnt am 27. Juni mit einem Sommerfest vor Ort.

Die Investoren verfolgen mit Spannung die Entwicklung des Projekts "Schleusengärten" (5). Am Schleusengraben, unweit der Innenstadt, hat der Bezirk den Bebauungsplan geändert, damit hier Wohnungen gebaut werden können. Aber noch will der Eigentümer der Fläche nichts davon wissen.

Auch die Pläne des Bezirks, nördlich des Reinbeker Redders neues Bauland auszuweisen, sind noch Zukunftsmusik. So sind es zunächst die kleineren Projekte, die ins Auge fallen. Zu ihnen gehören das Gebäude, dass die Baugenossenschaft Greves Garten (6) auf dem ehemaligen Hubschrauberlandeplatz des Krankenhauses bauen will oder die Pläne der Baugenossenschaft Bergedorf Bille, auf dem Gelände eines ehemaligen Hotels in Nettelnburg (7) 30 familiengerechte Wohnungen zu bauen. "Wir können frühestens im nächsten Jahr mit dem Bau beginnen", sagt Vorstandsmitglied Marko Lohmann.

Auch in Ochsenwerder (8), wo die Kirche ein Grundstück für den Wohnungsbau entwickeln will, steht der Baubeginn noch nicht fest. Dazu Bezirksamtsleiter Krupp: "Wir bereiten zur Zeit das Planrecht vor, damit hier 20 Einfamilien- und Reihenhäuser gebaut werden können." Ob letztlich private Bauherrn oder ein Investor zum Zuge kommen, sei Sache der Kirche. Eines sei aber sicher: Die neuen Bewohner werden sich im ländlichen Ochsenwerder wohlfühlen. "Viele Menschen möchten lieber in einer integrierten Lage und nicht in einem Neubaugebiet wohnen."

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