Auf der Möbelmesse imm cologne wird klar, dass sich Möbel immer mehr dem Menschen anpassen. Denn Zuhause möchte man bei sich selbst sein.

Schuhe aus, den Stress mit der Jacke an die Garderobe hängen und durchatmen: Zu Hause ist man bei sich selbst, man kann den Alltag hinter sich lassen. "Hier möchte ich dann auch in meiner Facettenvielfalt leben", sagt die Trendexpertin Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM). Doch das geht am besten, wenn die Möbel sich dem Menschen anpassen. Ein Gedanke, der derzeit die Möbelbranche verändert.

Deutlich wird dies auf der Internationalen Möbelmesse imm cologne, die noch bis Sonntag, den 22. Januar in Köln stattfindet. In einem ersten Trendbericht der Veranstalter und des VDM heißt es: "Ein ganz wichtiges Thema ist die Individualität, egal, ob es sich um eine Couchgarnitur oder ein Regal handelt. Der Endverbraucher wünscht sich Möbel, die zu möglichst 100 Prozent seine Bedürfnisse erfüllen."

Die vielen Wohn-Zeitschriften seien dabei nur Inspiration für die eigene Kreativität. Und auch die Hersteller sehen sich allem Anschein nach verstärkt als Kreativ-Lehrer: Statt nur einzelne neue Produkte zu zeigen, bauen sie gleich ganze Wohnbeispiele auf - mit Möbeln, den dazu kombinierbaren Stücken. "Zum Teil werden sich viele sogar fragen, wer hier die Zielgruppe ist", sagt Ursula Geismann.

Dass Möbelstücke individueller geworden sind, zeigt das Beispiel Sofa: "Vor zehn Jahren konnte man Bezugsstoffe und Sitzhöhen auswählen. Heute stehen auch die Sitztiefen zur Wahl oder der Ausbau zu einer Récamiere", hat Geismann beobachtet. Das gilt auch für andere Bereiche wie beispielsweise Fußböden oder Licht. "Ein Design und unzählige Möglichkeiten. Das bedeutet Zugriff auf eine grenzenlose Fülle an Variationen", beschreibt Hersteller Kvadrat für die Messe seinen Teppich 808 State. Einzelne Flecken werden wie ein Bild nach Lust und Laune gelegt.

"Spannend sind auch Produkte, die man immer verändern kann", sagt Trendexpertin Gabriela Kaiser und nennt als Beispiel Regale, die durch unterschiedliche Höhen immer wieder anders wirken. Hier kommen dann aber meist nicht nur Standard-Metallleisten und ein paar Bretter aus dem Baumarkt zur Anwendung.

Aufwendig sieht ein so flexibles Regal etwa von String Furniture AB aus: In dessen durchsichtigen Seitenleisten hängen Böden verschiedener Längen. Ebenso lassen sich einzelne Tische zu einer geometrischen Form zusammenstellen - Artek schlägt das zum Beispiel für den sechseckigen Beistelltisch Trienna vor. Auch können einzelne Möbelstücke schon viel Individualität in den Raum bringen, etwa eine ungewöhnliche Lampe oder ein Tisch mit einer wie frisch aus dem Baum gesägten Tischplatte von Anrei. Individualisierung sei aber nicht neu, sagen Branchenvertreter. "Was vor zwei, drei Jahren schon prognostiziert wurde, ist jetzt angekommen", sagt Trendexperte Markus Majerus. Zunächst hätten Konsumenten des teuren High-End-Bereichs ihre Bedürfnisse geäußert, worauf die Branche reagiert habe. "Wenn Sie nun aber in den Mitnahmebereich auf der Messe gehen, finden Sie auch da solche Konzepte", sagt Majerus. Auch im niedrigeren Preissegment sei die Bandbreite der Kundenwünsche gewachsen.

Eines wird aber deutlich: Es wird immer schwieriger, die großen Trends zu erkennen. Die Qual der Wahl hat der Kunde: Er kann alles haben - er muss nur wissen, wie er leben will.