Hausrat und Möbel aus allen Epochen lassen sich auf Auktionen preiswert ersteigern. Vom Spaß am Bieten - und was es dabei zu beachten gilt.

Ob Art-déco-Tisch, Perserteppich oder Kristallkaraffen - Versteigerungen sind gute Gelegenheiten, günstig an Einrichtungsgegenstände und individuelle Wohnaccessoires zu kommen. Für die Kunden ist oft nicht der Erwerb eines Stückes das Entscheidende, sondern schlichtweg der Spaß am Bieten.

"Versteigerungen haben großen Unterhaltungswert", sagt Sylvia Posner, Stammkundin im Auktionshaus Meyer. Hier in Hammerbrook versteigern Michael Meyer und seine Söhne an jedem zweiten Mittwoch Möbel und Hausrat aus Nachlässen, Wohnungsauflösungen und Insolvenzen. Das Angebot bei der heutigen Versteigerung umfasst mehr als 100 Einrichtungsgegenstände aller Epochen: Eine Anrichte aus den 20er-Jahren ist darunter, eine Louis-Philippe-Kommode, ein historisches Wurzelholz-Klavier mit schönen Intarsien, ein Esstisch aus der Gründerzeit, aber auch ein modernes Ledersofa und eine neuwertige Esszimmergruppe.

Vor der Auktion können die Kunden gegen ein Pfand von 100 Euro eine Bieternummer erwerben und sich die Angebote in aller Ruhe anschauen. "Dann kann man schon mal überlegen, was einem gefällt und wie viel man dafür ausgeben möchte", sagt Sylvia Posner. Generell ist es bei Versteigerungen ratsam, sich ein Limit zu setzen - sonst besteht die Gefahr, sich beim Bieten mitreißen zu lassen und mehr zu zahlen, als man eigentlich wollte. Auch sollte man einkalkulieren, dass zusätzlich zum ersteigerten Objekt noch zehn bis 15 Prozent Versteigerungsgebühr fällig werden, auf die wiederum 19 Prozent Mehrwertsteuer gezahlt werden müssen. Trotzdem hat Sylvia Posner in den letzten Jahren etliche Schnäppchen gemacht. Ein Designersofa für 200 Euro, viel Kleinkunst und Geschirr - momentan sucht sie nach einem Schränkchen für die Diele. Heute ist keines dabei. "Macht nichts", sagt die Auktionsbesucherin, "vielleicht das nächste Mal."

Während die Interessenten im Erd- und Obergeschoss Möbel, Teppiche und Gemälde begutachten - darunter auch einen Esstisch, Stühle und einen Sekretär aus Wurzelholz mit aufwendigen Intarsien, die auf einen Wert von 1200 Euro geschätzt werden -, läuft im Souterrain bereits die Versteigerung von Geschirr, Besteck, Glas und Kristall.

Gerade preist Seniorchef Michael Meyer die Nummer 474 an. "Ein Satz Sammelteller von Fürstenberg, meine Damen und Herren", sagt er und blickt unter eines der blau-weißen Porzellanteile. "Die Hamburg-Teller von Lattorf. 50 Euro will ich dafür haben." Aus dem Publikum kommt keine Reaktion. "Ihr Gebot, meine Damen und Herren", sagt Meyer. "25 Euro", ruft ein Herr vorne links. "30!", ruft der nächste. Wieder einer bietet 35 Euro, bei 55 Euro fällt der Hammer. Meyer blickt zufrieden drein - hat er doch immerhin noch fünf Euro mehr bekommen als ursprünglich verlangt. Bei der Kristallkaraffe mit Goldrand, zu der acht Gläser gehören, hat er nicht ganz so viel Glück. 150 Euro will er dafür haben, 75 Euro lautet das Gebot. Eine Dame mit Stola und Sonnenbrille im Haar bietet 80 Euro, ein anderer 85 Euro - und so schaukeln sie sich gegenseitig hoch. Bei 120 Euro kneift die Dame. Karaffe und Gläser gehen "zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten!" an den Bieter in der zweiten Reihe.

Immer wieder holen drei Helfer Gläser, Teller, Schalen, Vasen und Bowlenkaraffen und stellen sie auf den Tisch des Auktionators. Fast alles wird er los - bis auf eine blaue Kugelvase, die er partout nicht für den gebotenen Preis, 35 Euro, hergeben wollte.

Bietergemeinschaft und Auktionator machen sich auf den Weg nach oben. Hier geht der Trupp zwischen Möbelstücken, Teppichen und Gemälden umher. Michael Meyer und sein Sohn Sven informieren bei jedem Stück über Herkunft und geforderten Preis. Nicht immer findet sich ein Interessent: Für die amerikanische Wandlampe aus den 60er-Jahren und das Bild eines Leipziger Künstlers wird kein Gebot ausgesprochen, aber auch ein großer Teppich ("Aus Pakistan, mit persischem Muster") bleibt liegen. 350 Euro will Meyer dafür haben. Ein interessierter Teppichhändler bietet 160 Euro. Fast schon beleidigt winkt Meyer ab. Auch den Esstisch aus der Gründerzeit mit wunderschön gedrechselten Beinen gibt der Auktionator nicht her. 400 Euro fordert er. Armin Behpour aus Eppendorf bietet 100 Euro. "Die Tischplatte muss erneuert werden", sagt er. "Stimmt", entgegnet Meyer. Der Tisch sei trotzdem mehr wert. Armin Behpour weiß das. Trotzdem bietet er heute nicht mehr.

Das ist ein Teil des Spiels. "Bei Auktionen muss man pokern", sagt er. In zwei Wochen kommt er sowieso wieder her. Wie der Gründerzeittisch tragen bei Versteigerungen angebotene Möbel häufig mehr oder weniger starke Gebrauchspuren. Für Juniorchef Sven Meyer liegt genau darin der Reiz. "Die teilweise mehr als 100 Jahre alten Möbel haben eine Geschichte", sagt er und verweist auf eine charmant gerundete Kommode aus den 20er-Jahren, auf deren Platte Gläser kleine Wasserringe hinterlassen haben. Was zu ramponiert ist, wird jedoch gar nicht erst angenommen. Ebenso wenig wie Möbel, die sich schlecht verkaufen, wie etwa Nachkriegsmöbel in Eiche rustikal oder englischem Stil. "Da lohnt sich der Transport oft gar nicht", sagt Sven Meyer.

Die nächste Versteigerung im Auktionshaus Meyer findet am 8. Februar, statt (Woltmannstraße 27-29, www.auktionshausmeyer.de ). Hochwertige antike Möbel, Lampen und Spiegel werden auch am 24. und 25. Februar auf der Frühjahrsauktion des Auktionshauses Klaus D. Kendzia angeboten (Sierichstraße 33, www.auktionshaus-kendzia.de ). Das Auktionshaus Lauritz.com, Vorreiter der Internetversteigerungen, unterhält einen Showroom an der Großen Elbstraße 286. Bieten kann man jedoch nur online ( www.lauritz.com ).