Die Nachrüstung mit entsprechender Technik ist sogar in Wohnungen mittlerweile unproblematisch. Die Kosten variieren dabei.

Ein Australier entdeckt weit entfernt im Mauritius-Urlaub einen Einbrecher in seinem Haus - über die Videofunktion seines Smartphones. Er ruft die Polizei im 15 Flugstunden entfernten Sydney an, und die schnappt den Eindringling. Was sich wie eine Szene in einem Hollywood-Streifen anhört, hat genau so im November 2011 international Schlagzeilen gemacht.

Die Vernetzung und die Steuerung von Heizung, Licht, Lüftung und Überwachung in den eigenen vier Wänden ist technisch längst machbar. Die Industrie kommt mit immer mehr Produkten auf den Markt. Die Steuerung läuft dabei über eine kleine zentrale Einheit im Haus. Ist eine Internetverbindung integriert, kann das auch mithilfe eines Smartphones oder Tablet-PCs von unterwegs funktionieren.

"Noch bis vor zwei Jahren war das nur ein Thema für Neubauten - und dort auch nur im Luxusbereich. Dabei handelte es sich etwa um 500 Häuser im Jahr", sagt Günther Ohland von der Smart Home Initiative Deutschland. Doch aus diesem Nischenmarkt ist in der Zwischenzeit schon mehr geworden: "Seit einem Jahr gibt es die Technik auch, um Wohnungen nachzurüsten. Und selbst für Mieter ist das relativ einfach." Ein wichtiger Aspekt, denn in Deutschland gibt es 18 Millionen Wohnungen, aber nur etwa 168 000 Neubaugenehmigungen in 2011. Durchsetzen könne sich die Technik nur, wenn man auch den Markt der Nachrüstungen einbeziehen könne, ist sich Klaus Jung vom Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie sicher.

Dank Funk sind die Zeiten vorbei, in denen Stromleitungen neu verlegt werden müssen, um die elektrischen Geräte im Haus miteinander zu verbinden. Und damit ist eine wichtige Hürde aus dem Weg geräumt - denn wer stemmt schon gerne seine Wände auf? Das lohnte sich bislang nur bei einer Grundsanierung. Auch die Stromversorgung von Steuerungselementen für das "Smart House" oder "Smart Home", wie das vernetzte Haus im englischen Fachjargon genannt wird, macht sich immer mehr unabhängig von den bisherigen Stromleitungen. Elemente, die an Heizungen, Lichtschaltern und elektrischen Geräten zur Steuerung dienen, brauchen eine Batterie, erläutert Günther Ohland. Diese halte etwa drei bis fünf Jahre. Neuere Techniken nutzen sogar den Menschen zur Energiegewinnung. "Wenn Sie einen Fensterhebel per Hand herumdrehen, erzeugen Sie die Energie für die Datenübertragung an das Heizkörperventil, das dann entsprechend auf- oder zugeht und Heizenergie einspart", sagt Ohland. Alternativ könne die Energie etwa aus dem Sonnenlicht gewonnen werden.

Eine Basisausrüstung für das nachgerüstete Smart Home kostet 4000 Euro. "Damit lässt sich schon sehr viel machen", sagt Ohland.

Bernd Dechert, Geschäftsführer für den Bereich Technik beim Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke, ist skeptischer: "Die Kosten dafür sind schwer zu beziffern und hängen vom Ausstattungs- und Automatisierungsgrad ab." Außerdem gibt er zu bedenken: "Die Trendsetter gehen jetzt voran und treiben die Technik an. Noch ist es kein Massenmarkt."

Im Grunde aber ist die Technik nicht wirklich neu. "Sie ist schon lange in ähnlicher Weise abrufbar. Eine elektrische Steuerung für die Rollläden ist ja auch seit Langem verfügbar", sagt Jung. "Jetzt aber kann man über eine zentrale Steuereinheit ganz bequem Heizung, Fenster und Lichteinfall regeln. Das wirkt sich auch positiv auf den Verbrauch von Energie aus." So lasse sich die Heizung mittels eines Lichtsensors regeln, der auf den Lichteinfall der Sonne entsprechend reagiere.

Neben dem Einbruchsschutz ist damit auch das Einsparpotenzial der neuen Technik das große Plus, sind sich die Experten einig. Eine Minderung von zwischen 20 und 40 Prozent sei möglich. Dechert berichtet von einem Test des Verbandes, bei dem zwischen einem normalem und einem vernetzten Haus rund 30 Prozent Ersparnis festgestellt werden konnten.

Nur bei der digitalen Regelung des Lichts gehe die Schere zwischen sinnvoller Technik und Einsparmöglichkeit noch zu weit auseinander: Zwar eignen sich LED-Lampen zum zeitgesteuerten Einsatz sowie zur digitalen Regulierung von Lichtstärke am besten, die Technik sei aber noch zu teuer, sagt Dechert. Mit Glühlampe und Energiesparlampe ließen sich die Möglichkeiten der Steuerungstechnik nicht ausreizen. Aber Ohland plädiert ohnehin dafür, beim Licht nicht das Energiesparen in den Vordergrund zu stellen: "Licht macht nur zwei Prozent der Energie in einem Haushalt aus. Da ist nicht viel Einsparpotenzial im Smart House. In diesem Punkt geht es deshalb mehr um Komfort und Sicherheit." Trotz aller Begeisterung für die neue Technik plädiert selbst der Branchen-Experte für einen gemäßigten Einsatz: "Niemand sollte sich zum Sklaven des Smart-House-Rechners machen und immer Herr im eigenen Haus bleiben", sagt Ohland.