Ob Hightech-Schlafsysteme oder Betten aus Naturmaterialien: Gesunder Schlaf ist so individuell wie die Angebote der Hersteller.

Gedrechselte Kunststoff-Federn durchbohren das Schaumstoff-Gemisch des Nackenstützkissens im Zentimeter-Abstand. Bei jeder Kopfbewegung des Schläfers pumpen diese sogenannten "Clima-Tubes" überschüssige Feuchtigkeit aus dem Inneren des Hightech-Kissens über den Bezug aus atmungsaktivem Feinstrick in die Raumluft. Das so entstehende "trockene" Schlafklima um das Haupt des Ruhenden soll für eine längere und erholsamere Tiefschlaf-Phase sorgen.

Das Nackenstützprodukt aus dem Hause Sanders (erhältlich u. a. bei Betten Remstedt) steht beispielhaft für die Innovations-Kraft neuer Schlafprodukte aus den Werkstätten renommierter Hersteller von Bettsystemen, Bettwaren und Bettwäsche, mit der sie die Nachtruhe ihrer Kunden optimieren wollen. Denn ein gesunder, erholsamer Schlaf ist mittlerweile das alles entscheidende Produkt-Versprechen der Branche. Slogans wie "Gesünder schlafen, besser leben" auf manchen Katalogen sind nur ein Beispiel für die Überzeugungs-Strategie der Hersteller und ihrer Fachhändler.

Die berufen sich vor allem auf wissenschaftliche Erkenntnisse. Der habilitierte "Schlafpapst" Dieter Zulley und das Forscher-Team des Ergonomie-Instituts München unter Leitung von Florian Heidinger haben die wichtigsten Voraussetzungen für gesunden Schlaf ermittelt. Ihre einhellige Erkenntnis: Auf die richtige "Unterlage" kommt es an, um die Wirbelsäule an den entscheidenden Stellen zu entlasten oder zu stützen. Zulley: "Auf diese Weise lassen sich akute Rückenschmerzen zwar nicht beheben, man kann ihnen aber vorbeugen."

Die Bettsysteme, bestehend aus Lattenrost und Matratze sowie das (Nackenstütz-)Kissen, müssen vor allem im Lenden- und Nackenwirbelbereich optimal auf die jeweilige Physiognomie des Schläfers abgestimmt sein.

Hier hat Heidingers Team ein ausgeklügeltes Mess-System entwickelt, das in vielen Bettenfachgeschäften zum Einsatz kommt: Schulter- und Beckenbreite, die Lordosenposition (Tiefe und Krümmung der Wirbelsäule), Größe, Gewicht, Figur und bevorzugte Schlafposition fließen in die Analyse ein. "Wer auf Basis dieser Daten ein Bettsystem aus Unterbau, Matratze, Kissen und Bettdecke gezielt auf seine individuellen Bedürfnisse abstimmt, schläft in jedem Fall besser", sagt Schlafexperte Zulley. Wichtig sei, dass schwere Körperteile wie Hüfte und Schultern in die Matratze einsinken können und die Wirbelsäule in den fragilen Krümmungsbereichen unterstützt wird.

Daneben soll ein gleichbleibendes, trockenes "Mikroklima" in der Betthöhle möglichst lange Durchschlaf-Phasen garantieren. Hier kommt es vor allem auf den Abtransport der Feuchtigkeit an. Bis zu einem halben Liter Flüssigkeit verliert der Schläfer - je nach Konstitution - über Nacht an Matratze, Kissen und Bettdecke. Füllungen aus Hightech- oder exklusiv verarbeiteten Naturmaterialien leiten die Feuchtigkeit über Entlüftungskanäle und spezielle Bezugsstoffe ab.

Auftakt bei allen Fachhändlern bezüglich der Produktauswahl ist die Vermessung des Kunden, außerdem fragen die Experten nach dem bisherigen Schlafsystem, nach Schlafgewohnheiten oder gesundheitlichen Schwachpunkten. Auch Sonderwünsche wie die motorische Verstellbarkeit der Lattenroste werden aufgenommen. "Anhand der Daten können wir dann die infrage kommenden Modelle eingrenzen", sagt Reiner Topeters von Betten Rumöller.

Jedes Haus schwört auf seine eigenen "Systeme", die aus Matratze, Unterfederung und Bettgestell bestehen. Da alle Varianten über verschiedene Vorzüge und Konstruktionen verfügen, liegt es am jeweiligen Fachmann, für den Kunden das passende Modell zu ermitteln. So bietet Uwe Remstedt seine Boxspring-Betten der Firma Superba - wegen ihres hohen Schlafkomforts auch als "Hotelbett" bezeichnet - bevorzugt unkomplizierten Schläfer an. "Sie sind erwiesenermaßen eher für Menschen ohne Rückenprobleme und mit schwerem Körperbau geeignet, denen es vor allem auf eine komfortable Unterlage ankommt." Sogenannte "Drucksysteme" - etwa viscoelastische Matratzen von der Firma Tempur - empfehlen die Händler eher empfindlichen Schläfern von zarter Statur (Astheniker), die vor allem eine gleichmäßige Druckverteilung benötigen.

Kaltschaum- und Latexmatratzen mit passender Unterfederung hingegen eignen sich bevorzugt für Schläfer mit Rückenproblemen. Hier schwört Lars Ginap von Betten Huntenburg auf das Schweizer Bettsystem Swissflex, bei dem flexible Lattenroste präzise auf besondere Bedürfnisse und körperliche Schwachstellen des Schläfers eingestellt werden können. Ralph Günther von Bett und Raum setzt mit dem mehrstufigen Bettsystem Hüsler Nest auf hohen Schlafkomfort und die Vielfalt der Naturmaterialien. Das Federelement aus Massivholzleisten und Latexstreifen bildet die Unterlage für eine Komfortmatratze aus Naturlatex und einer Auflage aus Schafschurwolle. "Dieses System ist praktisch für alle Schlaftypen geeignet, weil hier der Druckausgleich automatisch stattfindet", sagt Ralph Günther.

Eine Liegeprobe grenzt die Auswahl nochmals ein. Betten Remstedt zieht auf Wunsch des Kunden außerdem eine Physiotherapeutin bei der Beratung hinzu. "Vor allem bei Rückenproblemen würde ich jedem Kunden zu dieser Maßnahme raten", sagt Uwe Remstedt.

Die Wahl der Bettwaren ist Sache der persönlichen Einstellung. Neben Hightech-Materialien, die besonders Allergikern empfohlen werden, bieten auch hier Natur-Füllungen eine zuverlässige Klimaregulierung.