Zu den Messeneuheiten in Hannover zählen Laminat mit Motiven nach Wunsch und Teppiche mit Klettverschluss. Es gilt nicht nur praktisch vs. schön.

Der Fußboden nimmt eine große Fläche des Raumes ein, entsprechend prägt sein Aussehen den Gesamteindruck eines Zimmers. Einige Beläge sind durch ihre speziellen Eigenschaften prädestiniert für gewisse Bereiche. Aber hier sind eventuell auch besondere Bodenbeläge erforderlich. Ein weicher Wollteppich beispielsweise fühlt sich unter den Füßen wohlig an, nutzt sich in stark gebrauchten Bereichen jedoch schnell ab. Und da beginnt für so manchen Bauherrn, Mieter und Vermieter das Dilemma: Soll man nur nach praktischen Aspekten den Bodenbelag aussuchen oder aber optischen Argumenten den Vortritt geben?

Antworten darauf konnten Besucher auf der "Domotex" in Hannover finden. Aussteller vieler Nationen zeigen hier zu Beginn eines jeden Jahres ihre Neuheiten, Klassiker sowie Weiter- und Neuentwicklungen von Fußbodenmaterialien. Außer bekannten Belägen wie Parkett, Teppichboden, PVC und Linoleum gab es auch ungewöhnliche Materialien zu entdecken, die bislang noch ein Nischendasein führen.

"Auf den Wunsch nach Individualität und Selbstverwirklichung in den eigenen vier Wänden reagieren jetzt auch die Hersteller von Bodenbelägen. Sie entwickeln Konzepte, die dem Verbraucher viel Spielraum zur individuellen Gestaltung lassen", sagt Andreas Gruchow, Mitglied des Vorstandes der Deutschen Messe AG Hannover.

Mit dem Laminat Identity beispielsweise kann man den Boden - wie ein Bild - nach eigenen Wünschen gestalten. Jedes beliebige Motiv lässt sich dank neuer Technik auf Trägerplatten drucken. Das können sowohl Muster des Lieblingsstoffes, Kinderzeichnungen und eigene Kreationen sein - oder aber man greift auf Vorlagen des Herstellers zurück. Das neun Millimeter starke Material besteht aus einer Trägerplatte, einer bedruckten Dekorschicht und einem schützenden und hochabriebfesten Lack. Selbst in intensiv genutzten Bereichen wie zum Beispiel Fluren hat das System den Härtetest bestanden. Die geringe Höhe des Materials ist zudem ideal für Renovierungen, bei denen Übergänge zu bereits vorhandenen Bodenbelägen beachtet werden müssen ( www.parador.de ).

Ungewöhnlich und sehr modern löst der Schweizer Hersteller Tiscatiara die Bodengestaltung in Fluren, aber auch auf Terrassen und Balkonen: Er hat einen Kunststoff-Teppichboden entwickelt, den viele als sogenannten Kunstrasen sicherlich schon länger kennen. Erhältlich ist er nun auch in knalligen Farben, sodass der Bodenbelag auch in Innenräumen punkten kann. Durch unterschiedlich hohe Florhöhen der Fasern wirkt der Teppich sehr plastisch und äußerst extravagant ( www.tiscatiara.com ).

Weiterhin liegen aber auch Vollholz- und Fertigparkett vielen Bewohnern zu Füßen. Allerdings zeigt sich auch hier eine neue Farbigkeit. Der Hersteller Bauwerk hat beispielsweise seinem Eichenparkett Farbe verpasst. Die einzelnen Stäbe lassen sich bunt durcheinandermischen. Gerade bei offenen Grundrissen können so die Räume mit dem gleichen Material gestaltet werden, und trotzdem lassen sich Wohnbereiche durch einen Wechsel der Farbigkeit optisch trennen.

Und der altbekannte Teppich? Auch hier zeigt sich der Wunsch nach Individualisierung. Immer mehr Hersteller fertigen nach Kundenwünschen oder bieten Systeme mit einer Klettverschlusstechnik an. Dabei kann der Kunde Teppichelemente einzeln bestellen und nach Wunsch zusammenfügen ( www.reinkemeier-rietberg.de ).

Ein ungewöhnliches Konzept verfolgt der belgische Hersteller Papilio. Er haucht T-Shirt-Resten oder auch Fahrradschläuchen, die sonst im Müll landen würden, ein zweites Leben ein: Sie werden dabei zunächst aufgeschnitten und dann von Hand zu einem Teppich verarbeitet. So sieht kreatives Recycling aus ( www.papilio.be ). Doch auch altbekannte Klassiker wie die Perserteppiche feiern ein Comeback. Sie werden in neuem Design gefertigt und passen sich von ihrer Farbgebung her moderner Einrichtung an. "Ich habe den Eindruck, dass sich die Menschen auf ihre Wurzeln besinnen und traditionelle Handwerkskunst wieder schätzen", sagt Ellen Borstelmann, Inhaberin des Teppichgeschäftes Nils Borstelmann in Hamburg.

Diese Einschätzung spiegelt sich eindrucksvoll in den Teppichen des Designers Jan Kath wider, der mit seiner aktuellen Perserteppichkollektion Furore macht ( www.jan-kath.de ).

Und wie sieht die weitere Zukunft aus? Technische Innovationen haben seit jeher großen Einfluss auf unsere Wohnwelt. Sie beflügeln die Designszene und ermöglichen neue Denkansätze. Die Firma Uzin hat anlässlich ihres 100-jährigen Firmenbestehens Kreative aus den Bereichen Kunst, Architektur, Design und Film über den Fußboden der Zukunft nachdenken lassen. Herausgekommen sind Visionen, in denen Fußböden uns den Weg weisen, bei Gefahr Signale senden oder verbrauchte Luft in frische umwandeln. Sogar Bodenbeläge, die die Füße massieren oder Musik machen können, sind keine Utopie mehr ( www.die-zukunft-unter-uns.com ).

Zehn Jahre wird es nach Schätzung der Forscher noch dauern, bis Bodenbeläge uns alle Wünsche erfüllen werden. Freuen wir uns auf die nächste Bodenreform.