Die Hohnerkampsiedlung gehört zu den größten Bauprojekten Hamburgs in der Nachkriegszeit. Hier ist Wohnraum bezahlbar geblieben.

Es gibt Siedlungen und Wohngebiete in Hamburg, die sind stadtbekannt. Andere Quartiere sind dagegen im Laufe der Jahre aus dem öffentlichen Blickfeld vollständig verschwunden. Die Gartenstadt Hohnerkamp in Bramfeld ist dafür ein typisches Beispiel.

Wer die Bramfelder Chaussee aus Richtung Stadt kurz hinter der Berner Chaussee zwischen Königsberger Straße und Hirsekamp passiert, sieht rechter Hand nur dichten Baumbewuchs; dahinter verbirgt sich auf mehr als 30 Hektar eines der größten Bauprojekte der Nachkriegszeit und zugleich ein Wohngebiet, mit dem viele Hamburger die Erinnerung an eine unbeschwerte Kindheit verbinden.

Doch auch in der Gegenwart hat die Siedlung - Anfang der 50er-Jahre im Auftrag der Neuen Heimat, eines Wohnungsunternehmens des Deutschen Gewerkschaftsbundes, errichtet - ihren Charme nicht verloren. Ein System geschwungener Straßen und Wege durchzieht das Quartier. Nur drei Gebäudetypen bestimmen das Bild: Mehr als 300 Reihenhäuser mit je einer Wohnung oben und unten, rund 100 dreigeschossige Gebäude und neun sechsgeschossige Punkthäuser. Alle Wohnungen sind konsequent nach Südwesten ausgerichtet und mit Terrasse oder kleinen Loggien versehen.

In einer dieser Wohnungen lebt seit gut 13 Jahren Ursula Dahm: Für die 81-Jährige ist die gut geschnittene 38 m² große Zweizimmer-Erdgeschosswohnung in dem kleinen Reihenhaus mit Terrasse ein Glücksgriff. "Bei 398 Euro warmer Miete monatlich bleibt mir noch genügend Geld für ein unbeschwertes Leben, ich kann verreisen und meinen Hobbys nachgehen."

Schaut sie aus ihrem Fenster im Wohnzimmer, sieht sie auf ihren Garten, den sich daran anschließenden Park und das kleine, bunte Kinderhaus im Nachbargarten zur Linken. "Dort wohnt seit Kurzem eine Frau mit ihrer kleinen Tochter", sagt die rüstige Seniorin. Die Frau habe hier in der Hohnerkampsiedlung ihre Kindheit verbracht und sei nun mit ihrer Tochter zurückgekehrt. "So etwas kann man hier seit einiger Zeit öfter beobachten: Die Kinder von einst kommen mit ihren Familien zurück", sagt Ursula Dahm. Sie selbst habe früher in einer größeren Wohnung in Rahlstedt gelebt, diese aber gern nach dem Tod ihres Mannes gegen eine kleinere hier in der Siedlung getauscht. "Dadurch bin ich auch wieder mehr in die Nähe meiner Tochter und meiner Enkelin gerückt."

Nicht zuletzt, weil viele Wohnungen nach heutigen Maßstäben zu klein für Familien sind, bestimmen vornehmlich Single-Haushalte und ältere Menschen noch das Bild in der Siedlung.

Die Saga-GWG versucht als Vermieter und Eigentümer dem Trend entgegenzutreten. Nicht nur wurden die Wohnungen zwischen 1992 und 2003 umfangreich modernisiert. "Sobald eine der beiden Wohnungen frei wird, bieten wir sie der verbleibenden Partei an, damit wir das gesamte Haus später an Familien mit Kindern vergeben können", sagt Sabine Saß, in der Geschäftsstelle Bramfeld der GWG seit 14 Jahren verantwortlich für den Hohnerkamp. "Kommt es zu einem Vertragsabschluss mit einer Familie, empfinden mich die neuen Mieter immer wie die Glücksfee aus dem Märchen."

