Die Hauchdünne Technik der OLEDs ermöglicht ein neues Leuchtendesign für Wände, Zimmerdecken und im Möbelbau.

Spätestens seit dem Ausstieg aus der Glühlampen-Technologie ist in der Lichtwelt nichts mehr, wie es war. Eine gefühlte Ewigkeit begleitete das glühende Fadenlicht das Leben von der Generation unserer Urgroßeltern bis heute. Inzwischen hat der Verbraucher das Für und Wider sogenannter Energiesparlampen diskutiert, sich mit den Risiken von Quecksilber auseinandersetzen müssen und von neuen Abkürzungen wie LED gehört. Und nun ist es das rätselhafte Kürzel OLED. Viele mögen mittlerweile wissen, dass LED auf Deutsch "Licht emittierende Diode" heißt. Bei den sogenannten OLEDs muss man nur noch das Attribut "organisch" davorsetzen. Das sagt natürlich längst noch nichts darüber aus, ob der normale Endverbraucher auch die neue Lichttechnik versteht. Wie das Helle aus dem Glaskolben, das summende Dauerlicht aus der Röhre, der Lichtkegel aus der Quelle kommen - eigentlich interessieren nur Wirkung und Nutzen, nur selten die Technik.

Tatsächlich stecken hinter den Begriffen LED und OLED Entwicklungen, die den Umgang mit Lichtquellen verändern. "Wir leben in einer Revolution der Lichttechnologie, und viele kreative Menschen entwickeln neue Einsatzmöglichkeiten für den Privat- und Arbeitsbereich, die speziell mit OLED möglich sein werden", sagt Andreas Wente, Vorsitzender der Geschäftsführung von Philips.

Zwei Details haben Verbraucher über Jahrzehnte gelernt: Zum einen ist Licht in der Regel nicht identisch mit dem Lichtgegenstand, wir unterscheiden zwischen dem Leuchtmittel und dem Lampengestell. Zum anderen ist Licht auch ein Einrichtungsgegenstand; das Licht gebende Objekt wird heiß und ist dabei auch noch stoßempfindlich. Deswegen wird der Wärmespender, zu 90 Prozent die Glühbirne, meist dekorativ abgeschirmt.

OLEDs lösen sich vom gewohnten Prinzip, dass eine Lichtquelle ein separates Element ist - und davon, dass aus der Entfernung Wand, Decke oder Tischplatte beleuchtet beziehungsweise angestrahlt werden. Die Licht gebende Technik verschmilzt mit den Dingen. Die Dioden sind so flach - sie können transparent und flexibel sein wie eine Folie -, dass sich für die Raumgestaltung völlig neue Lösungen anbieten: Die Lichtquelle wird unsichtbar, sie integriert sich in Architektur oder Gegenstände und wird nur anhand ihrer Wirkung wahrgenommen.

Möglich wird dies, weil organische LEDs flächig sind. Kein Halbleiter-Kristall (LED) gibt Licht ab, sondern eine hauchfeine Schicht auf einem Träger. Dies macht vieles möglich: Hersteller wie Philips und Osram arbeiten an OLED-Folien, die als Beleuchtungskörper filigran und biegsam sind. Denkbar sind Lichtbänder als Orientierung und Sicherheitslicht oder für stimmungsvolle Beleuchtung in Fluren und Foyers - passend zur Tageszeit. Die Tafeln von Philips sind nur 1,8 Millimeter dünn, sie lassen sich in Decken, Wände und andere Oberflächen der Raumausstattung integrieren. Denkbar sind Regalböden, die mit dem Leuchtmittel hauchdünn beschichtet sind, nach unten abstrahlen und die Bücherwand illuminieren, was bisher zum Beispiel Klemmleuchten übernahmen. Umsetzbar ist auch eine Hintergrundbeleuchtung an der Küchenarbeitsfläche - zum Beispiel als gleichmäßig und diffus leuchtender Fond, der die gesamte Fläche beleuchtet und keine Reflexionen verursacht.

Wandpaneele mit OLEDs - auch ein Gedanke der Lichtingenieure - können das allgemeine Raumlicht und die Stimmung im Raum unterstützen. Allerdings zeigen sich auch hier die Grenzen: Für Akzentbeleuchtung müssen andere Systeme sorgen. In der Zukunft sind dies dann weiter LEDs, die sich fokussieren und im Austrittswinkel justieren lassen. LED und OLED definieren damit die Lichtzukunft und ergänzen sich im Raum. Das Schöne an der neuen Technik: Beide verbrauchen weniger Strom als Halogenbirnen, ganz zu schweigen vom Glühlicht. Zudem sind sie extrem langlebig und dank Niedervoltspannung kindersicher.

Vieles ist noch in der Entwicklung, zum Beispiel ein Himmel für den Pkw mit Lichtmodulen: Im ausgeschalteten Zustand erlebt der Fahrer ein transparentes Panoramadach, eingeschaltet dient der gesamte Himmel dann als eine gleichmäßige Innenraumbeleuchtung.

Vor allem Designer sind bereits fasziniert von der grazilen Technik der leuchtenden Blätter. Der Lichtkünstler und Produzent Ingo Maurer hat einen "fliegenden Teppich" aus dünnen OLED-Plättchen vorgeschlagen, den man unter der Zimmerdecke anstelle einer herkömmlichen Beleuchtung installieren könnte. Die Anschlüsse sind derart verkleinert, dass die Elektronik in den Hintergrund tritt - anders als bei Energiesparlampen, denn dort steckt sie im Sockel. Der Hersteller Benwirth kombiniert das flächige Licht der Oleds mit LED für die Akzentuierung. Kurz vor dem Durchbruch stehen die transparenten OLEDs auch im architektonischen Bereich: Am Tag sind sie durchsichtige Fenster - abends werden sie zu leuchtenden Flächen.

Die Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) und Philips taten sich jüngst zusammen und präsentierten eine von Studenten entwickelte Kampagne für sogenannte Lumiblades, OLED-Module von Philips. Die strahlten futuristisch auf 250 beleuchtete City-Licht-Litfaßsäulen. Motto: "Next Generation". Aber es wird gewiss keine Generation dauern, bis das flächige Licht unsere Welt erleuchtet.