Ein Projekt in Horn zeigt: Eigentümergemeinschaften können sehr günstige Kredite ohne Bürgschaften abrufen. Für mehr Wohnqualität.

Für die Bewohner der Häuser an der Hertogestraße in Horn hatte Weihnachten dieses Jahr eine ganz besondere Bedeutung: Endlich herrschten ein paar Tage Ruhe und Frieden. Kein Bohren, Hämmern, Sägen mehr. Seit September 2011 wird die Häuserzeile mit 51 teils vermieteten Eigentumswohnungen modernisiert und instand gesetzt - in bewohntem Zustand.

Der bauliche Zustand der Häuser ließ den Eigentümern wenig Wahl: Die Bauten aus den 60er-Jahren wiesen typische Anzeichen eines Sanierungsstaus auf: gerissene Fugen in der Fassade, feuchte Wände, undichte Fenster etc. Gut 1,5 Millionen Euro wird die Sanierung wohl kosten. Wolfgang Proß, einer der Eigentümer, verspricht sich von dieser Investition einen "richtigen Ruck nach vorne bei Wertsteigerung und Wohnqualität".

Auf die Hausverwaltung, die Wankendorfer Baugenossenschaft für Schleswig-Holstein, kam nach dem Sanierungsbeschluss die Aufgabe zu, die Wünsche aller Eigentümer unter einen Hut zu bekommen. Eine zehnköpfige Baugruppe wurde gegründet, um mit dem Beirat auf kurzem Weg schnell Entscheidungen treffen zu können. Wie zu erwarten, lief nicht alles glatt: Putz und Stürze fielen runter, rostige Stahlträger mussten rausgeflext, Ausbrüche zugemauert werden - in manchen Wohnungen waren Maurer und Tischler Dauergast. "Die Nerven lagen blank", sagt Ronald Otto, Abteilungsleiter Technik bei der Baugenossenschaft und als Bauleiter für das gesamte Projekt verantwortlich. "Ohne nachbarschaftliche Hilfe klappt so ein Vorhaben nicht", sagt Wolfgang Proß. Und so hat er sich nach Feierabend den Blaumann angezogen und zusammen mit der Beiratsvorsitzenden Petra Reißenweber seine Runde durchs Haus gemacht, hat scheppernde Bauklappen geschlossen, damit ältere Mitbewohner wenigstens Nachts Ruhe fanden, und half beim Entrümpeln der Keller.

Der Großteil der Arbeiten ist abgeschlossen. Die Wohnungen erhielten dreifach verglaste Fenster, neue Haustüren und Heizungen mit Fernwärmeanschluss. Die französischen Balkone wurden durch sechs Quadratmeter große vorgeständerte Modelle ersetzt. Fassade und Decken bekommen noch eine 16 Zentimeter dicke Dämmschicht. Von außen werden sich die Häuser mit Riemchenverblendung und Putzflächen präsentieren.

Im Mai soll alles fertig sein. Die Mieter werden die gesetzlich zulässige Modernisierungsumlage von elf Prozent hinnehmen müssen. "Die meisten von ihnen wohnen hier aber noch sehr günstig, zudem wird die Erhöhung teilweise durch die rund 25-prozentige Energieeinsparung kompensiert", sagt Otto. Rosie Breme ,81, seit 30 Jahren Mieterin, freut sich über den neuen Wohnkomfort. "Durch die neuen Fenster und die neue Heizung ist es schon deutlich wärmer geworden."

Als Eigenkapitaleinsatz leisteten die einzelnen Eigentümer 1700 bis 2700 Euro. Die Hamburgische Wohnungsbaukreditanstalt (WK Hamburg) gab an 36 Eigentümer eine Darlehenssumme von insgesamt 817 760 Euro zu einem Zinssatz von einem Prozent. Die Mittel stammen aus dem Programm WK-WEGfinanz. Eine Absicherung in Form von Bürgschaften oder einer Grundschuldeintragung gibt es hier nicht. Die WK holt nur eine Schufa-Auskunft ein und lässt sich vom Verwalter bestätigen, dass die Wohngeldzahlungen pünktlich erfolgt sind. "Insbesondere ältere Eigentümer hätten von der Bank keine oder nur relativ teure Kredite bekommen, zudem haben viele Menschen Hemmungen, zur Bank zu gehen", nennt Gerd Oncken von der WK die Vorteile dieses Finanzierungsweges.

Eigentümer, die kein Darlehen in Anspruch genommen haben, bekommen nach Abschluss der Maßnahmen von der KfW einen Zuschuss von 7,5 Prozent auf die förderfähigen Kosten. Aus dem Hamburger Programm "Wärmeschutz im Gebäudebestand" gab die WK noch einen Zuschuss von knapp 40 000 Euro für die gesamte Gemeinschaft obendrauf. Und wenn nach der Sanierung die Verbrauchswerte des Effizienzhauses 115 erreicht werden, zahlt die KfW noch einen Tilgungszuschuss von 2,5 Prozent auf die jeweilige Darlehenssumme der 36 Kreditnehmer.