Der Laufsteg reicht ihnen nicht mehr: Armani, Joop & Co. kreieren längst auch Möbel und Accessoires - oder geben dies zumindest vor.

Modeschöpfer von Weltruhm tun es, etwa Wolfgang Joop und Giorgio Armani, aber auch die Designer von H&M, Zara, Diesel und Esprit: Sie entwerfen Mode für Menschen und Möbel, Wohnaccessoires und Heimtextilien für Räume - vom Gästehandtuch bis zur kompletten Küche. "Es ist für Modedesigner äußerst interessant, ihre Marke auch in anderen Bereichen zu verbreiten. Wichtig dabei ist ein überzeugender Auftritt: Es muss erkennbar sein, wofür der Designer und seine Marke stehen", sagt der Hamburger Diplom-Designer Jens Denecke. Er hat vier Jahre lang für den amerikanischen Modeschöpfer Ralph Lauren Einrichtungsgegenstände entworfen: Beistelltische, Betten, Schränke oder Sessel. "Die Entwürfe für die home collection macht Ralph Lauren nicht selber, sondern lässt sie von Angestellten anfertigen", sagt Denecke. Anders würde es auch nicht funktionieren. Denn die Einrichtungsgegenstände, die ein Modeschöpfer kreiert, sähen zwar im Entwurf gut aus, wären aber häufig weder umsetzbar noch alltagstauglich.

Typisch für Laurens home collection sei das Entwickeln von Themenwelten - aktuell etwa "Desert Modern", inspiriert von der Weite des Wilden Westens, und "Rosecliff" im maritim-romantischen Landhausstil.

Giorgio Armani belässt es mit seinem Label Armani Casa hingegen bei der Kreation eines "Looks" pro Jahr. Die Debüt-Kollektion der Einrichtungsmarke erschien im Jahr 2000. Er habe für seine Kunden einen Lebensraum entwickeln wollen, der intim und einzigartig sei, führte der italienische Modedesigner damals an. Er bietet nicht nur Möbel und Accessoires an, sondern beschäftigt auch ein Heer von Innenarchitekten und Designern, die sich der Ausstattung größerer Projekte widmen. Etwa des Armani-Hotels im höchsten Gebäude der Welt, dem Burj Khalifa in Dubai.

Das Spektrum von Armani Casa ist breit - es reicht von Seifenschalen und Vasen über Lampen, Tische und Betten bis zu Bad und Küche. Dafür kooperiert Armani mit drei renommierten italienischen Firmen: Roca (Badezimmer), Molteni & C (Küchen) und Rubelli (Möbel und Accessoires). In Hamburg wird Armani Casa exklusiv von Ulrich Stein am Ballindamm vertrieben. Für die gesamte Kollektion ist die Ausstellungsfläche zu klein, daher finden sich hier nur ausgewählte Möbelstücke und Wohnaccessoires.

Wolfgang Joop war der erste deutsche Modedesigner, der dem Trend folgte, die Bekanntheit des eigenen Markennamens zu nutzen, um darunter auch Einrichtungsgegenstände anzubieten: Daybeds, Sofas und Sessel, Sideboards und Tische, aber auch Accessoires, Leuchten, Stoffe und Teppiche. Auch ohne den Namenszug mit dem Ausrufezeichen, der auf den Möbeln prangt, könnte man die Einrichtungsgegenstände dem Modeschöpfer zuordnen, entsprechen sie doch dem sachlich-eleganten Stil, der auch seine Mode ausmachte. Für die Neue Wiener Werkstätte hat er unter Wolfgang Joop vor Kurzem seine erste Polstermöbelkollektion entworfen.

Für Joop! Living folgte die Livingroom Collection 2011/2012 mit den Serien 24/7, Loft, Modules und Lounge. Sie enthalten jeweils Sitzmöbel (Sessel, Sofa und/oder Récamiere), Couchtische, sowie Low- oder Sideboard. Alle Sitzmöbel sind mit Bezügen aus der Stoff- und Lederkollektion des Modedesigners erhältlich. In der Serie "24/7" sind sie eingefasst in einen Rahmen aus Massivholz, wahlweise Nussbaum oder Kernbuche, woraus auch die Rahmen von Tisch, Low- und Sideboards sind. Die Fronten bestehen bei allen Einzelmöbeln aus Hochglanzlack. Den Abschluss bildet eine Glasauflage - auch die Tischplatten sind aus Sicherheitsglas gefertigt. Zur Auswahl stehen die Farbvarianten Kristallweiß, Macchiato, Sandgrau, Lavabraun, Brombeer und Schwarz. Einen schönen Akzent kann man mit der dimmbaren Beleuchtung von Low- und Sideboards setzen. Die Möbel aus den Joop!-Livingrooms-Kollektionen sind auch in Möbelhäusern zu finden, Accessoires wie Plaids auch im Internet.

Mitten in der Hamburger City, an den Großen Bleichen, hat das spanische Modeunternehmen Zara seine dritte Deutschland-Filiale für Einrichtungsgegenstände eröffnet: Zara-Home.

Auf einer Verkaufsfläche von rund 770 Quadratmetern, die sich über zwei Ebenen verteilt, finden Kunden hier Accessoires wie Kerzen, Bilderrahmen, Gläser und Besteck, aber auch ein umfangreiches Angebot an Bettwäsche, Bad- und Küchentextilien, Teppichen und Vorhängen. Mit den aktuellen Kollektionen bietet die Marke individuelles Design für die meist jüngere Klientel. Mit der Kollektion "Zara Home Kids" können mittlerweile auch die Kinderzimmer stylish eingerichtet werden.

Die amerikanische Marke Esprit bietet hingegen mit ihrer Home-Kollektion schon lange nicht mehr nur Accessoires und Wohntextilien an. Durch die Kooperation mit kompetenten Lizenzpartnern werden hier sogar Tapeten, Bad- und Küchenmöbel sowie hochwertige Echtholzparkett- und Laminatböden angeboten. Das Unternehmen A.S.Création beispielsweise entwickelt für Esprit Tapeten, die auf alle anderen Interieur-Produkte der Kollektion harmonisch abgestimmt sind. Kludi und Puris Bad sind für die Entwicklung der Badkonzepte sowie der hochwertigen Badmöbel zuständig. Alno, Hersteller von Einbauküchen, setzt funktionale Küchenmöbel im typischen Esprit-Geist um, das Möbelprogramm für den Wohnraum der Esprit-home-Kollektion wird von einer Tochtergesellschaft der international tätigen Steinhoff Gruppe angeboten.

Für die Kollektion 2012 haben sich die Designer vom Lifestyle der Metropolen Paris, Berlin, London, New York und Barcelona inspirieren lassen.