So ähnlich erging es auch Familie Papke, als sie vor eineinhalb Jahren unerwartet schnell ein gut 85 Quadratmeter großes Reihenhaus in der Trakehner Kehre beziehen konnte. "Erst hieß es, wir müssten uns auf eine Warteliste setzen lassen. Da fühlten wir uns wie die Menschen in der DDR, als diese auf einen Trabi warten mussten", erinnert sich Alexander Papke. Aber dann sei alles recht schnell gegangen, und die Familie habe das Haus, das früher in zwei Einheiten unterteilt gewesen sei, binnen weniger Wochen zugesprochen bekommen. Für das Haus bezahlt Familie Papke 900 Euro Warmmiete. Im Preis enthalten sind bereits Wasser und die Kosten für die Fernwärme.

Doch für Alexander Papke und seine Frau Lubomira war dies nicht der einzige Grund, mit den beiden Kindern (acht und zwei Jahre) von Steilshoop nach Bramfeld zu ziehen. "Mit einer Miete von 900 Euro warm kann man nicht wirklich von ,Reihenhäusern für Arme' sprechen", sagt der 36-jährige Familienvater, der damit eine Formulierung aufnimmt, die Außenstehende gern mal beim Anblick der Häuser aus den 50er-Jahren verwenden. Entscheidend für den Umzug in die Trakehner Kehre seien das viele Grün und das gute Umfeld gewesen. "Das hat uns dazu bewogen, die 100 Quadratmeter in Steilshoop gegen die gut 85 Quadratmeter hier einzutauschen", sagt Papke.

Die Familie besitzt jetzt einen kleinen Garten, und die Kinder wachsen in einem beschaulichen Umfeld auf mit Hort und Grundschule in der Nähe. "Die Schule ist angebunden an das Umweltzentrum Karlshöhe, und die Kinder machen so manchen Ausflug dorthin. Das gefällt uns", sagt der Familienvater. Der Mix in der Nachbarschaft sei ebenfalls gut. Man wohne neben einem älteren Herren, einer alleinstehenden Dame und einer weiteren Familie mit Kind. "Wenn kein Geldregen auf uns niederprasselt, dann wollen wir hier wohnen bleiben."

Trotz aller Zufriedenheit und Idylle gibt es auch Probleme: Garagen und Stellplätze fehlen ebenso wie Einkaufsgelegenheiten in der Nähe. Nur ein kleiner Kiosk in der Siedlung ist geblieben. Wer einkaufen möchte, muss mit dem Auto oder dem Bus zum Bramfelder Dorfplatz. Ursula Dahm bedauert das sehr. "Früher konnte man das Nötigste vor Ort bekommen. Heute nehme ich dafür entweder den Bus, oder meine Tochter und Enkelin nehmen mich im Auto mit zum Einkaufen."

Veränderungen sind enge Grenzen gesetzt, da der Senat die Siedlung 1987 unter "sozialen Milieuschutz" gestellt hat - um einen möglichen Verkauf der Mietwohnungen zu erschweren. Der Hamburger Senat plant, an dieser Politik festzuhalten, wie eine Nachfrage in der Stadtentwicklungsbehörde beweist. Staatsrat Michael Sachs betont: "Dieses baukulturelle Kleinod ist ein Zeugnis der jüngeren Baugeschichte Hamburgs und sollte als dieses erhalten bleiben. Auch Modernisierungsmaßnahmen waren bewusst stets so angemessen, dass der Mietpreis für die vorhandenen Bewohner bezahlbar geblieben ist." Der liegt derzeit bei Neuvermietungen bei sechs Euro/m². Damit gehört die Hohnerkampsiedlung zu den preiswerten Idyllen dieser Stadt.

Die Vermietung läuft über die Saga-GWG, Mützendorpsteed 14, Tel. 426 66 37 00.